Richtig sitzen zahlt sich aus
Richtig sitzen zahlt sich aus
Richtig sitzen zahlt sich aus
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ÖFFENTLICHER RAUM<br />
Standortmarketing<br />
den Zentren durch gute Rahmenbedingungen gehalten und gesteigert<br />
werden, damit die Finanzierung der Zentrumsleistungen und<br />
Transferleistungen an die Landkantone weiterhin möglich sind. Und<br />
schliesslich werden die so genannten Soft-Faktoren immer wichtiger:<br />
Freundlichkeit, Sauberkeit, gepfl egte öffentliche Räume und ein<br />
attraktives Kulturangebot sind als Standortthemen ebenso wichtig<br />
wie die Steuerbelastung. Derzeit erarbeiten wir für die Regierung<br />
eine Strategie Stadtwohnen und Vorschläge für eine allfällige Revision<br />
der einschlägigen Gesetze, um das Stadtwohnen noch stärker<br />
fördern zu können. Die Unternehmen werden demnächst steuerlich<br />
weiter entlastet und für die generelle Attraktivität der Stadt wird<br />
das Projekt WELCOME umgesetzt, das die drei Bereiche Gastfreundschaft,<br />
Navigation (Fussgängerführung, Beschilderung) und Sauberkeit<br />
miteinander verbindet und so möglichst viel Wirkung erzeugen<br />
will. Zielgruppe sind Gäste und Neuzuzüger.<br />
«Freundlichkeit, Sauberkeit, gepfl egte<br />
öffentliche Räume und ein attraktives<br />
Kulturangebot sind als Standortthemen<br />
ebenso wichtig wie die Steuerbelastung»<br />
SKR: Die aktuelle Stadtwohnkampagne baut auf den fünf Schlüsselbegriffen:<br />
Kultur, Power, Familie, Freizeit und Klima. Was wird bei<br />
der Gestaltung des öffentlichen Raums unternommen, damit <strong>sich</strong><br />
Familien zu H<strong>aus</strong>e fühlen und von einem breiten Freizeitangebot<br />
profi tieren können?<br />
Die Kampagne will zeigen, dass in den Städten das Angebot an Kultur,<br />
an gesellschaftlicher Energie, Familienunterstützung und Freizeitanlagen<br />
dichter ist als in der äusseren Agglomeration und dass<br />
das meiste zu Fuss oder mit dem Velo erledigt werden kann. Für die<br />
Gestaltung des öffentlichen Raums werden all diese Aspekte berück<strong>sich</strong>tigt,<br />
noch ergänzt mit Aspekten der Sicherheit und dem<br />
Unterhalt. Das Projekt «Auf Augenhöhe 1.20 Meter» für eine kinderfreundliche<br />
Stadtentwicklung ist dafür wegweisend. Die Entwicklung<br />
der öffentlichen Räume <strong>aus</strong> Kinder<strong>sich</strong>t ergibt auch für<br />
Senioren und alle physisch Benachteiligten, aber auch für die Gesamtbevölkerung<br />
gute Resultate. Beispielhaft ist die Umgestaltung<br />
der Claramatte, einst ein von Autos umstellter Unort oft illegaler<br />
Tätigkeiten, heute eine familienfreundliche Freizeitanlage mit «Kinder-Tankstelle»,<br />
offener Sicht rundum, neuen Familien-Wohnungen<br />
am Rande und einem Parkh<strong>aus</strong> im Untergrund.<br />
SKR: Das Thema Wohnen in Basel ist einer der neun Schwerpunkte<br />
der Tätigkeiten des Regierungsrates des Kantons Basel-Stadt in den<br />
Jahren 2009 bis 2013. Mit dem Schwerpunktprogramm «Logis<br />
Bâle», das bereits 2001 gestartet ist, sollen innerhalb von 10 Jahren<br />
5’000 neue Wohnungen geschaffen werden, um gut betuchte Steuerzahler<br />
zurückzugewinnen. Welche Anstrengungen werden in Basel<br />
sonst noch zur Wohnbauförderung respektive zur Rückgewinnung<br />
der abwandernden Bevölkerung unternommen?<br />
Die Beratung, Kampagnen und Investorengespräche werden weitergeführt<br />
und ergänzt mit neuen Kooperationen sowie mit der<br />
bereits erwähnten Strategie Stadtwohnen und allfälligen Gesetzesanpassungen.<br />
Die Kooperationen betreffen neben den Mieter-<br />
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organisationen und Genossenschaften vermehrt auch Gewerbe-<br />
und Bankenkreise, die wir auch für Sponsoring gewinnen wollen. In<br />
der Strategie wird die Regierung Ende 2010 zu rund zehn Themenfeldern<br />
Stellung nehmen und dar<strong>aus</strong> konkrete Fördermassnahmen<br />
ableiten, die auch über Planungs-, Reglements- und Finanzfragen<br />
hin<strong>aus</strong> gehen. Danach wird politisch entschieden, ob allenfalls Gesetzesanpassungen<br />
erfolgen; die Fachstelle Stadtwohnen erarbeitet<br />
bereits die Entscheidungsgrundlagen dazu. Sehr wichtig ist schliesslich<br />
der Kontakt zu allen Interessenverbänden und Engagierten; der<br />
persönliche Kontakt ist oft entscheidender als Regelfragen. Basel<br />
soll durch gute Kundenpfl ege als attraktiver Wohn- und Investitionsort<br />
wahrgenommen werden.<br />
SKR: Wo sehen Sie als Leiter der Abteilung Kantons- und Stadtentwicklung<br />
ange<strong>sich</strong>ts des engen Raumes noch Chancen für die Wirtschaftsentwicklung<br />
im Kanton Basel-Stadt und was tun Sie dafür?<br />
Das Wirtschafts-, Sozial- und Umweltdepartement (WSU) führt die<br />
bisherige Kundenpfl ege und Unterstützung engagiert weiter, wie in<br />
anderen Städten stehen dabei neben den Grossunternehmen und<br />
ansässigen KMU die Jungunternehmen, Kreativwirtschaftler und<br />
generell Innovationen im Vordergrund. In kleinem Raum gibt es<br />
quali tatives Wachstum durch Exzellenz, für die Produktion ist das<br />
Umland bestens geeignet. Der Wirtschaftsraum umfasst eine trinationale<br />
Region mit fast 1’000’000 Einwohnern, Basel als Zentrum<br />
kann als Denk- und Forschungsplatz durch<strong>aus</strong> noch wachsen,<br />
auch physisch in die Höhe, wie aktuelle Bau-Projekte zeigen. Wenn<br />
wir mit den nationalen und regionalen Rahmenbedingungen gegenüber<br />
den Konkurrenz-Standorten Öresund, Boston, Shanghai<br />
oder Singapur mithalten können, darf man optimistisch sein.Hier<br />
ist neben der Kantons- und Stadtentwicklung vor allem die nationale<br />
Politik gefordert, die unternehmerische Freiheit muss gross sein,<br />
unser Wohlstand hängt von dieser Wettbewerbssituation ab. Basel<br />
investiert derzeit viel in den Ausbau der Hochschulen, um die Forschung<br />
zu stützen und gute Fachkräfte anbieten zu können.<br />
SKR: Was bedeutet für Sie eine zukunftsfähige Stadtentwicklung?<br />
Unter Stadtentwicklung versteht die Lehrmeinung den realen Veränderungsprozess<br />
im urbanen Raum und zweitens die politische<br />
Planung und Steuerung. Da in der realen Entwicklung die Wechselwirkungen<br />
komplex und politisch nur bedingt steuerbar sind, verknüpft<br />
eine zukunftsfähige Stadtentwicklung lang-, mittel- und<br />
kurzfristige Sichtweisen. Sie schafft so Plattformen zur Verbesserung<br />
der Zusammenarbeit, stimmt bestehende Planungsprozesse<br />
aufeinander ab und zeigt politikfeldübergreifende Zusammenhänge<br />
«vor Ort» ganz konkret auf. So trägt sie wirksam dazu bei, dass die<br />
inhaltlichen Ziele, wie sie in der Kantonsverfassung und Gesetzgebung<br />
sowie im Legislaturplan 2009–13 vorgegeben sind, erreicht<br />
werden. Damit dies gut funktioniert, ist – wie bereits gesagt –<br />
wichtige Informations- und Partizipationsarbeit zu leisten. Damit<br />
kann Vertrauen aufgebaut und die kurz<strong>sich</strong>tige Ego-Sicht mit einem<br />
Blick auf die nächsten Generationen überwunden werden. Dieser<br />
Schritt zur Gesamt<strong>sich</strong>t auf einer langen Zeitachse ist <strong>aus</strong> menschlichen<br />
Gründen die grösste Her<strong>aus</strong>forderung!<br />
SKR: Herr Kessler, wir danken Ihnen bestens für dieses Gespräch.