PDF-Datei - Religiosophie
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31<br />
Ethische Grundsätze<br />
Jedes Mittel, das der Erreichung des beschriebenen Lebensziels dient, ist legitim, auch<br />
Gewalt, Lug und Betrug<br />
Wenn dieser Mensch diese Grundsätze praktiziert, ist auch er religiös in dem von mir<br />
definierten Sinn. Natürlich handelt es sich um eine absolut destruktive Religion. Sie<br />
würde somit ein denkbar schlechtes Rating erfahren.<br />
(54) Betrachten wir doch einmal unter diesem Blickwinkel einige der sogenannten<br />
„großen Weltreligionen“. Das Kasten(un)wesen des Hinduismus, der nach der Definition<br />
Hellingers ebenfalls unter die Religionen des Ich einzureihen ist, weist ähnlich<br />
destruktive Züge auf wie die zuletzt skizzierte Religion. Pervers auch der Brauch der<br />
Witwenverbrennungen. Die meisten bekannten Religionen waren in ihrer Geschichte<br />
absolut intolerant und aggressiv und sind es teilweise heute noch. Der erste Völkermord<br />
der Geschichte wird im Alten Testament berichtet und wurde von den Juden verübt,<br />
dazu noch an einem ihnen freundlich gesonnen Volk, das zum Judentum übertreten<br />
wollte. Christen sind ausgezogen, um Mohammedaner zu vernichten (Kreuzzüge) und<br />
vielleicht auch umgekehrt, und zwar aus voller religiöser Überzeugung. Verschiedene<br />
Glaubensrichtungen innerhalb des Christentums und des Islam haben sich gegenseitig<br />
umgebracht, wiederum aus religiöser Überzeugung. Die Missionierungen beider<br />
Religionen verliefen nicht selten blutig: wer nicht glauben wollte, wurde ermordet. Selbst<br />
kleinste Abweichungen von der offiziellen Glaubenslehre wurden mit schlimmsten<br />
Folterungen und häufig mit Verbrennung bei lebendigem Leibe „bestraft“ (Inquisition).<br />
Wiederum glaubten die Machthaber innerhalb der katholischen Kirche, die Folterer und<br />
Henker und auch häufig die den Prozeduren beiwohnenden einfachen Gläubigen, dass<br />
hiermit in besonderer Weise der Wille ihres Gottes - in diesem Fall wäre der Ausdruck<br />
Götze wohl richtiger - erfüllt werde. Die von der römischen Kirche über lange Zeiträume<br />
betriebene sog. „Hexen“-Verfolgung mit unbeschreiblich grausamen und<br />
langanhaltenden Folterungen völlig unschuldiger Menschen liegt auf der selben Ebene.<br />
Die Religion deren, die in diese schlimmen Verbrechen verstrickt waren oder sie<br />
guthießen, kann nur auf der untersten Stufe aller schlechten Religionen angesiedelt<br />
werden. Es darf daran erinnert werden, dass die katholische Kirche sich von all diesen<br />
Verbrechen bisher kaum distanziert hat: kein dafür verantwortlicher Papst, Bischoff, Abt<br />
oder Inquisitor wurde posthum exkommuniziert, kein Verurteilter rehabilitiert. Die<br />
spanischen Bischöfe verteidigen heute noch die Ermordung von Millionen Indios als der<br />
Sache des Glaubens dienlich. Ausdrücklich sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass<br />
auch Martin Luther die sog. „Hexen“-Verfolgung guthieß und dass seine Anhänger sich<br />
mit großem religiösen Eifer an den kaum beschreibbaren Grausamkeiten gegenüber<br />
ihren Mitmenschen beteiligten, auch hier also ein vernichtendes Rating. Das Gleiche gilt<br />
für Calvin.<br />
Andere grausame „Strafen“ für tatsächliche oder vermeintliche Regelverstöße, wie sie<br />
Inhalt der islamischen Sharia sind, und ähnliche Praktiken der Juden im Altertum liegen<br />
auf der selben Linie.<br />
(55) Wir können aber auch einen Blick in die Gegenwart werfen. Wie wir aus dem im<br />
Jahr 2002 gedrehten Film „Die unbarmherzigen Schwestern“ wissen, beendete die<br />
katholische Kirche die Sklaverei erst 1996 mit der letzten Schließung der<br />
Magdalenenheime in Irland. Statt den noch lebenden Opfern sofort für die jahrelang