TB 1 - Landesfilmdienst Nordrhein-Westfalen eV
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FORDERUNG NACH REHABILITATION –<br />
REHABILITATION UND FAMILIENZUSAMMENFÜHRUNG - ZU BS<br />
16<br />
Rehabilitation und Familienzusammenführung<br />
Am 29. August 1964 verabschiedete das Präsidium des Obersten Sowjets der UdSSR den Beschluss über<br />
die Abänderung des eigenen Erlasses vom 28. August 1941 "Über die Umsiedlung der Wolgadeutschen".<br />
Dieser Beschluss nahm zwar von den Russlanddeutschen den Makel des Verrats, war jedoch nur eine<br />
formale Rehabilitierung und wurde obendrein erst nach der Entmachtung Chruschtschows veröffentlicht.<br />
Außerdem wurde das Wenige, das mit dem Beschluss versprochen wurde, von den örtlichen Behörden<br />
entweder sehr spät oder nur zum Teil bzw. gar nicht in die Tat umgesetzt. Seine Bedeutung hatte der<br />
Ukas aber dadurch, dass die Russlanddeutschen aus der Versenkung geholt wurden, nachdem sie zuvor<br />
im Gegensatz zu anderen gemaßregelten Völkern der Sowjetunion übergangen worden waren.<br />
Aber auch 1964 mussten die Russlanddeutschen in ihren Vertreibungsgebieten bleiben. Noch bis in die<br />
80er Jahre lastete auf ihnen das moralische Erbe des deutschen Angriffskrieges und die Last der deutschen<br />
Kapitulation. Sie hatten es nicht leicht, sich in einem Land zu behaupten, in dem "Njemez" zum<br />
Inbegriff alles Bösen und zum Synonym für "Faschist" geworden war. Deutschsprachige Zeitungen wie<br />
das Moskauer "Neue Leben" und die "Freundschaft" in Kasachstan konnten es vor Gorbatschow noch<br />
weniger als russische Zeitungen wagen, Kritik am Staat sowie dessen Partei und Politik zu äußern.<br />
Die wenigen Sendungen in deutscher Sprache in Rundfunk und Fernsehen hatten nach einem strengen<br />
prosowjetischen Ritual abzulaufen. Der zweimal jährlich von Hugo Wormsbecher herausgegebene Almanach<br />
"Heimatliche Weiten", eine Sammlung russlanddeutscher Poesie, Prosa und Publizistik, stellte<br />
1989 sein Erscheinen ein. Das 1981 gegründete Deutsche Dramentheater in Temirtau (heute in Almaty)<br />
hatte ständig Existenzschwierigkeiten und Personalschwund durch die Ausreise der Schauspieler. Der<br />
muttersprachliche Unterricht schließlich konnte sich niemals von den Schwierigkeiten lösen, die durch<br />
fehlende Lehrer und Lehrbücher entstanden.<br />
Quelle: http://www.aussiedler-neuss.de/Geschichte.html<br />
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