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Nr. 49, Mai - DS-InfoCenter

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PSYCHOLOGIE<br />

samt ihren Wünschen, Ängsten und<br />

Fähigkeiten – zu entwickeln und dieses<br />

Wissen im Alltag zu nutzen.<br />

Die beiden letzten Intelligenzen beschreiben<br />

auch das von anderen Autoren<br />

mit emotionaler Intelligenz (EQ) beschriebene<br />

Verständnis für Gefühlsvorgänge,<br />

das dazu benutzt werden kann,<br />

in anderen positive Empfindungen zu<br />

wecken, Konflikte zu lösen oder zu Hause<br />

und im Alltag vermittelnd zu wirken.<br />

Untersuchungen der letzten Jahre<br />

lassen vermuten, dass soziale und emotionale<br />

Fähigkeiten den „Erfolg“ im Leben<br />

vielleicht noch stärker bestimmen<br />

als die so genannten intellektuellen<br />

Fähigkeiten eines Menschen. Die im Gegensatz<br />

zum Intelligenzquotienten (IQ)<br />

mit emotionaler Intelligenz (EQ) beschriebenen<br />

Eigenschaften umfassen<br />

z.B.<br />

Mitgefühl<br />

Ausdruck und Verstehen von Gefühlen<br />

Kontrolle über seine Stimmungen<br />

Unabhängigkeit<br />

Anpassungsfähigkeit<br />

Beliebtheit<br />

Fähigkeit zur zwischenmenschlichen<br />

Problemlösung<br />

Ausdauer<br />

Freundschaftlichkeit<br />

Respekt<br />

Optimismus<br />

Die Theorie der multiplen Intelligenzen<br />

beruht auf der Annahme, dass<br />

Expertentum sowohl in der Schule als<br />

auch in anderen Bereichen auf vielen<br />

Wegen erreichbar ist. Über das Gesamtbündel<br />

der Intelligenzen verfügen wir<br />

alle, es repräsentiert in gewisser Hinsicht<br />

das intellektuelle Erbe der biologischen<br />

Art, doch unsere Stärken und unsere<br />

Intelligenzprofile sind nicht identisch,<br />

weil die verschiedenen Intelligenzen<br />

individuell unterschiedlich stark<br />

ausgebildet sind. Wenn also die geistigen<br />

Möglichkeiten mit den unterschiedlichen<br />

Stärken, Interessen und Strategien<br />

tatsächlich individuell ausgeprägt<br />

sind, dann lohnt es zu überlegen, ob<br />

zentrale Lerninhalte nicht auf vielfältige<br />

Art unterrichtet und vor allem beurteilt<br />

werden können.<br />

Sind Menschen mit Down-Syndrom<br />

intelligent?<br />

Um noch einmal zusammenfassend auf<br />

die eingangs gestellte Frage zurückzu-<br />

28 Leben mit Down-Syndrom <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong>, <strong>Mai</strong> 2005<br />

kommen, ob Menschen mit Down-Syndrom<br />

intelligent sind, so sollte sie – unter<br />

Berücksichtigung der Theorie der<br />

multiplen Intelligenzen – mit „Ja“ beantwortet<br />

werden.<br />

Betrachtet man u.a. die Subintelligenzen<br />

der emotionalen, musikalischen<br />

und körperlich-kinästhetischen Intelligenzen,<br />

so zeichnen sich viele Menschen<br />

mit Down-Syndrom gerade durch<br />

diese Fähigkeiten aus, die es im Kindergarten,<br />

in der Schule, aber auch im späteren<br />

Leben in der Berufswelt zu entdecken,<br />

zu fördern und einzusetzen gilt.<br />

„Die Aufgabe für das nächste Jahrhundert<br />

besteht nicht nur darin, unser<br />

Bewusstsein für die Vielfalt unserer Intelligenzen<br />

und deren adäquaten Gebrauch<br />

zu sensibilisieren. Wir müssen<br />

uns darüber hinaus überlegen, wie Intelligenz<br />

und Moral zusammenwirken<br />

können, damit eine Welt zum Wohle<br />

und zum Gefallen der sehr verschiedenartigen<br />

Bevölkerung unseres Planeten<br />

entstehen kann. Intelligenz ist ein Kapital,<br />

aber – um Ralph Waldo Emersons<br />

Diktum zu zitieren – „Charakter ist mehr<br />

als Intellekt“, eine Einsicht, die für das<br />

Individuum ebenso gilt wie für die Gesellschaft“<br />

(Howard Gardner).<br />

Dr. med. Wolfgang Storm<br />

Kinderklinik St.-Vincenz-Krankenhaus<br />

Husener Straße 81<br />

33098 Paderborn<br />

Weiterführende Literatur<br />

1. Gardner, H.: Abschied vom IQ. Die Rahmen-<br />

Theorie der vielfachen Intelligenzen. Klett-<br />

Cotta, Stuttgart (2001)<br />

2. Gardner, H.: Intelligenzen. Die Vielfalt des<br />

menschlichen Geistes. Klett-Cotta, Stuttgart<br />

(2002)<br />

3. Goleman, D.: Emotionale Intelligenz.<br />

Deutscher Taschenbuchverlag, München<br />

(1995)<br />

Bindungssicherheit<br />

An der Universität Potsdam wurde<br />

von Hellgard Rauh und Claudine<br />

Calvet eine Langzeitstudie durchgeführt<br />

über die Bindungsqualität bei Kindern<br />

mit Down-Syndrom. Die Ergebnisse dieser<br />

Studie wurden veröffentlicht in der<br />

Zeitschrift: Kindheit und Entwicklung,<br />

13 (4), 217 – 225, Hogrefe Verlag, Göttingen<br />

2004, aus der auch folgende Zusammenfassung<br />

entnommen wurde:<br />

Ist Bindungssicherheit entwicklungsfördernd<br />

für Kinder mit <strong>DS</strong>?<br />

Die Erfassung und die Bedeutung der<br />

Bindungsqualität bei Kindern mit Down-<br />

Syndrom ist wissenschaftlich umstritten.<br />

Anhand von Längsschnittdaten bei<br />

insgesamt 16 Kindern mit Bindungsqualifikation<br />

im Entwicklungsalter von<br />

13 bis 15 Monaten (Lebensalter um 24<br />

Monate) wird aufgezeigt, dass die Verhaltensentwicklung<br />

dieser Kinder in<br />

Bayley-Entwicklungssituationen (IBR-<br />

Ratings) im ersten bis zum fünften Lebensjahr<br />

in sinnvoller Beziehung zu ihrer<br />

Bindungsentwicklung stand. Ab dem<br />

fortgeschrittenen Vorschulalter entwickelten<br />

sich Kinder mit sicherer Bindung<br />

vor allem in der sprachlichen und<br />

in der sozial-kognitiven Entwicklung<br />

günstiger als Kinder mit unsicherer Bindungsbeziehung.<br />

Bindungssicherheit scheint sich in<br />

den ersten Jahren vor allem im Verhalten<br />

der Kinder und erst nahe dem<br />

Schulalter auch in Testleistungen auszuwirken.<br />

Was ist Bindung?<br />

Unter Bindung versteht man eine<br />

emotionale Beziehung zwischen<br />

Menschen, die sich z.B. in Form der<br />

Kontaktsuche, Aufrechterhaltung<br />

der Nähe zur Bezugsperson insbesondere<br />

angesichts fremder Personen<br />

oder unvertrauter Ereignisse<br />

(z.B. dem so genannten Fremdeln,<br />

der so genannten Acht-Monate-<br />

Angst bei Kindern) oder der so genannten<br />

Trennungsangst (Furcht vor<br />

Abwesenheit oder Abwendung einer<br />

Bezugsperson) äußert. Bindung und<br />

nachfolgende Ablösung gelten als<br />

wesentliche Voraussetzung einer<br />

harmonischen Persönlichkeits- und<br />

sozialen Entwicklung.

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