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13<br />
Das Risiko der Gentechnik entsteht durch technische Manipulation von<br />
Leben. Die Naturfremdheit des technischen Eingriffs in Lebensformen<br />
ist unbestritten. Hier gilt, je kleiner der Organismus desto gefährlicher<br />
das Experiment. Im Vergleich beider Züchtungsvarianten entfernt man sich<br />
bei gentechnischen Veränderungen viel mehr von dem, was im Lauf der<br />
Evolution geschehen und entstanden ist. Bei der herkömmlichen Zucht bleibt<br />
die Anordnung der Gene im Erbgut weitgehend erhalten. Dadurch ist<br />
gewährleistet, dass die Nachkommen lebensfähig sind und den Eltern sowie<br />
Vorfahren ähneln. Auch Rückzüchtungen sind möglich. Züchter wissen<br />
deshalb um den Umstand, dass viele Leistungs- und Gesundheitsmerkmale<br />
konträr zueinander gelagert sind, ohne die Zusammenhänge in und zwischen<br />
den Genen unbedingt zu kennen. 2<br />
Die bisher bekannten wirtschaftlich relevanten Entwicklungen zielen aber<br />
genau darauf ab, die mit den Gesetzen der Vererbung naturgegebenen<br />
engen biologischen Grenzen der traditionellen Züchtung zu überwinden, um<br />
neue "optimierte" Mikroorganismen, Pflanzensorten und Tierarten zu<br />
schaffen, wie sie weder nach traditioneller Züchtung noch in der Natur<br />
vorkommen.<br />
Was <strong>als</strong> „zielgerichtete Einschleusung“ benannt wird, ist eigentlich eine<br />
Methode nach dem Zufallsprinzip. Die Wissenschaftler können nicht<br />
vorhersagen, wo ein neu hinzugefügtes (modifiziertes) Gen auf ein<br />
Chromosom 3 landen wird, so dass auch immer die Möglichkeit besteht, dass<br />
andere Zellfunktionen beeinträchtigt werden können. Beispiele<br />
fehlgeschlagener Versuche gibt es bereits genügend (s. Pkt. Risiken). Doch<br />
selbst wenn ein modifiziertes Gen es schafft, am gewünschten Ort „inseriert“<br />
(eingenistet) zu werden, so gibt es noch lange keine Garantie dafür, dass es<br />
dort auch „exprimiert“ (in seiner Funktion erkannt und ausgebildet) wird.<br />
Trotz ihrer über 30jährigen Laufbahn in der Forschung steht diese neue<br />
Technologie immer noch erst am Anfang. Das Erkennen aller<br />
Beziehungsnetze zwischen Genen, Geweben, Organen, Organismen und der<br />
äußeren Umgebung samt den möglichen Störungen, Mutationen 4 und<br />
Reaktionen geht so weit über jegliche bisher bekannten komplexe Systeme<br />
hinaus, dass es der Wissenschaftlergemeinde auch in Zukunft noch viel Zeit<br />
2 Auf dem Wege der klassischen Züchtung ist ohnehin schwer gesündigt worden: Die Leistungsfähigkeit hat ihre<br />
natürlichen Grenzen. Eine einseitige Leistungssteigerung erzeugt Disproportionen in anderen Lebensfunktionen: z.B.<br />
eine Höchstertragsleistung bei Getreide benötigt gleichzeitig Halmstabilisatoren. Eine Züchtung auf höhere<br />
Milchfettanteile verringert den relativen Milcheiweißanteil. Eine hohe bzw. überhöhte Milchleistung geht zu Lasten der<br />
Eutergesundheit, der Reproduktionsrate und der Gesundheit des Bewegungsapparates.<br />
3 Chromosom - fadenförmiges aus DNA und Proteinen aufgebautes Molekül im Zellkern; die Gesamtheit der<br />
Chromosomen enthält den größten Teil der Erbsubstanz. Die Anzahl der Chromosomen ist artspezifisch; der Mensch<br />
besitzt 23 Chromosomenpaare.<br />
4 Mutation - sprunghafte Veränderung der biologischen Information der DNA.