TB 1 - Landesfilmdienst Nordrhein-Westfalen eV
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58<br />
AUTONOMIEBEWEGUNG –<br />
AUTONOMIE UND AUSREISE – BS 19<br />
In der Autonomie sahen die Führer und Mitglieder der Gesellschaft "Wiedergeburt" das wirksamste<br />
Mittel gegen die Ausreise. Die neue Politik Michail Gorbatschows hatte die Ausreisebestimmungen erleichtert,<br />
aber an der tatsächlichen Situation der Russlanddeutschen hatte sich noch nichts verändert.<br />
Der Strom der Aussiedler aus der Sowjetunion stieg seit 1987 stark an.<br />
Schritte in der Autonomiefrage:<br />
• Am 14. November 1989 verabschiedete der Oberste Sowjet der UdSSR eine Deklaration, in der die<br />
Deportationen in der Zeit des Zweiten Weltkrieges als gesetzwidrig und verbrecherisch bewertet<br />
wurden.<br />
• Am 28. November 1989 stimmte der Nationalitätensowjet der UdSSR der Wiederherstellung der<br />
ASSR der Wolgadeutschen im Prinzip zu.<br />
• 1989 kam es daraufhin unter der jetzt im Wolgagebiet lebenden Bevölkerung zu Protesten.<br />
• 1990/91 schlug die Sowjetregierung die Schaffung einer "Assoziation" – einer Kulturautonomie<br />
ohne Territorium – vor. Aber die Mehrheit der Delegierten eines Außerordentlichen Kongresses der<br />
"Wiedergeburt" lehnte diesen Vorschlag ab.<br />
• Im Frühjahr 1991 nahm sich die Regierung der RSFSR auch der Belange der Deutschen an. Am 26.<br />
April 1991 verabschiedete der Oberste Sowjet ein "Gesetz zur Rehabilitierung der repressierten<br />
Völker".<br />
• Nachdem dem Zerfall der UdSSR (1991), verhinderten die neue Regierung Russlands und der neue<br />
Präsident Boris Jelzin mit einer Hinhaltepolitik die Umsetzung des Gesetzes. Jelzin nahm seine Zusage<br />
zur Wiederherstellung der Autonomen Wolgarepublik wieder zurück. Die meisten Russlanddeutschen<br />
sahen nun ihre Zukunft in der Ausreise nach Deutschland.<br />
Gründung der Gesellschaft "Wiedergeburt" 1988/1989<br />
Die Bemühungen der Russlanddeutschen um die Wiedererrichtung der autonomen Republik an der<br />
Wolga wurden zur Amtszeit Gorbatschows wieder aufgenommen. Delegationen reisten nach Moskau.<br />
Bereits 1987 begannen deutschsprachige Zeitungen Artikel zu veröffentlichen, die bislang "tabu" waren,<br />
wie z. B. über die ASSR der Wolgadeutschen, über Arbeitslager, Deportation, Autonomiebewegung oder<br />
die Beteiligung der Russlanddeutschen am Aufbau der Sowjetgesellschaft.<br />
Das Jahr 1989 war von besonders zahlreichen Aktivitäten der Autonomiebewegung geprägt. Von offizieller<br />
Seite gab es positive Signale, die auf volle Rehabilitierung und Wiederherstellung der Autonomie<br />
hoffen ließen.<br />
Die einzelnen Gruppen aktiver Russlanddeutscher schlossen sich Ende März 1989 zur "Allunionsgesellschaft<br />
der Sowjetdeutschen ‘Wiedergeburt‘ für Politik, Kultur und Bildung" – kurz "Wiedergeburt"<br />
genannt – zusammen.<br />
Anfang 1990 zählte die Gesellschaft etwa 5000 Mitglieder.<br />
Die Gesellschaft "Wiedergeburt" stellte sich folgende Ziele:<br />
• Bewahrung der Kultur, Traditionen und der deutschen Sprache,<br />
• volle Rehabilitierung der Deutschen in der Sowjetunion,<br />
• Wiederherstellung der autonomen Republik an der Wolga und der nationalen Landkreise in Gebieten<br />
mit kompakt siedelnder deutscher Bevölkerung,<br />
•<br />
völlige Glaubensfreiheit.