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AUTONOMIEBEWEGUNG – DIE SITUATION IN DER<br />

GEMEINSCHAFT UNABHÄNGIGER STAATEN (GUS) – BS 19<br />

Die Situation in der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS)<br />

Ute Heinen<br />

Autonomiebewegung<br />

Auszüge<br />

Seit den sechziger Jahren kämpfte die deutsche Autonomiebewegung für die Rehabilitierung der Russlanddeutschen.<br />

Ziel war die Wiederherstellung ihrer am 28. August 1941 im Sinne der sowjetischen<br />

Verfassung von 1936 widerrechtlich aufgelösten Republik an der Wolga. Mit ihrer Wiedereinrichtung<br />

verbanden die Russlanddeutschen die Schaffung eines politischen, kulturellen und wissenschaftlichen<br />

Zentrums für in der gesamten ehemaligen UdSSR lebende Deutsche als eine wesentliche Voraussetzung<br />

für den Erhalt der Volksgruppe, ihrer Sprache und Identität (vgl. hierzu auch S. 20 ff.). Die Wiederherstellung<br />

dieser Republik an der Wolga ist bis heute ein Kristallisationspunkt für Angehörige der deutschen<br />

Minderheiten, unabhängig von ihrer aktuellen Staatszugehörigkeit. Auch die Bundesrepublik Deutschland<br />

misst der vollen Rehabilitierung der Russlanddeutschen hohe Bedeutung bei.<br />

Am 26. April 1991 verabschiedete der Oberste Sowjet der Russländischen Föderation ein Gesetz „Über<br />

die Rehabilitierung der repressierten Völker“, das auch die Wiederherstellung der während des Zweiten<br />

Weltkrieges aufgelösten Autonomen Republiken und Gebiete vorsah. Die Umsetzung des Gesetzes wurde<br />

jedoch ausgesetzt und bis heute nicht vollzogen. Dies wird durch die Verfassung vom 12. Dezember<br />

1993 untermauert, die insofern neue Tatsachen schuf, als Grenzen zwischen den Subjekten der Föderation<br />

nur in gegenseitigem Einvernehmen geändert werden können.<br />

Scheitern der Wolgarepublik<br />

Im November 1991 unterzeichneten der ehemalige Präsident Boris Jelzin und der damalige Bundeskanzler<br />

Helmut Kohl eine Gemeinsame Erklärung, in der auch der Punkt der Wiedererrichtung der Wolgarepublik<br />

enthalten war. Insbesondere drei Faktoren machten das Projekt zunichte:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Das Angebot eines steppenartigen Geländes am Eltonsee, das außerhalb der traditionellen Grenzen<br />

der Wolgarepublik liegt und früher als Militärversuchsgelände gedient hatte, als Ort der<br />

Wiederansiedlung,<br />

das Moratorium des Obersten Sowjets der Russländischen Föderation vom Dezember 1991, das<br />

Gebietsveränderungen für die Dauer von fünf Jahren untersagte sowie<br />

Proteste der in den Siedlungsgebieten an der Wolga mittlerweile ansässigen russischen Bevölkerung.<br />

Im Januar 1992 distanzierte sich Präsident Jelzin sichtlich von seiner kurz zuvor gegebenen Zusage.<br />

Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages reagierte, indem er die für den Wiederaufbau der<br />

Wolgarepublik für das Haushaltsjahr 1992 bereit gestellten 50 Millionen DM sperrte. Die Mittel sollten,<br />

so war es mit dem Vorsitzenden des Staatskomitees für Nationalitätenpolitik Leonid Prokopjew und den<br />

Gebietsverwaltungen abgestimmt, vor allem der Bevölkerung jener Landkreise zugute kommen, die zur<br />

Wolgarepublik gehört hatten.<br />

<strong>TB</strong><br />

38,1<br />

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