Berichte
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Gestaltung der Anlagen die Voraussetzungen, die zu<br />
dem Unfall geführt haben.<br />
Mit dieser Feststellung können jedoch die Defizite im<br />
Arbeitsschutz, die mit der geführten Untersuchung<br />
aufgedeckt wurden, nicht entschuldigt werden. Der<br />
Sinn der Forderungen nach einer Gefährdungsbeurteilung<br />
und der Realisierung der daraus abzuleitenden<br />
Maßnahmen besteht darin, dem Arbeitgeber<br />
(und den Beschäftigten) die mit der Arbeit verbundenen<br />
Risiken bewusst zu machen und den Schutz<br />
vor Gesundheitsgefahren zu gewährleisten.<br />
Für die Arbeitsschutzbehörde resultieren aus den im<br />
Rahmen der durchgeführten Schwerpunktaktion<br />
gesammelten Erfahrungen folgende Konsequenzen:<br />
• Jede Biogasanlage ist bereits mit der Planungsphase<br />
beginnend arbeitsschutztechnisch durch<br />
die zuständige Regionalinspektion zu betreuen,<br />
unabhängig davon, ob die Anlage einem immissionsschutzrechtlichen<br />
Genehmigungsverfahren<br />
unterliegt.<br />
• Vor-Ort-Kontrollen in Biogasanlagen durch die<br />
Arbeitsschutzbehörde vor der Inbetriebnahme,<br />
nach wesentlichen Änderungen bzw. in entsprechenden<br />
Zeitabständen sind obligatorisch vorzunehmen.<br />
Defizite im Arbeitsschutz sind in Abhängigkeit<br />
von ihrer Schwere mit den Instrumentarien<br />
des Vollzuges abzubauen.<br />
1.2 Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen nach dem<br />
Trockenfermentationsverfahren<br />
Torsten Trunzik<br />
TLAtV<br />
Der TLAtV wurde im Rahmen des Genehmigungsverfahrens<br />
nach Thüringer Bauordnung für die Nutzungsänderung<br />
ehemaliger Garagen als Biogasanlage<br />
nach dem Trockenfermentationsverfahren beteiligt.<br />
Die sicherheitstechnischen Aspekte dieses Verfahrens<br />
zur Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
mussten grundlegend beleuchtet werden.<br />
Nachfolgend aufgeführt sind die Eckpunkte der Beratungen,<br />
die mit dem Bauherrn, der Sicherheitsfachkraft<br />
und dem Ingenieurbüro für Brand- und Explosionsschutz<br />
im Vorfeld einer sicherheitstechnischen<br />
Stellungnahme im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens<br />
geführt wurden. Auf diese Weise konnte<br />
behördlicherseits frühest möglich auf die Arbeitsschutzbedingungen<br />
Einfluss genommen werden.<br />
Die Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen,<br />
wie schüttfähigen Biomassen und Bioabfällen,<br />
mit einem Trockensubstanzanteil bis über<br />
50 % wird zukünftig weiter ansteigen. Das Verfahren<br />
der Trockenfermentation von Biomasse ist seit längerem<br />
bekannt, wurde in den letzten Jahren technisch<br />
verbessert und erlebt derzeit eine Renaissance.<br />
- 20 -<br />
• Die für die Betreiber von Biogasanlagen zuständigen<br />
Mitarbeiter des TLAtV stimmen ihre Forderungen<br />
zu Sachverhalten mit Ermessensspielraum<br />
untereinander ab, insbesondere wenn bisher nicht<br />
gebräuchliche Verfahren hinsichtlich der Art der<br />
eingesetzten Ausgangsstoffe, deren Bevorratung<br />
und Endlagerung sowie der Technologien der<br />
Gaserzeugung und -verwertung zur Anwendung<br />
kommen.<br />
• Die zur Vermeidung von Geruchsbelastungen<br />
erhobenen Forderungen der Immissionsschutzbehörden<br />
nach einer möglichst vollständigen<br />
Umschließung der Emittenten durch Abdecken<br />
oder durch eine Bauhülle ist ohne entsprechende<br />
Schutzmaßnahmen mit der Schaffung problematischer<br />
Arbeitsbereiche hinsichtlich der Gefährdung<br />
durch toxische Gase bzw. einer Explosionsgefährdung<br />
verbunden. Hier sind Gespräche mit<br />
den für den Immissionsschutz zuständigen Behörden<br />
erforderlich, um die aus den gesetzlichen<br />
Vorschriften resultierenden Forderungen der<br />
verschiedenen Behörden in Einklang zu bringen.<br />
Die Ergebnisse der Schwerpunktaktion werden in<br />
einem ausführlichen Bericht Fachkreisen und<br />
Interessenten zugänglich gemacht.<br />
Als Ausgangsstoffe für die Trockenfermentation können<br />
alle organischen Substanzen, die kein mikrobiologisch<br />
schwer zersetzbares Lignin (lignum lat.:<br />
„Holz“) enthalten, eingesetzt werden. Die eingesetzte<br />
Biomasse wird in einem Gärbehälter unter Luftabschluss<br />
bei einer Temperatur von 34 – 37 °C vergoren,<br />
dabei sind die eingestellten Temperaturverhältnisse<br />
und das sich natürlich mit Bakterien angereicherte<br />
Sickerwasser (Perkolat) ausschlaggebend für den<br />
Vergärprozess. Mikrobiologische Vorgänge führen<br />
zur Versäuerung der Biomasse, zum Abbau der<br />
Stoffwechselprodukte und zur Produktion von Biogas.<br />
Das entstandene Biogas ist ein Gemisch aus den<br />
Hauptkomponenten Kohlendioxid und Methan sowie<br />
Wasserdampf, Schwefelwasserstoff, Ammoniak,<br />
Stickstoff und Wasserstoff. Biogas bildet in Verbindung<br />
mit Luft ein explosives Gemisch und kann deshalb<br />
zur Energiegewinnung in Verbrennungsmotoren<br />
genutzt werden.<br />
Biogas enthält Verunreinigungen in Form von Ammoniak<br />
und Schwefelwasserstoff. Beide chemischen<br />
Verbindungen können den menschlichen Organis-