Nr. 49, Mai - DS-InfoCenter
Nr. 49, Mai - DS-InfoCenter
Nr. 49, Mai - DS-InfoCenter
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Perfekte Organisation<br />
Das war nicht das erste Mal, dass ein<br />
solches Symposium auf Mallorca stattfand,<br />
und auch jetzt kann man dem Veranstalter<br />
nur gratulieren zu dem hohen<br />
Niveau der Kongressbeiträge und der<br />
perfekten Organisation. Selbstverständlich<br />
kamen die meisten Teilnehmer von<br />
den Balearen oder vom spanischen<br />
Festland. Aber es gab auch viele Gäste<br />
aus anderen europäischen Ländern.<br />
Die Kongresssprachen waren Englisch<br />
und Spanisch, die Vorträge wurden<br />
simultan übersetzt, dies funktionierte<br />
perfekt. Und man kann nur staunen,<br />
wie reibungslos der Transport der<br />
fast dreihundert Teilnehmer in der Mittagspause<br />
mit Bussen zu einem zehn Kilometer<br />
entfernten Restaurant vonstatten<br />
ging, wo – wie kann es anders sein –<br />
eine hervorragende dreigängige Mahlzeit<br />
in einer gepflegten Umgebung serviert<br />
wurde. Danach standen die Busse<br />
wieder parat, um alle zur Universität<br />
zurückzufahren. Übrigens eine gute Methode,<br />
dafür zu sorgen, dass die Teilnehmer<br />
nach dem Mittagessen auch<br />
tatsächlich wieder kommen. Denn sowohl<br />
die Uni wie das Restaurant lagen<br />
weit außerhalb der Stadt. Um zu den<br />
Hotels in der Stadt zurückzufahren, hätte<br />
man ein teures Taxi nehmen müssen.<br />
So waren alle bis 19 Uhr bei den Seminaren<br />
und Workshops am Nachmittag<br />
mit dabei. Anschließend fuhren die Busse<br />
dann zu den Hotels zurück. Und die<br />
Teilnahmebestätigung gab es auch erst<br />
nach dem letzten Vortrag am letzten<br />
Kongresstag.<br />
Kongressteilnehmerin aus Valencia,<br />
die 26-jährige Maria del Mar<br />
Hervorragende Vorträge<br />
Zwölf Vorträge an den Vormittagen, insgesamt<br />
23 Workshops und Kurzreferate<br />
an den Nachmittagen – zu viel, um<br />
über alles im Detail zu berichten. Auf einige<br />
der Vorträge möchte ich hier eingehen<br />
oder sie wenigstens kurz erwähnen.<br />
Die Beiträge von Deborah Fidler,<br />
Jean Rondal und Anna Contardi sind in<br />
voller Länge in dieser Ausgabe von Leben<br />
mit Down-Syndrom zu finden. Außerdem<br />
wird bei Whurr Publishers’ das<br />
Buch „Specifity in Down syndrome“ erscheinen,<br />
mit den wichtigsten Beiträgen<br />
des Symposiums. Allerdings müssen wir<br />
darauf noch bis 2006 warten.<br />
Eine ganz klare Botschaft aus Palma<br />
de Mallorca war, wie wichtig es ist, die<br />
Kinder von Anfang an aktiv zu stimulieren,<br />
ihre Entwicklung aktiv zu unterstützen,<br />
auch um spätere problematische<br />
Verhaltensweisen zu verhindern.<br />
Für Ansichten wie: „Ach, sie sind<br />
schon so geplagt durch ihr Handicap<br />
und jetzt müssen sie auch noch so viel<br />
üben“ oder: „Ich will nur Mutter sein<br />
und nicht die Therapeutin meines Kindes,<br />
die Fachleute sollen mit ihm arbeiten“,<br />
oder gar: „Man soll die Kinder so<br />
akzeptieren, wie sie sind, und nicht versuchen,<br />
etwas anderes aus ihnen machen<br />
zu wollen“, war in Palma kein Platz.<br />
Gerade eine aktive Förderung in einer<br />
stimulierenden Umgebung ist die<br />
beste Vorhersage für die Entwicklung.<br />
Frühförderung<br />
Donna Spiker, Programm-Managerin<br />
Early Intervention Programs am Center<br />
for Education in Menlo Park, California<br />
sprach über die Rolle der Frühförderung.<br />
Und sprach mir aus der Seele. Sie<br />
betonte, wie wichtig diese Förderung<br />
der ersten Jahre ist und dass es nicht<br />
damit getan ist, eine Stunde in der Woche<br />
dafür zu einer Therapeutin zu gehen,<br />
sondern dass Frühförderung in den Alltag<br />
integriert gehört, will man Erfolg haben.<br />
Förderprogramme müssen die<br />
Down-Syndrom-spezifische Problematik<br />
berücksichtigen und gleichzeitig dem<br />
jeweiligen Kind angepasst werden.<br />
Als die wichtigsten Ziele der Frühförderung<br />
nannte sie:<br />
die frühe Entwicklung des Kindes zu<br />
verbessern, sodass es ein höheres Funktionsniveau<br />
erreicht,<br />
Familien zu zeigen, wie sie ihren Kindern<br />
helfen können, und sie bei der Förderung<br />
zu unterstützen,<br />
<strong>DS</strong>-KONGRESS<br />
das Kind auf die Schule vorzubereiten,<br />
damit es dort von Anfang an besser zurechtkommt.<br />
das Tempo, in dem es Fertigkeiten erlernt,<br />
zu beschleunigen,<br />
zu verhindern, dass sich beim Sprechen<br />
und bei motorischen Abläufen<br />
falsche, abweichende Muster bilden.<br />
Frühförderung soll für das Kind, wie<br />
für seine Familie, zu einer besseren Lebensqualität<br />
führen.<br />
Frühförderung für Kinder mit Down-<br />
Syndrom in Russland<br />
In der Präsentation von Natalia Reguina<br />
aus Moskau ging es auch um Frühförderung.<br />
Sie stellte die Arbeit ihres Zentrums,<br />
das Downside-Up-Projekt, vor.<br />
Die Situation für Kinder mit Down-<br />
Syndrom in Russland hat sich in den<br />
letzten 15 Jahren deutlich gebessert.<br />
Trotzdem werden mehr als 80 Prozent<br />
der etwa 2000 Kinder, die jährlich zur<br />
Welt kommen, sofort nach der Geburt in<br />
ein Heim gegeben.<br />
In der Stadt Moskau wächst nun immerhin<br />
ein Drittel der Kinder mit Down-<br />
Syndrom, die in den letzten zwei Jahren<br />
geboren wurden, zu Hause auf. Dies ist<br />
ein direkter Erfolg des Downside-Up-<br />
Projektes, das seit Jahren versucht, das<br />
Bild von Down-Syndrom in der Öffentlichkeit<br />
zu verändern, und auf das Potenzial<br />
der Kinder hinweist. 1996 wurden<br />
in Moskau die ersten Kinder in Kindergärten<br />
integriert. Heute besucht die<br />
Hälfte von ihnen hier schon einen Integrationskindergarten.<br />
Nicht nur in Moskau wird Frühförderung<br />
für Kinder mit Behinderungen<br />
angeboten, insgesamt sind in Russland<br />
40 Frühförderzentren entstanden, aber<br />
immer noch sind viele Gebiete unterversorgt.<br />
Das <strong>DS</strong>U in Moskou unterstützt<br />
500 Familien.<br />
Ein neuer Arbeitsbereich von <strong>DS</strong>U<br />
ist die gezielte, intensive Förderung von<br />
den Kindern, die nicht zu Hause, sondern<br />
in einem Heim aufwachsen. Einerseits<br />
arbeiten die Mitarbeiter des Zentrums<br />
mit diesen Kindern, leiten das<br />
Heimpersonal an und versuchen, einen<br />
positiveren Umgang mit Down-Syndrom<br />
zu fördern. Andererseits bieten sie psychologische<br />
Unterstützung an für die<br />
Familien, die ihr Kind verlassen haben.<br />
Häufig leiden die Mütter unter posttraumatischem<br />
Stress, verursacht durch Stigmatisierung<br />
und den starken Druck seitens<br />
des medizinischen Klinikpersonals,<br />
Leben mit Down-Syndrom <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong>, <strong>Mai</strong> 2005 7