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PDF-Datei - Religiosophie

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8. Konflikte werden nicht unbedingt von der menschlichen Natur sondern vielmehr vom<br />

menschlichen Intellekt verursacht – vom Missbrauch unserer Intelligenz und<br />

Vorstellungskraft (S.63).<br />

9. Leid ist eine natürliche Tatsache menschlicher Existenz (S. 141). Unsere Geburt ist<br />

eigentlich die Geburt des Leidens (S. 145). Andererseits gibt es Möglichkeiten, Freiheit<br />

von Leid zu erlangen (S. 147 f).<br />

10. Menschen, die an einen Schöpfer-Gott glauben, können schwierige Umstände<br />

leichter hinnehmen, wenn sie diese als Teil der göttlichen Schöpfung oder seines Plans<br />

ansehen (S. 161).<br />

(23) Der Dalai Lama hält es ganz und gar nicht für erstrebenswert, dass alle Menschen<br />

die selbe Religion hätten oder gar alle Buddhisten wären. Da unterschiedliche Menschen<br />

auch unterschiedliche Veranlagungen hätten, benötigten wir eine Vielfalt an Religionen.<br />

Manchmal habe er den Eindruck, dass 6 Milliarden Menschen auch 6 Milliarden<br />

Religionen benötigten. Jeder solle den spirituellen Pfad beschreiten, der seiner geistigen<br />

Veranlagung und natürlichen Neigung, seinem Temperament und Glauben, seiner<br />

Familie und seinem kulturellen Hintergrund am besten entspricht (S. 293; Texte teilweise<br />

schon in der Einleitung zitiert). Durch den engeren Kontakt zu anderen Traditionen und<br />

Religionen erkennen wir deren positive Seiten. „Wir können alle an einem Tisch sitzen<br />

und uns verschiedene Gerichte nach unserem Geschmack bestellen. Jeder isst etwas<br />

anderes, aber niemand streitet sich deswegen“ (S. 202).<br />

Der Zweck einer jeden Religion besteht nach der Anschauung des Dalai Lama darin, den<br />

Menschen zu nützen (S. 293). Eine ähnliche Auffassung vertrat schon vor 2000 Jahren<br />

der römische Schriftsteller Plinius (d. Ä.) in seinem Werk Naturalis historia (II,5,18) :<br />

„Deus est mortali iuvare mortalem“, frei übersetzt etwa: „Gott hat den Sterblichen das<br />

Leben zu erleichtern“.<br />

(24) Glück und Religion, Zitat aus dem Eingangs genannten Buch: „Im Westen wenden<br />

sich viele Menschen der Religion als einer Quelle des Glücks zu. Doch der Ansatz des<br />

Dalai Lama unterscheidet sich fundamental von dem vieler westlicher Religionen, da er<br />

die Vernunft und die Geistesschulung wesentlich stärker betont als den Glauben“ (S.<br />

244 f).<br />

(25) Während sich die römische Kirche als Verkünderin der „einen, heiligen und<br />

allumfassenden“ Religion ansieht und am liebsten alle Menschen zu Katholiken machen<br />

möchte, ist die Auffassung des Dalai Lama von wohltuender Toleranz und Aufgeklärtheit<br />

geprägt. Wie bei der Natürlichen Religion sieht er keine Überlegenheit seiner Religion<br />

gegenüber anderen, wie er überhaupt im Umgang mit den Mitmenschen die Achtung vor<br />

dem anderen hervorhebt. Natürlich gibt es nicht wirklich 6 Milliarden gänzlich<br />

verschiedene Religionen, wohl aber unzählige Varianten der gemeinhin bekannten<br />

Religionen. Nach seiner Auffassung soll jeder für sich die Religion oder Religionsvariante<br />

wählen, von der er glaubt, dass sie ihm am ehesten bei seinem Streben nach einem<br />

glücklichen oder wenigstens zufriedenstellenden Leben helfen kann. Wenn z.B. ein Christ<br />

ein inniges Verhältnis zur Gottesmutter oder zu anderen Heiligen hat und daraus Trost<br />

und Stärkung findet, wäre es sicher nicht im Sinne des Dalai Lama, wenn ein anderer<br />

Christ daherkäme und jenem ein paar aus dem Kontext gerissene Bibelstellen um die

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