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Richtig sitzen zahlt sich aus

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Vision Energieautonomie<br />

«Heute beginnen,<br />

was 2050 sein wird»<br />

von Angel Sanchez<br />

Noch spielt die Stromversorgung bei der Entwicklungsplanung einer Gemeinde keine Rolle. Das ist ein Fehler.<br />

Wer im Jahr 2050 aber eine <strong>sich</strong>ere Energieversorgung will, muss heute aktiv werden. Das hat beispielsweise<br />

die Energiestadt St.Gallen realisiert. Auch für andere Gemeinden heisst das Ziel: Energieautonomie. Private<br />

H<strong>aus</strong>halte, Dörfer und ganze städtische Siedlungen können bald schon ihren eigenen Strom produzieren. Diese<br />

Entwicklung wird insbesondere die Raumplaner, Bauherren und Architekten fordern.<br />

Die Immo-Messe Schweiz in St.Gallen<br />

steht wirklich nicht unter Verdacht, ein<br />

Treffpunkt für grüne Gutmenschen zu<br />

sein. Ende März stand an der grössten<br />

Schweizer Fachmesse für Bauherrschaften<br />

das Thema Energieautonomie ganz<br />

oben auf der Interessenliste. Die Tagung<br />

«Energieautonomie: Der Weg zur <strong>sich</strong>eren<br />

Energieversorgung» stellt Energie-<br />

Konzepte für Gemeinden und Visionen<br />

für eine energieeffi ziente Architektur ins<br />

Zentrum. Architekten, Bauplanern und<br />

Behörden drängten <strong>sich</strong> in eine der voll<br />

besetzen Olma-Hallen und wollten her<strong>aus</strong>finden,<br />

wie eine nachhaltige Energieversorgung<br />

im Jahr 2050 <strong>aus</strong>sieht.<br />

Nämlich so: Kein Öl, keine Kohle, kein<br />

Atomstrom. Mit selbst erzeugten erneuerbaren<br />

Energien lässt <strong>sich</strong> der Strom- und<br />

Wärmebedarf von ganzen Kommunen be-<br />

reits heute decken. So schreibt der renommierte<br />

«Spiegel» zum Thema Energieautonomie:<br />

«Was lange utopisch erschien,<br />

ist heute längst technisch machbar.<br />

Entscheidend sind nur noch die Menschen,<br />

die die Technologien auch einsetzen.»<br />

Diese Aussage würde Dr. Peter Moser sofort<br />

unterschreiben. Der Naturwissenschaftler<br />

ist Projektleiter bei deENet. Zusammen<br />

mit der Universität Kassel und<br />

dem Deutschen Bundesministerium für<br />

Umwelt, Naturschutz und Reaktor<strong>sich</strong>erheit<br />

untersucht er die Entwicklungsperspektiven<br />

von Regionen, die zu 100 Prozent<br />

auf erneuerbare Energien setzen. Nach<br />

dem Klimagipfel in Kopenhagen müsse es<br />

nun Vorreiter geben, die einen ökologischen<br />

Lebensstil einschlagen. Nur wer?<br />

«Regionen und Städte», sagt Moser. «Sie<br />

werden in absehbarer Zeit in der Lage<br />

Fredy Brunner, Stadtrat St.Gallen,<br />

stellt ein wegweisendes<br />

Geothermie-Projekt vor<br />

Energie UMWELT<br />

sein, ihre eigene Energie vor Ort zu produzieren.»<br />

Wie Erhebungen im Rahmen<br />

des Projekts deENet gezeigt hätten, sind<br />

dafür die Potenziale vorhanden: «Es ist<br />

überhaupt kein Problem, <strong>sich</strong> mit erneuerbaren<br />

Energien zu versorgen.»<br />

R<strong>aus</strong> <strong>aus</strong> der Steinzeit<br />

Grosse Solarkraftwerke, vernetzte Windparks,<br />

Blockheizkraftwerke, Erdwärme,<br />

Wasserkraft: Mit solchen Projekten könne<br />

die Menschheit innerhalb der nächsten<br />

drei Jahrzehnte ganz auf fossile Energien<br />

sowie Atomstrom verzichten und trotzdem<br />

prosperieren. Vor<strong>aus</strong>gesetzt, den<br />

Energieversorgern gelingt der Schritt hin<strong>aus</strong><br />

<strong>aus</strong> der Steinzeit. Denn im Prinzip<br />

wirtschaften wir wie unsere Vorfahren im<br />

frühen Pleistozän: Wir nehmen einen<br />

Rohstoff und verbrennen ihn. Wenn die<br />

Ressource aufgebraucht ist, zieht man<br />

einfach weiter. Statt ein bisschen Holz verbrennen<br />

wir heute Kohle und Öl im grossen<br />

Stil. Nur kann der moderne Mensch<br />

heute nicht einfach weiter ziehen und<br />

neue Rohstoffl ager entdecken – die Reserven<br />

an fossilen Energien sind bald erschöpft.<br />

Will man diese Lücke mit erneuerbaren<br />

Energien füllen, muss jetzt gehandelt werden.<br />

Davon ist Peter Moser überzeugt. «In<br />

den nächsten 10 bis 15 Jahren muss man<br />

die Weichen für eine zukunftstaugliche Infrastruktur<br />

stellen», sagt der Wissenschaftler.<br />

Entscheidend für die Entwicklung<br />

von Regionen, die <strong>sich</strong> mit 100 Prozent erneuerbaren<br />

Energien versorgen wollen, ist<br />

gemäss deENet vor allem die dezentrale<br />

Energieerzeugung. Dafür sind die verschiedenen<br />

Potenziale von Wind, Biomasse,<br />

Sonne, Wasser und Erdwärme zu kombi-<br />

SKR 2/10 103

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