Richtig sitzen zahlt sich aus
Richtig sitzen zahlt sich aus
Richtig sitzen zahlt sich aus
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nen Beitrag zur Bewältigung des Güterverkehrs<br />
auf den Strassen oder Schienen<br />
leisten, sei dahin gestellt.<br />
Eine denkbare Alternative wäre ein unterirdisches<br />
Tunnelsystem für die Gütertransporte<br />
durch die Schweiz. Mit CargoTube existiert<br />
ein innovativer Konzeptentwurf, mit<br />
dem Güter auf unterirdischen Verkehrswegen<br />
schnell, zuverlässig und zeitgenau transportiert<br />
werden können. Nein, das ist keine<br />
Utopie oder gar eine Vision von Spinnern.<br />
Der Gütertunnel hat eine lange Tradition<br />
und aufgrund neuer Bautechnik können<br />
heute Gütertunnel als zusätzliche Verkehrsträger<br />
kostengünstig realisiert werden.<br />
Bereits 1906 wurde in Chicago ein über<br />
100 Kilometer langes Tunnelsystem für<br />
den Transport von Kohle realisiert. Und<br />
noch bis vor sechs Jahren transportierte<br />
die London Post Offi ce Railway Company<br />
über ein 37 Kilometer langes unterirdisches<br />
Transportsystem ihre Postsäcke von<br />
den Postsammelstellen zur Zentrale.<br />
CargoTube als Transportalternative<br />
Das eigentliche Herzstück von CargoTube<br />
sind die unterirdischen Tunnel für den kontinuierlichen<br />
Transport von Paletten, erklärt<br />
uns ein Vertreter der CargoTube<br />
GmbH. Der Transport der Einheiten erfolgt<br />
auf unbemannten, autonomen Transportfahrzeugen.<br />
Die selbstfahrenden Transportmobile<br />
bewegen <strong>sich</strong> mit einer konstanten<br />
Geschwindigkeit und einem vorgegebenen<br />
Minimal-Abstand in getrennter<br />
Richtung.<br />
Die Fahrzeuge können eine oder mehrere<br />
Paletten transportieren. Da es <strong>sich</strong> um<br />
normierte Paletten (Euro-Paletten) handelt<br />
wird lediglich ein Tunnelquerschnitt<br />
von 4 bis 5 Meter benötigt. Alles, was auf<br />
einer oder mehreren Euro-Paletten platz<br />
hat, kann folgedessen CargoTube transportieren.<br />
Das sind Konsum- und Investitionsgüter,<br />
Nahrungs- und Genussmittel,<br />
Maschinenbauteile, Pakete und Expresssendungen,<br />
Sammel- und Stückgüter und<br />
vieles mehr.<br />
Der geplante Tunnel soll die grossen Logistik-<br />
und Verteilzentren direkt miteinander<br />
verbinden. Die dazwischen<br />
liegenden Produktionsstätten und<br />
Verbrauchermärkte können über einen<br />
Direkt anschluss eingebunden<br />
werden. An den Zielstationen werden<br />
die Transportfahrzeuge automatisch<br />
entladen. Die Be- und Entlade-<br />
stationen können den Kundenbedürfnissen<br />
angepasst werden. So ist eine direkte Anbindung<br />
an bestehende Hochregallager<br />
möglich ebenso wie der Weitertransport<br />
mittels Fördertechnik.<br />
Damit die Rückverfolgung der Einheiten<br />
gewährleistet werden kann, wird jede<br />
Palette mit einer GS1 1 Transportetikette<br />
oder einem RFID-Transponder <strong>aus</strong>gestattet.<br />
Durch den Transponder enthalten Datenträger<br />
alle relevanten Informationen,<br />
die für den Transport notwendig sind, wie<br />
beispielsweise Zielort, Empfänger, Gewicht,<br />
Anzahl der enthaltenen Einheiten.<br />
Durch die eindeutige, serielle Numerierung<br />
wird die sofortige Lokalisierung und die<br />
Rückverfolgbarkeit der Transporteinheiten<br />
über ein über geordnetes System gewährleistet.<br />
Zukunftsszenario oder bald Realität?<br />
Damit das Konzept der geplanten Gütertunnelröhre<br />
auch umgesetzt werden kann,<br />
wurde die CargoTube GmbH gegründet.<br />
Das Engineering Unternehmen erarbeitet<br />
das Konzept für die unterirdische Güterstrasse,<br />
legt die Normierung der Transportfahrzeuge<br />
fest und stellt die Interoperabilität<br />
der Teilstrecken <strong>sich</strong>er. Zur Zeit<br />
wird mit Hochdruck am Machbarkeitsnachweis<br />
gearbeitet.<br />
Das Konzept der CargoTube ist breit abgestützt.<br />
Dienstleistungsanbieter wie SBB,<br />
Post, Transportunternehmen, Spediteure<br />
und Grossverteiler die in Zukunft eigene<br />
CargoTube Fahrzeugfl otten be<strong>sitzen</strong> oder<br />
anmieten, wirken ebenso mit, wie Transportfahrzeug-Hersteller,Infrastrukturbetreiber<br />
und Erbauer. So ist <strong>sich</strong>ergestellt,<br />
dass das Projekt «CargoTube» auch den<br />
Bedürfnissen der Wirtschaft und Industrie<br />
entspricht und auf einer realistischen<br />
Grundlage aufbaut.<br />
Die Bedürfnisse der künftigen Benutzer<br />
bestimmen das Detailkonzept, und beim<br />
Tunnelbau sowie beim Betrieb wird <strong>aus</strong>schliesslich<br />
auf bewährte Technik abgestellt.<br />
Dies wird dadurch erreicht, dass auf<br />
jedem Teilgebiet Firmen mitarbeiten, die<br />
auf ihrem Gebiet führend sind und über<br />
langjährige Erfahrungen verfügen.<br />
Die unterirdischen Transportröhren werden<br />
mit Tunnelbohrmaschinen und Tüb-<br />
1 GS1 Schweiz ist der Kompetenzpartner für die<br />
Mitglieder zur Förderung effi zienter Standards,<br />
Logistik, Prozessen, Methoden und Kooperationen.<br />
Verkehrsinfrastruktur VERKEHR<br />
bing<strong>aus</strong>bau erstellt. Oben bleibt alles ohne<br />
Einschränkungen in Bewegung, während<br />
im Untergrund eine neue Infrastruktur<br />
entsteht. Der Vortrieb erfolgt computergesteuert<br />
auf den Zentimeter genau. Mit<br />
dem heutigen Stand der Technik kann eine<br />
Tunnelröhre mit 4 bis 5 Meter Durchmesser<br />
und einem Kilometer Länge je nach<br />
Geologie in einem Monat realisiert werden.<br />
Die Kosten dafür werden heute auf<br />
10 bis 20 Millionen Franken geschätzt. Für<br />
einen Kilometer Autobahnneubau, vierspurig<br />
mit Pannenstreifen, wird laut Bundesamt<br />
für Strassen (ASTRA) ein Betrag<br />
von 80 bis 150 Millionen veranschlagt.<br />
Die positiven Rückmeldungen <strong>aus</strong> Wirtschaft<br />
und Industrie bestärken die Initianten,<br />
auf dem richtigen Weg zu sein.<br />
Namhafte Unternehmen und Grossverteiler<br />
haben ihre Mitarbeit zuge<strong>sich</strong>ert oder<br />
arbeiten bereits in einzelnen Teilprojekten<br />
mit und sorgen so für die Projektakzeptanz.<br />
Die Realisierungschancen beurteilen<br />
die Initianten als gut. Für die Verlegung von<br />
Tunnel- und Fahrleitungsröhren sind keine<br />
langwierigen Genehmigungsverfahren<br />
notwendig, wie dies beim Bau resp. Ausbau<br />
von Autobahnen erforderlich wäre.<br />
Kooperation und Finanzierung<br />
Ob der Betrieb von CargoTube rentabel sein<br />
wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab.<br />
Die Initianten, Benutzer, Experten, Verwaltung<br />
und die Politik müssen multidisziplinär<br />
und eng zusammenarbeiten. Verlässliche<br />
Anforderungen wie Mengengerüste<br />
und Projektionen müssen vorliegen, und<br />
von Anfang an muss ein kosten- und fi nanzierungsbewusstes<br />
Design verfolgt werden.<br />
In der Finanzierung sieht die CargoTube<br />
GmbH die grösste Her<strong>aus</strong>forderung. Eine<br />
breit abgestützte, gemischt öffentlich-privatwirtschaftliche<br />
Finanzierung steht im<br />
Vordergrund. Ob und wie das Modell PPP<br />
(Public-Private-Partnership) Schweiz zum<br />
Tragen kommen könnte, wird abgeklärt.<br />
Neue oder breitere Strassen sind keine Lösungen<br />
für die Verkehrsprobleme: sie verlagern<br />
nur den Verkehr oder wecken neue<br />
Mobilitätsbedürfnisse. Eine zukunftsorientierte<br />
Verkehrspolitik sollte alle Möglichkeiten<br />
einer Verkehrsverminderung <strong>aus</strong>schöpfen<br />
und nach neuen, phantasievollen, asphaltfreien<br />
und CO2-armen Wegen suchen.<br />
Das Projekt CargoTube ist nicht nur wegen<br />
seiner CO2 Einsparung attraktiv, sondern ist<br />
eine interessante Transportalternative und<br />
trägt zur Entlastung der Nationalstrassen<br />
und der Bundeskasse bei.<br />
SKR 2/10 123