TB 1 - Landesfilmdienst Nordrhein-Westfalen eV
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DER ZERFALL DER SOWJETUNION – BS 20<br />
für den Deutschunterricht) aber nicht überwinden konnten.<br />
Die Entspannungspolitik Gorbatschows machte schließlich die Übersiedlung vieler Russlanddeutscher in<br />
die BRD erst möglich.<br />
1986 wurden die Ausreisebestimmungen liberalisiert und ein ganzes Paket von Maßnahmen für die<br />
Russlanddeutschen 1986 beschlossen.<br />
Einige Vertreter der Russlanddeutschen griffen die Autonomiebestrebungen wieder auf, wobei sie die<br />
frühere Wolgarepublik vor Augen hatten. Auch dieses Thema konnte nun öffentlich diskutiert werden.<br />
Im Zuge der dabei in Gang gekommenen Diskussion wurde im März 1989 die Gesellschaft "Wiedergeburt"<br />
gegründet.<br />
Das Scheitern der Perestroika und der Zerfall der UdSSR Ende 1991bedeuteten auch das Scheitern der<br />
Autonomiebewegung. Lediglich zwei deutsche Landkreise (Rayons) wurden gebildet: Halbstadt und<br />
Asowo.<br />
Diese Entwicklung ließ die Zahl der Aussiedler erneut in die Höhe schnellen.<br />
Maßnahmen für Russlanddeutsche (1986)<br />
1990 antwortete der damalige sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow auf die Frage nach der<br />
Situation der Russlanddeutschen:<br />
"Die Sowjetdeutschen werden aus vielen Gründen sehr geschätzt, und niemand will, dass sie das Land<br />
verlassen. Wo immer heute Deutsche in der Sowjetunion leben, möchten ihre Mitbürger sie als Nachbarn<br />
behalten und sind besorgt, dass sie in andere Regionen unseres Landes umsiedeln könnten…"<br />
Um die Deutschen zum Bleiben in der Sowjetunion zu bewegen, wurden in der zweiten Hälfte der achtziger<br />
Jahre eine Reihe staatlicher Maßnahmen ergriffen.<br />
Ein wichtiger Punkt betraf den Muttersprachenunterricht. Dafür wurde 1986 ein "Pogramm für den muttersprachlichen<br />
Deutsch- und Literaturunterricht in den Klassen 5 bis 11" neu erarbeitet. Das Ansehen<br />
von Institutionen und Kultureinrichtungen der deutschen Minderheit sollte erhöht werden.<br />
Das kirchliche Leben verbunden mit der legalen Etablierung von evangelisch-lutherischen und katholischen<br />
Gemeinden bekam unter der Politik von Glasnost und Perestroika einen neuen Aufschwung.<br />
Muttersprachenunterricht<br />
Die Situation des muttersprachlichen Deutschunterrichts in Kasachstan in jener Zeit wird von D. Friesen<br />
(von 1960-63 Schulinspektor im Bildungsministerium Kasachstans für den fremd- bzw. muttersprachlichen<br />
Deutschunterricht) folgendermaßen geschildert:<br />
"[Es] bestand der größte Mangel damals (und besteht heute noch) darin, daß die Schulen, die Bildungsämter<br />
sowie die örtlichen Partei- und Sowjetorgane die Bedeutung, die das Erlernen der deutschen<br />
Muttersprache mit sich bringt, unterschätzen und diesbezüglich keine genügende Aufklärungsarbeit<br />
leisten. Es fehlte und fehlt die materielle Basis: Programme, entsprechende Lehrbücher, methodische<br />
Hilfs-, Anschauungs- und technische Unterrichtsmittel. Besonders große Schwierigkeiten bereitete aber<br />
das Fehlen fachkundiger Lehrkräfte.<br />
In vielen Achtklassen- und Mittelschulen der Republik wurde im Schuljahr 1957-1958 sogar das Fach<br />
Fremdsprache nicht unterrichtet, denn es gab dafür einfach keine Lehrer".