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1 Aufgaben und Ziele des Geschichtsunterrichts in den Jahrgängen<br />
7 - 1 0 des Gymnasiums<br />
1.1 Geschichtsbewußtsein und historisches Lernen<br />
4<br />
Geschichtsunterricht leistet einen Beitrag zur Ausprägung von und kritischem Um-<br />
gang mit Geschichtsbewußtsein und historischer Identität. So trägt er dazu bei, die<br />
Persönlichkeit der Schülerin und des Schülers weiterzuentwickeln.<br />
Der Geschichtsunterricht sucht die Grundlagen der gegenwärtigen Existenz von<br />
Mensch, Gesellschaft und Staat sowie Wissenschaft und Kultur in ihren historischen<br />
Ursprüngen auf, zeigt sie in ihrer auch zeitlichen Entwicklung und beurteilt sie in<br />
ihrer Bedeutung für die Gegenwart. Kognitive wie empathische Ziele des Geschichts-<br />
unterrichts gehen über eine ausschließlich aus der Gegenwart motivierte Handlungs-<br />
anleitung hinaus, denn niemand weiß, welche Vergangenheit für die Gegenwart<br />
und Zukunft relevant wird.<br />
Mit der Erhellung der historischen Entstehungsbedingungen gegenwärtiger Zustän-<br />
de, Denkweisen und Entscheidungen leistet der Geschichtsunterricht einen Beitrag<br />
zur politischen Bildung. Durch die Vergegenwärtigung geschichtlicher Abläufe, Ursa-<br />
chen und Wirkungen macht der Geschichtsunterricht die Ambivalenz und Zeitge-<br />
bundenheit politischer Programme und ihrer Wirkungen bewußt. So bringt der Ge-<br />
schichtsunterricht in die politische Bildung ein Moment der Reflexion und Abwägung<br />
ein, das als notwendiges Gegengewicht zu einem ausschließlich der Gegenwart ver-<br />
pflichteten Handeln unverzichtbar ist. Geschichte gibt keine unmittelbaren Hand-<br />
lungsanweisungen, zeigt aber auf, was alles zu bedenken ist. Der Zugriff des Ge-<br />
schichtsunterrichts auf Vergangenheit verhindert Überlegenheitsgefühl und falsche<br />
Selbstgewißheit verkürzender teleologischer Weltdeutungsmuster. Er vermittelt die<br />
Erkenntnis des eigenen, von der Vergangenheit mitgeprägten Standorts und schafft<br />
Voraussetzungen für das Wissen darum, die gegenwärtigen Zustände nicht als etwas<br />
Selbstverständliches und Unabänderliches hinzunehmen.