Nr. 49, Mai - DS-InfoCenter
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MEDIZIN<br />
Down-Syndrom<br />
und Krebs<br />
Mehr Leukämie, aber kaum andere<br />
Formen von Krebs bei Menschen<br />
mit Down-Syndrom<br />
Prof. Dean Nizetic hielt beim Kongress<br />
in Genua einen Vortrag zum Thema<br />
Krebs bei Menschen mit Down-Syndrom.<br />
Hier eine kurze Zusammenfassung<br />
seines Beitrags.<br />
Es scheint ein komplizierter Zusammenhang<br />
zu bestehen zwischen dem<br />
Chromosom 21 und dem Auftreten von<br />
Krebs. Dies geht schon deutlich hervor<br />
aus der bekannten Tatsache, dass Menschen<br />
mit Down-Syndrom ein 20 Mal<br />
höheres Risiko haben, im Kindesalter<br />
an Leukämie zu erkranken.<br />
Paradoxerweise jedoch scheint die<br />
Trisomie 21 vor der Entwicklung von<br />
Karzinomen zu schützen. Bei Kindern<br />
mit Down-Syndrom werden Neuroblastomen<br />
und Nephroblastomen sehr selten<br />
beobachtet. Ebenso findet man bei<br />
Erwachsenen mit Down-Syndrom sehr<br />
selten Unterleibskrebs, Brustkrebs oder<br />
Magen-/Darmkrebs. Im Vergleich mit der<br />
euploiden (mit dem üblichen Chromosomensatz<br />
ausgestatteten) Bevölkerung<br />
sind diese Krebsarten deutlich unterrepräsentiert.<br />
Dies wurde in sechs unterschiedlichen,<br />
voneinander unabhängigen Studien<br />
aus Frankreich, Dänemark, Japan,<br />
Großbritannien, den USA und Israel<br />
festgestellt.<br />
Eine amerikanische Studie über die<br />
Todesursachen von vielen Millionen US-<br />
Bürgern – davon ca. 18000 mit Down-<br />
Syndrom – stellte verblüffende Unterschiede<br />
fest. Verglichen nach Alter und<br />
Geschlecht ist die Wahrscheinlichkeit<br />
für eine Person mit Down-Syndrom, an<br />
irgendeiner Form von Gewebekrebs zu<br />
sterben, um 50 bis 100 Mal niedriger.<br />
Diese epidemischen Daten weisen darauf<br />
hin, dass das Chromosom 21 Gene<br />
enthält, die die Entwicklung von soliden<br />
Tumoren zu unterdrücken scheinen.<br />
Wenn man herausfinden könnte,<br />
was genau Menschen mit Down-Syndrom<br />
davor schützt, bösartige Tumore<br />
zu bekommen, könnten diese Kenntnisse<br />
für neue therapeutische Strategien<br />
für alle Krebspatienten genutzt werden.<br />
20 Leben mit Down-Syndrom <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong>, <strong>Mai</strong> 2005<br />
Bessere Heilungschancen bei Leukämie<br />
für Kinder mit Down-Syndrom<br />
Eine Studie, die Anfang Februar im<br />
„Journal of the National Cancer Institute“<br />
erschien, berichtete, dass die<br />
Heilungschancen für an Leukämie erkrankte<br />
Kinder mit Down-Syndrom sehr<br />
gut wären im Vergleich zu denen anderer<br />
Kinder. Es handelt sich hierbei um<br />
eine bestimmte Form von Leukämie<br />
(AMkL), die Form, die am häufigsten bei<br />
kleinen Kindern mit Down-Syndrom<br />
auftritt. Die Behandlung mit Chemotherapie<br />
ist bei dieser Kindergruppe viel erfolgreicher<br />
als bei Kindern ohne Down-<br />
Syndrom – die Überlebenschancen sind<br />
höher und sie erleben weniger Rückfälle.<br />
Zurückzuführen sei dies, nach Dr.<br />
Yubin Ge vom Karmanos Cancer Institut<br />
in Detroit, auf eine bestimmte Genmutation,<br />
die man bei fast allen Kindern<br />
mit Down-Syndrom und AMkL feststellen<br />
konnte. Kinder ohne Down-Syndrom<br />
und Leukämie haben diese Genmutation<br />
nicht. So wurden bei 14 von16<br />
Babys mit Down-Syndrom (davon waren<br />
zwölf AMkL-Patienten) die GATA1<br />
Mutation festgestellt. Bei den 56 ande-<br />
ren Patienten mit Leukämie war die Mutation<br />
nicht vorhanden. Es handelt sich<br />
um das 40-kDA GATA1 Protein, von<br />
dem man annimmt, dass es für den Unterschied<br />
bei den Heilungschancen verantwortlich<br />
ist.<br />
Laboruntersuchungen zeigten, dass<br />
durch die GATA1 Mutation das Medikament,<br />
das bei Leukämie eingesetzt wird,<br />
bei Kindern mit Down-Syndrom besser<br />
wirkt. Zellen mit einem normalen GATA<br />
Protein waren zwischen acht und 17<br />
Mal weniger empfänglich für dieses Medikament.<br />
Aber die GATA1 Mutation ist ein<br />
zweischneidiges Schwert. Es trägt zwar<br />
einerseits dazu bei, dass die kleinen<br />
Leukämiepatienten bessere Heilungschancen<br />
haben, die Wissenschaftler in<br />
Detroit nehmen aber an, dass sie gleichzeitig<br />
das Risiko erhöht, überhaupt Leukämie<br />
zu bekommen.<br />
Quelle:<br />
Ge, Y. Journal of the National<br />
Cancer Institute. Feb. 2, 2005;<br />
vol 97: S. 226-231<br />
Lebenserwartung und Todesursachen<br />
bei Down-Syndrom<br />
In einer Studie aus den USA von 1983<br />
bis 1997 (wie im vorgehenden Artikel<br />
schon erwähnt) wurden das Sterbealter<br />
und die Todesursachen bei Menschen<br />
mit Down-Syndrom näher untersucht.<br />
Der Hintergrund dieser Studie war,<br />
dass obwohl das Down-Syndrom die am<br />
häufigsten vorkommende Form einer<br />
mentalen Behinderung darstellt, es relativ<br />
wenig aktuelle Informationen über<br />
die Sterblichkeitsziffer und die Todesursachen<br />
bei Menschen mit Down-Syndrom<br />
gibt. Für die Studie wurden die Daten<br />
von Sterbeurkunden genutzt, die in<br />
den USA zwischen 1983 und 1997 ausgestellt<br />
wurden. Mit Hilfe dieser Daten<br />
konnten das durchschnittliche Sterbealter<br />
und die verschiedenen gesundheitlichen<br />
Probleme, die bei dieser Zielgruppe<br />
zum Tod führten, ermittelt werden.<br />
Durchschnittsalter dramatisch<br />
gestiegen<br />
Die Studie umfasste über 32 Millionen<br />
Todesfälle, davon 17897 von Personen<br />
mit Down-Syndrom. Die Verteilung über<br />
die verschiedenen Rassen wurde angegeben<br />
mit 87 % Weiße, 11 % Schwarze<br />
und 2 % andere Rassen.<br />
Bei den 17897 Personen in der Studie,<br />
die Down-Syndrom hatten, war das<br />
durchschnittliche Lebensalter von 25<br />
Jahren 1983 auf <strong>49</strong> Jahre 1997 angestiegen.<br />
Das ist eine Zunahme von 1,7<br />
Jahre pro Jahr. Ein Vergleich zu der<br />
übrigen Population: Hier stieg das Alter<br />
während dieser fünfzehn Jahre von 73<br />
auf 76 Jahre an, also ein Zuwachs von<br />
insgesamt nur drei Jahren.<br />
Vor allem in den frühen 90-er Jahren<br />
war eine dramatische Zunahme des