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Nr. 49, Mai - DS-InfoCenter

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erreichten Lebensalters zu verzeichnen,<br />

gleichzeitig eine bedeutende Abnahme<br />

der Todesfälle von Kindern mit Down-<br />

Syndrom unter fünf Jahren.<br />

Es gab diesbezüglich wenig Unterschiede<br />

bei den verschiedenen Geschlechtern,<br />

das Sterbealter bei Männern<br />

und Frauen mit Down-Syndrom<br />

war fast gleich. Wohl gab es erhebliche<br />

Unterschiede beim erreichten Lebensalter,<br />

wenn man die weiße mit der<br />

schwarzen Bevölkerung verglich oder<br />

mit Menschen anderer ethnischer Gruppen.<br />

Todesursachen<br />

Insgesamt wurden 17 medizinische Probleme<br />

als Todesursache bei Menschen<br />

mit Down-Syndrom aufgelistet. Auf den<br />

Sterbeurkunden wurden als Todesursache<br />

angeborene Herzfehler, Demenz, eine<br />

Unterfunktion der Schilddrüse, Epilepsien,<br />

Lungenentzündung, Grippe,<br />

Hepatitis und Leukämie eindeutig häufiger<br />

genannt als bei Menschen ohne das<br />

Syndrom.<br />

Sehr häufig wurde in der Altersgruppe<br />

von 40 bis <strong>49</strong> Jahren Demenz als<br />

Todesursache genannt, jedoch kam dies<br />

bei den unter 40-Jährigen und bei den<br />

über 60-Jährigen viel weniger vor.<br />

Probleme mit den Atemwegen, Lungenentzündung<br />

oder Grippe als Todesursache<br />

nahmen mit dem Alter zu.<br />

Bei Kindern mit Down-Syndrom unter<br />

zehn Jahren stand dreimal häufiger<br />

Leukämie auf der Sterbeurkunde als bei<br />

Kindern ohne das Syndrom. Mit zunehmendem<br />

Alter nahm Leukämie als Todesursache<br />

ab und wurde nach dem 40.<br />

Lebensjahr nicht mehr genannt.<br />

Im Gegensatz zur Leukämie wurden<br />

andere Formen von Krebs viel weniger<br />

erwähnt als erwartet. Dies galt für alle<br />

Altersgruppen, für beide Geschechter<br />

und für alle drei ethnischen Bevölkerungsgruppen.<br />

Es gibt verschiedene Begründungen,<br />

weshalb Menschen mit Down-Syndrom<br />

weniger anfällig sind für bösartige Tumore.<br />

Erstens wird erwähnt, dass sie<br />

weniger gefährdet sind durch Umweltfaktoren,<br />

wie Tabak, Alkohol oder das<br />

Ausüben bestimmter Berufe, die zu einem<br />

erhöhten Krebsrisiko beitragen.<br />

Eine andere Möglichkeit wären Gene<br />

auf dem Chromosom 21, die der Entwicklung<br />

von Tumoren entgegenwirken.<br />

Außerdem wurde diskutiert, ob die Tatsache,<br />

dass die Zellen von Menschen mit<br />

Down-Syndrom sich weniger schnell vermehren,<br />

eine mögliche Ursache sein<br />

könnte. Dieser verlangsamte Prozess<br />

kann sich auch auf das Entstehen von<br />

bösartigen tumorbildenden Zellen beziehen.<br />

Die Autoren der Studie weisen darauf<br />

hin, dass die Daten aus Sterbeurkunden<br />

nicht immer korrekt und vollständig<br />

sind, dies gilt in gleichen Maßen<br />

auch für Sterbeurkunden von Menschen<br />

mit Down-Syndrom. Auch ist es nicht<br />

ganz sichergestellt, ob alle Todesfälle<br />

bei Down-Syndrom erfasst wurden.<br />

Es wurde (auf Grund der Zahlen aus<br />

17 verschiedenen Bundesstaaten) angenommen,<br />

dass das Down-Syndrom auf<br />

10000 Geburten bei 9,2 lebend geborenen<br />

Kindern auftritt. In einer stabilen<br />

Gesellschaft, in der sich Geburtsrate und<br />

Sterberate die Waage halten und Migration<br />

ausgeklammert wird, wurde bei<br />

Menschen mit Down-Syndrom nur 61 %<br />

der erwarteten Todesfälle festgestellt.<br />

Dies ist darauf zurückzuführen, dass<br />

diese Menschen während der letzten 20<br />

Jahre immer älter wurden und das<br />

durchschnittliche Lebensalter steigt<br />

noch immer an.<br />

So sind zunächst bei Down-Syndrom<br />

erheblich weniger Todesfälle als Geburten<br />

(auch wenn diese Zahl durch pränatale<br />

Diagnostik und selektive Schwangerschaftsabbrüche<br />

auch rückläufig ist)<br />

zu verzeichnen, bis dort ein neues<br />

Gleichgewicht entsteht. Die Gesamtzahl<br />

der Menschen mit Down-Syndrom<br />

nimmt also vorläufig noch zu.<br />

Quelle:<br />

Quanhe Yang, Sonja A. Rasmussen,<br />

J.M. Friedman<br />

Mortality associated with Down’s syndrome in<br />

the USA from 1983 to 1997<br />

The Lancet, Vol 359, March 23, 2002<br />

Zöliakie und<br />

Psychose<br />

Über die Zusammenhänge zwischen<br />

Zöliakie und psychiatrischen/psychologischen<br />

Auffälligkeiten wurde in<br />

der medizinischen Literatur in letzter<br />

Zeit verschiedentlich berichtet. Da Zöliakie<br />

eine medizinische Komplikation<br />

MEDIZIN<br />

ist, die bei Menschen mit Down-Syndrom<br />

vermehrt auftritt (siehe auch Artikel<br />

Dr. Storm Seite 18), sollten diese Zusammenhänge<br />

auch bei dieser Patientengruppe<br />

berücksichtigt werden.<br />

So erschien in La Presse Médicale,<br />

2002; 31 .1551-3 ein Fallbericht über<br />

eine Frau mit Down-Syndrom, die verschiedene<br />

psychiatrische Probleme hatte<br />

und bei der eine so genannte stille Zöliakie<br />

diagnostiziert wurde. Auch bei<br />

den letzten Down-Syndrom-Kongressen<br />

wurde mündlich über einige ähnliche<br />

Fälle berichtet.<br />

La Presse Médicale zufolge wurden<br />

bei einer 41-jährigen Frau, die noch zu<br />

Hause bei ihren Eltern wohnte und die<br />

bis dahin unauffällig war, relativ plötzlich<br />

Depressionen, Halluzinationen, Anorexia<br />

und autistische Verhaltensweisen<br />

festgestellt. Ein erhöhter Titer der<br />

Gliadin-Antikörper im Blut wies auf Zöliakie<br />

hin, die Darmbiopsie bestätigte<br />

dies jedoch nicht. Deshalb wurde eine<br />

stille Zöliakie angenommen. Zwölf Monate<br />

später mit einer glutenfreien Diät<br />

konnte eine dauerhafte Verbesserung<br />

sowohl der psychotischen Symptome als<br />

auch der Depression festgestellt werden.<br />

Eine abweichende Interaktion zwischen<br />

Immunsystem und Gluten hat<br />

nicht nur Folgen für den Darm (als Zöliakie,<br />

sondern kann sich auch – vor allem<br />

bei Personen, die dazu genetisch<br />

disponiert sind, wie diejenigen mit<br />

Down-Syndrom – im Gehirn auswirken<br />

(als Psychose). Bei dieser Patientin wurde<br />

dieser Zusammenhang eindeutig<br />

nachgewiesen.<br />

Schlussfolgerung<br />

Dieser Fall zeigt, dass bevor man psychische<br />

Auffälligkeiten bei einer Person<br />

mit Down-Syndrom als Folge einer Alzheimer-Erkrankung<br />

oder Demenz annimmt,<br />

eine Untersuchung nach Zöliakie<br />

nützlich sein kann. Falls nämlich tatsächlich<br />

diese Diagnose zutrifft, könnte<br />

eine glutenfreie Ernährung die Symptome<br />

einer psychiatrischen Störung verbessern<br />

oder können diese Symptome<br />

ganz verschwinden.<br />

Quelle:<br />

J. Serratrice, P. Disdier, Kaladjan et al.<br />

Psychose rélévant une maladie coeliaque<br />

silencieuse chez une jeune femme ayant<br />

une trisomie 21<br />

La Presse Medical 2002; 31:1551-3<br />

Leben mit Down-Syndrom <strong>Nr</strong>. <strong>49</strong>, <strong>Mai</strong> 2005 21

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