TB 1 - Landesfilmdienst Nordrhein-Westfalen eV
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HEIMAT, WO BIST DU? – BS 21<br />
Ausländerrechtliche Beschränkungen, die etwa der Unterbindung des Familiennachzuges von Zwangsverheirateten<br />
aus Anatolien dienen sollen, drohen unversehens zum Hinderungsgrund für die integrationspolitisch<br />
wünschenswerte gemeinsame Ausreise russlanddeutscher Kernfamilien zu werden.<br />
Wer im gesellschaftlichen Leben unseres Landes heimisch werden will, braucht deutsche Sprachkenntnisse.<br />
Die apodiktische Forderung an russlanddeutsche Familien nach dem Nachweis eines bestandenen<br />
Sprachtestes als Voraussetzung für eine Aufnahme in Deutschland verkennt aber wesentliche Aspekte<br />
der Entwicklung dieser Volksgruppe. Es war die stalinsche Repressionspolitik, die dazu führte, dass die<br />
Menschen trotz ihrer im Pass und Namen erkennbaren Nationalität vielerorts nicht mehr als deutsche<br />
Sprachgemeinschaft – wohl aber als deutsche Schicksalsgemeinschaft leben.<br />
Wir stehen also vor der Frage, ob wir bei unseren Bemühungen um nachhaltige Integration von Zuwanderern<br />
bereit sind, der besonderen Verantwortung für Spätaussiedler den erforderlichen Raum zu<br />
geben.<br />
Die Bereitschaft der Bundesrepublik Deutschland, nach Holocaust und Weltkriegskatastrophe im Bewusstsein<br />
nationaler Verantwortung eine Politik aktiver Kriegsfolgenbewältigung zu betreiben, war zweifellos<br />
ein moralisches Gebot. Diese Politik hat sich aber auch als außerordentlich erfolgreich erwiesen. Ihre<br />
Resultate reichen vom europäischen Einigungsprozess bis zur Wiedererlangung der deutschen Einheit.<br />
Aussiedlerpolitik hat als Beitrag zur Bewältigung von Kriegsfolgen immer einen besonderen Stellenwert<br />
gehabt und verdient ihn auch weiterhin. Es war das besondere Verdienst der damaligen Bundesregierung,<br />
namentlich von Horst Waffenschmidt, dass sie unmittelbar nach dem Fall des Eisernen Vorhanges<br />
unseren besonderen Verpflichtungen gegenüber den Russlanddeutschen engagiert nachgegangen ist.<br />
Diese Politik braucht unter den gegebenen Umständen eine angemessene Fortsetzung. Ihr besonderes<br />
Anliegen darf im Getöse einer undifferenzierten Integrationsdebatte nicht untergehen.<br />
Nur so werden wir auch die Chancen dieser Politik nutzen können, die darin besteht, dass Russlanddeutsche<br />
kulturelle und wirtschaftliche Brücken zwischen Deutschland und Russland, aber auch zu den<br />
mittelasiatischen Staaten der ehemaligen Sowjetunion schlagen können.<br />
Solche Brücken schaffen ein authentisches Band menschlicher Beziehungen und befördern damit eine<br />
staatliche Partnerschaft, die in unser aller Interesse liegt.<br />
Quelle: http://www.bmi.bund.de/cln_028/nn_122304/Internet/Content/Themen/Aussiedlerbeauftragter/Daten-<br />
undFakten/Verantwortung__fuer__Schicksalsgemeinschaft__Russlanddeutsche.html<br />
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