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Nr. 49, Mai - DS-InfoCenter

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FÖRDERUNG<br />

Rechnen lernen mit links und rechts!<br />

Bernadette Wieser<br />

„Spielen ist die einzige Art, richtig verstehen zu lernen.“<br />

Frederic Vester, der Autor des großartigen Buches „Denken,<br />

lernen, vergessen“, fasst in einem einzigen Satz die zentrale<br />

Botschaft des vierteiligen Artikels „Rechnen lernen mit<br />

links und rechts“ zusammen.<br />

Wenn es gelingt, unseren Kindern Lerninhalte spielerisch zu<br />

vermitteln, so werden sie diese auch spielend bewältigen.<br />

Und genau in dieser spielerischen Vermittlung liegt die<br />

große Kunst des Lehrenden. Niemand muss ein gelernter<br />

Pädagoge sein, um Kinder motivieren und begeistern zu<br />

können. Es genügt, auf deren Signale zu hören, ihre Interessen<br />

mit einzubeziehen und „komplizierte Sachverhalte“,<br />

wie eben die Mathematik, mit allen Sinnen begreifbar zu<br />

machen.<br />

Dies habe ich in den bisher erschienenen Artikeln zu vermitteln<br />

versucht. Ich danke den zahlreichen Lesern/-innen<br />

herzlich, die die unterschiedlichen Anregungen gleich ausprobiert<br />

und mir ihre Erfahrungen mitgeteilt haben. Bitte<br />

machen Sie weiter, ich notiere alle Erfahrungsberichte und<br />

lerne viel dabei! Besonders lustig sind jene Schilderungen<br />

von Alltagssituationen, in denen Spiele aus den unterschiedlichen<br />

Teilleistungsbereichen oder Rechenoperationen auf<br />

unkonventionelle und kreative Weise zum Einsatz kommen.<br />

Spiele jeder Art sind ein großartiges und unterhaltsames<br />

Training für unsere grauen Zellen. Viele davon eignen sich<br />

auch zwischendurch für Wartezeiten, für Autofahrten oder<br />

für „Durchhänger“. Und das Beste daran: Die Materialien<br />

dafür haben Sie immer mit: Ihre Finger.<br />

Zur Erinnerung: Wenn es dann über den Zehner geht, müssen<br />

es unterwegs nicht unbedingt die Zehnerstäbchen sein.<br />

Diese lassen sich auch durch Essbesteck, Strohhalme, Holzstöckchen,<br />

echtes Geld usw. ersetzen. Wichtig ist, nicht<br />

starr an Vorgaben hängen zu bleiben, sondern flexibel auf<br />

Situationen zu reagieren und mit Spaß bei der Sache zu<br />

sein.<br />

42 Leben mit Down-Syndrom <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong>, <strong>Mai</strong> 2005<br />

Große Zahlenräume<br />

In diesem vierten und letzten Teil des<br />

Artikels „Rechnen lernen mit links und<br />

rechts“ beschreibe ich Ihnen noch kurz<br />

den Aufbau von großen Zahlenräumen.<br />

Wenn Sie den bisherigen Ausführungen<br />

konsequent gefolgt sind, ergeben sich<br />

die weiteren Schritte als logische<br />

Schlussfolgerung.<br />

Geht es über den Zahlenraum 100<br />

hinaus, verwenden wir 100-er Platten,<br />

die die Kinder aus zehn aneinander geklebten<br />

Zehnerstäbchen leicht selber<br />

herstellen können. Diese Hunderterplatten<br />

haben also eine Größe von 10 mal 10<br />

Zentimetern und werden grün bemalt.<br />

Grün deshalb, da in vielen Mathematikbüchern<br />

die Hunderter mit grüner<br />

Farbe hervorgehoben werden.<br />

Und geht es sogar noch hoch zum<br />

Tausender, so benötigen wir einen Würfel,<br />

der 10 Zentimeter hoch, 10 Zentimeter<br />

breit und 10 Zentimeter lang ist.<br />

Also genauso groß wie 10 Hunderterplatten.<br />

Auch hier ist es wichtig, dass die<br />

Kinder diesen Tausenderwürfel selbst<br />

herstellen, um bereits beim Tun einen<br />

Einblick in die Mächtigkeit der Menge zu<br />

bekommen.<br />

Nun wird nach genau jenem Schema<br />

weitergerechnet, wie bereits im letzten<br />

Heft beschrieben.<br />

Damit es unseren Kindern auch gelingt,<br />

den Umgang mit Geld allmählich<br />

zu erlernen, empfiehlt es sich, anstatt<br />

von Zehnerstäbchen und Hundertertafeln<br />

Spielgeld (und von Zeit zu Zeit auch<br />

echtes Geld) zu verwenden.<br />

Diese Umstellung bereitet keine<br />

Schwierigkeiten, meist sind die Kinder<br />

sogar sehr stolz darauf, nun „wie die<br />

Großen“ rechnen zu können. Dass in<br />

dieser Phase auch ein Taschengeld fällig<br />

wird, versteht sich wohl von selbst.<br />

Und noch ein Ausblick in die Zukunft:<br />

Ob die Rechenkompetenzen von<br />

Menschen mit Down-Syndrom so weit<br />

entwickelt werden können, dass ihnen<br />

im Erwachsenenalter „das Rechnen im<br />

Kopf“ gelingt, kann ich zurzeit weder<br />

bejahen noch verneinen. Dazu fehlen im<br />

Augenblick einfach die Erfahrungswerte.<br />

Was aber gelingt: unabhängig zu<br />

werden von Materialien. Das heißt, in<br />

einer weiteren Stufe der Abstraktion

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