Nr. 49, Mai - DS-InfoCenter
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Supported Living – Unterstütztes Wohnen<br />
Hausbesitzer zu sein oder etwas<br />
eingeschränkter eine eigene<br />
Wohnung mieten zu können, gibt<br />
Menschen das Gefühl, die Kontrolle<br />
über ihre Wohnsituation zu haben.<br />
Dies „Unter Kontrolle haben“ ist wesentlich<br />
für das Modell „Supported<br />
Living“. Aber es ist nicht genug, Kontrolle<br />
zu haben über „Steine und Zinsen“,<br />
genauso wichtig ist es, Einfluss<br />
zu haben darüber, mit wem man zusammenlebt<br />
und wie man unterstützt<br />
wird. Supported Living entwickelte<br />
sich in den 1980-er Jahren<br />
in den USA, ausgelöst durch eine<br />
wachsende Unzufriedenheit über<br />
Wohngruppen und Wohnheime bei<br />
Menschen mit Lerneinschränkungen,<br />
ihren Familien und dem Pflegepersonal.<br />
Auch die Situation in Großbritannien<br />
hat sich während der letzten<br />
Jahre so ähnlich entwickelt.<br />
Was ist Supported Living?<br />
Ganz einfach formuliert: Bei Supported<br />
Living geht es um Menschen mit<br />
Lerneinschränkungen, die selbst<br />
wählen, wie sie leben, wo sie leben,<br />
mit wem sie zusammenleben, wer<br />
sie dabei unterstützt und wie diese<br />
Unterstützung aussehen muss. Dabei<br />
brauchen Menschen mit Lernschwierigkeiten,<br />
genau wie viele von<br />
uns auch, kompetente Hilfen, um die<br />
verschiedenen Wahlmöglichkeiten<br />
zu verstehen und gegeneinander abzuwägen.<br />
Statt in eine Gruppe platziert zu<br />
werden, sollen die individuellen<br />
Wünsche und Vorstellungen der Einzelnen<br />
berücksichtigt werden. Jeder<br />
Mensch ist anders und hat seine eigenen<br />
Ideen darüber, wie seine<br />
Wohnsituation aussehen soll.<br />
Kein Mensch wird auf Grund seiner<br />
Behinderung, auch wenn sie<br />
noch so beeinträchtigend ist, vom<br />
„Supported Living“ ausgeschlossen.<br />
Die Anbieter müssen sich etwas einfallen<br />
lassen, damit die jeweilige Person<br />
so leben kann, wie sie das<br />
wünscht. Einige der ersten Menschen,<br />
die in Großbritannien „Sup-<br />
ported Living“ praktizierten, waren<br />
schwerstbehindert. Um in den Genuss<br />
vom „Supported Living-Modell“<br />
zu kommen, braucht man nicht erst<br />
„so weit“ zu sein. Jeder ist so weit.<br />
Wir müssen nur überlegen, welche<br />
Art der Unterstützung die Person<br />
braucht.<br />
Bezahlte Helfer werden dann eingesetzt,<br />
wenn es keine informelle<br />
oder natürliche Unterstützung gibt.<br />
Das bedeutet schon, dass noch viel<br />
bezahlte Hilfe nötig ist. Aber der Fokus<br />
muss darauf gerichtet sein, die<br />
Inklusion des Menschen in ein informelles<br />
Assistenznetz zu ermutigen,<br />
beispielsweise indem man Mitbewohner<br />
oder gute Nachbarn mit einbindet.<br />
Obwohl viele Menschen mit<br />
Behinderungen angewiesen sind auf<br />
umfangreiche Unterstützungsmaßnahmen,<br />
die von bezahlten Mitarbeitern<br />
geleistet werden, soll im Leben<br />
jedes Einzelnen immer auch Platz<br />
sein für informelle Hilfe. Reguläre<br />
Angebote der Kommune nützen zu<br />
können, wäre zum Beispiel schon so<br />
etwas.<br />
Missverständnisse<br />
Es ist zu teuer!<br />
Erfahrungen aus den USA und Großbritannien<br />
zeigen, dass „Supported<br />
Living“ nicht mehr kostet als andere<br />
Wohnmodelle. Einige Personen würden<br />
tatsächlich mehr kosten, für<br />
manche bleiben die Kosten gleich,<br />
aber für viele andere sind die Kosten<br />
geringer.<br />
Allein wohnen oder mit jemandem<br />
zusammen?<br />
Viele Menschen möchten gerne alleine<br />
wohnen, andere jedoch nicht.<br />
Außerdem ändert manch einer (so<br />
wie viele von uns) seine Meinung im<br />
Laufe seines Lebens. Wenn man genau<br />
nachfragt, wird man feststellen,<br />
dass die meisten lieber mit jemandem<br />
zusammenwohnen möchten.<br />
WOHNEN<br />
Dies soll berücksichtigt werden. Man<br />
soll weder automatisch davon ausgehen,<br />
dass jeder gern für sich wohnt,<br />
noch dass jeder immerzu mit anderen<br />
zusammenleben möchte.<br />
Die Mitbewohner müssen für<br />
alles aufkommen<br />
Nur von der Unterstützung eventueller<br />
Mitbewohner auszugehen ist verkehrt.<br />
Das allein ist kein „Supported<br />
Living“. Wohl wird an erster Stelle<br />
angestrebt, dass die Person mit einer<br />
Lerneinschränkung viele informelle<br />
Hilfen nützt, die meisten Menschen<br />
benötigen jedoch einen beträchtlichen<br />
Betrag für bezahlte Unterstützung.<br />
Es gibt nicht ein Modell von<br />
Supported Living, das für jeden passt.<br />
Jeder ist anders und wird einen anderen<br />
Unterstützungsbedarf haben.<br />
Der Einsatz von gut ausgebildetem<br />
Personal ist genauso wichtiger Bestandteil<br />
dieses Angebots.<br />
Zuständigkeit von „Supported<br />
Living“–Anbietern<br />
„Supported Living“ kann zwar Unterstützung<br />
beim Wohnen leisten,<br />
vermittelt jedoch keine Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
für den behinderten<br />
Menschen noch garantiert<br />
das Modell, dass so automatisch<br />
Freundschaften entstehen. Diese<br />
Dinge müssen von anderen Stellen<br />
übernommen werden.<br />
Kontrolle<br />
„Supported Living“ bietet effektive<br />
und kompetente Hilfen, die hohen<br />
Qualitätsprüfungen unterzogen werden.<br />
Alle Abmachungen, Bedingungen<br />
usw. werden in klaren Verträgen<br />
festgehalten. Die Anbieter werden<br />
ihrerseits von verschiedenen Stellen<br />
kontrolliert.<br />
Quelle: Flyer der Housing Options<br />
Autor: Peter Kinsella in Journal, Down’s<br />
Syndrome Association, Issue 107, Winter<br />
2005<br />
Leben mit Down-Syndrom <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong>, <strong>Mai</strong> 2005 53