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TB 1 - Landesfilmdienst Nordrhein-Westfalen eV

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AUTONOMIEBEWEGUNG – DIE SITUATION IN DER<br />

GEMEINSCHAFT UNABHÄNGIGER STAATEN (GUS) – BS 19<br />

In den ersten Jahren ihres Bestehens (bis Mitte 2000) konnte die Kulturautonomie insgesamt betrachtet<br />

die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Eine Ursache dafür sind Konflikte zwischen den russlanddeutschen<br />

Verbänden und russischen Stellen. Im Programm selbst liegende Ungereimtheiten, wie zum<br />

Beispiel die Möglichkeit mehrerer Kulturautonomien auf einem Territorium, waren eine weitere Ursache.<br />

Im Ergebnis wurden die Möglichkeiten zur Initiierung von Projekten nicht nachhaltig genutzt. Sowohl<br />

die russische Regierung als auch die deutsche Regierung, welche die Kulturautonomie grundsätzlich<br />

begrüßt, hielten sich in der Finanzierungsfrage zurück.<br />

Im Dezember 1999 wurde der neu gewählten Duma der Russländischen Föderation der Entwurf eines<br />

Föderalen Gesetzes „Rehabilitierung der Russlanddeutschen“ vorgelegt. Der Gesetzentwurf sieht auch<br />

die territoriale Rehabilitierung durch die Schaffung kompakter Siedlungsgebiete in national territorialen<br />

Einheiten mit lokaler Selbstverwaltung vor. Von einer Wiedererrichtung der Wolgarepublik in ihren<br />

territorialen Grenzen ist dagegen nicht die Rede. Eine Verabschiedung des Gesetzes ist derzeit nicht in<br />

Sicht.<br />

Nationale Rayons in Westsibirien<br />

Die Deutschen Nationalen Rayons (ein Rayon entspricht einem Landkreis) Halbstadt in der Altai-Region<br />

und Asowo bei Omsk sind die einzigen Verwaltungseinheiten mit größeren Selbstbestimmungsmöglichkeiten<br />

für die Russlanddeutschen, die auf dem Gebiet der Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion<br />

bis zum Jahr 2000 wieder eingerichtet wurden.<br />

Die Gesellschaft „Wiedergeburt“ arrangierte sich mit der Entwicklung. Sie sah in den Rayons eine<br />

Gefahr für ihr übergeordnetes Ziel der territorialen Rehabilitierung an der Wolga, die damals, 1991/92,<br />

erreichbar schien. Andere sahen in den Rayons den ersten wichtigen Schritt zum Ziel. Für die Bundesregierung<br />

stand der Ausbau der Rayons seit ihrer Gründung im Mittelpunkt der Förderung.<br />

Erste Siedlungsgründungen in Westsibirien durch Deutsche hatte es im Rahmen der russischen Sibirienbesiedlungspolitik<br />

bereits Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts gegeben. 1927 war der Rayon<br />

Halbstadt entstanden, wurde aber wie alle deutschen Rayons im Jahr 1938 aufgelöst. Die Bevölkerung<br />

entging jedoch der Deportation. Daher verfügte die Region 1991 über einen hohen Prozentsatz an alteingesessener<br />

russlanddeutscher Bevölkerung. Dorfgemeinschaften und ein weitgehend deutsch geprägtes<br />

kulturelles Umfeld konnten sich lokal erhalten.<br />

Halbstadt<br />

Am 1. Juli 1991 wurde der Deutsche Nationale Rayon Halbstadt wieder eingerichtet. Als Hauptort wurde<br />

Halbstadt bestimmt. Der Rayon liegt in der Nähe von Slawgorod. Er wurde durch den Zusammenschluss<br />

von 16 Dörfern mit insgesamt 20700 Einwohnern, davon 18600 Deutschen, erreicht. 1998/99 lebten im<br />

Gebiet des Rayons und in der Stadt Slawgorod circa 39000 Russlanddeutsche.<br />

Im Mai 1993 wurde die „Entwicklungsgesellschaft Halbstadt“ mit Sitz in Schumanowka gegründet, die<br />

den Aufbau des Rayons koordiniert und die Projekte verwaltet. In ihr zusammengeschlossen sind als<br />

Gesellschafter die GTZ und als örtliche Trägerin die „Brücke GmbH“.<br />

<strong>TB</strong><br />

38,3<br />

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