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Nr. 49, Mai - DS-InfoCenter

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MEDIZIN<br />

Haarausfall und Zöliakie bei Menschen<br />

mit Down-Syndrom<br />

Wolfgang Storm<br />

Vor einigen Jahren sind Berichte in der Literatur erschienen, die eine Verbindung<br />

zwischen einer Alopecia areata und der Zöliakie wahrscheinlich machten. Für die<br />

medizinische Betreuung von Menschen mit Down-Syndrom empfiehlt es sich in jedem<br />

Fall, bei Vorliegen einer Alopecia areata nach einer Zöliakie zu fahnden.<br />

Alopecia areata<br />

Die Alopecia areata (fleckförmiger<br />

Haarausfall) ist eine relativ häufige Erkrankung,<br />

die nicht nur die Kopfhaare,<br />

sondern alle Haare des Körpers (u.a.<br />

Bart, Augenbrauen, Schambehaarung)<br />

betreffen kann. Bei Menschen mit Down-<br />

Syndrom tritt sie mit einer deutlich vermehrten<br />

Häufigkeit auf (1 % der Gesamtbevölkerung,<br />

6 bis 8 % bei Patienten<br />

mit Down-Syndrom).<br />

Die Ursache ist meist unklar, doch<br />

können häufiger systemische Komplikationen<br />

als Auslöser gefunden werden<br />

(Tab. 1). Insbesondere werden Autoimmunphänomene,<br />

Zinkmangel sowie<br />

Schilddrüsendysfunktionen bei Patienten<br />

mit Down-Syndrom ursächlich mit<br />

einer Alopecia areata in Verbindung gebracht.<br />

Der typische Herd der Alopecia areata<br />

ist durch den kreisrunden Ausfall von<br />

Haaren gekennzeichnet. Oft treten zahlreiche<br />

Herde auf, die sich rasch vergrößern.<br />

Der Verlust des gesamten<br />

Kopfhaares (Alopecia totalis) tritt bei etwa<br />

10 % der betroffenen Patienten ein,<br />

die Behaarung des ganzen Körpers<br />

kann ebenfalls verloren gehen (Alopecia<br />

universalis).<br />

Therapie<br />

Bei therapeutischen Maßnahmen (Tab.<br />

2) sind auch plötzliche Spontanremissionen<br />

zu berücksichtigen, auch noch<br />

nach jahrelangem Verlauf. Insgesamt<br />

muss man die Behandlungserfolge als<br />

äußerst unbefriedigend beurteilen, es<br />

sei denn, es kann eine herausragende<br />

Ursache gefunden werden, die auch<br />

spezifisch behandelt werden kann (z.B.<br />

Unterfunktion der Schilddrüse, Absetzen<br />

bestimmter Medikamente). Wir haben<br />

in unserer Vorsorgeambulanz für<br />

18 Leben mit Down-Syndrom <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong>, <strong>Mai</strong> 2005<br />

Tab. 1: Systemische Komplikationen als Auslöser einer Alopezie<br />

Akute (hoch fieberhafte) Infektionserkrankungen (Grippe, Erysipel etc.)<br />

Chronische Infektionskrankheiten (Tuberkulose)<br />

Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure (Fehlernährung bei Alkoholismus,<br />

Diätkuren, chronisch-atrophische Gastritis)<br />

Zinkmangel<br />

Anämie (Eisenmangel)<br />

Erkrankungen der inneren Organe (Hyperthyreose, Hypothyreose, Hypophysenvorderlappeninsuffizienz,<br />

Lebererkrankungen, schwerer Diabetes<br />

mellitus)<br />

Schwere konsumierende oder zur Kachexie führende Erkrankungen<br />

(Dermatomyositis, Erythematodes, maligne Tumoren)<br />

Arzneistoffe:<br />

1. Zytotoxische Arzneistoffe:<br />

Zytostatika, Alkylanzien, Antibiotika, Antimitotische Mittel, Antimetaboliten<br />

2. Substanzen, die die Keratinisierung beeinflussen können:<br />

Thallium, Retinoide, Triparanol, Clofibrat, Nicotinsäure, Colestyramin,<br />

Butyrophenon, Dixyrazin<br />

3. Verschiedene:<br />

Carbimazol, orale Kontrazeptiva, Trimethadion, Allopurinol, Amphetamin,<br />

Gentamicin, Levodopa, Propanolol, Metoprolol, Methysergid, Phenmetrazin,<br />

Thiamphenicol, Cimetidin, Bromocriptin<br />

Autoimmunerkrankungen (Autoimmunthyreoiditis, perniziöse Anämie,<br />

Vitiligo, Nebennierenrindeninsuffizienz)<br />

Kinder mit Down-Syndrom in den vergangenen<br />

Jahren auch schöne Erfolge<br />

durch Homöopathie erlebt.<br />

Zöliakie<br />

Die Zöliakie ist eine weitere medizinische<br />

Komplikation bei Menschen mit<br />

Down-Syndrom, die auch mit einer<br />

deutlich vermehrten Häufigkeit von 7<br />

bis 17 % in der Literatur angegeben<br />

wird. Sie ist definiert als chronische, mit<br />

einer Störung der Resorption einhergehende<br />

Krankheit, bei der es bei prädestinierten<br />

Menschen nach Aufnahme<br />

von Roggen-, Weizen-, Hafer- oder Gerstenmehl<br />

und den hieraus hergestellten<br />

Backwaren lebenslang zu schweren<br />

Veränderungen der Dünndarmschleimhaut<br />

kommt und die nach Absetzen<br />

dieser Mehle vollständig ausheilen.<br />

Die schädliche Wirkung des<br />

Getreides ist dabei an die alkohollöslichen<br />

Bestandteile des so genannten<br />

Klebereiweißes (v.a. Gliadine) gebunden.<br />

Die Zöliakie verläuft nicht selten<br />

relativ symptomarm bzw. monosymptomatisch,<br />

so dass an diese Diagnose<br />

bei Fehlen klassischer Symptome<br />

(Tab. 3) sicher häufiger gedacht werden<br />

muss. Das Vorliegen dieser Erkrankung<br />

kann durch eine Blutent-

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