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Pilzresistenz<br />
30<br />
Gerste verfügt aufgrund natürlicher Widerstandsfähigkeit über ein<br />
Resistenzgen gegenüber Mehltau - das so genannte mlo-Gen. Mehltau kann<br />
von Gerste somit erfolgreich abgewehrt werden. Diese Resistenz ist so stabil,<br />
dass sie in fast 70 Prozent aller Gerstesorten traditionell eingezüchtet wurde.<br />
Mit dieser Erkenntnis sollte das mlo-Gen auch zur erfolgreichen Abwehr<br />
gegenüber anderen Pilzarten in weiteren Sorten eingesetzt werden. Dieses<br />
Gen wirkte jedoch entgegen den Erwartungen der Wissenschaftler auf die<br />
Entwicklung eines Schadpilzes massiv fördernd. Warum das so ist und<br />
welche Wirkmechanismen dabei ablaufen, ist nicht bekannt. Die mlo-<br />
Resistenz jedenfalls ist für den gentechnischen Einsatz zur Verbesserung<br />
von Krankheitsresistenzen in weiteren Kulturpflanzen nicht geeignet. Das alte<br />
Konzept „ungefährlich plus ungefährlich ergibt ungefährlich“ stimmt<br />
offensichtlich nicht.<br />
Auch bei Gen-Pflanzen, die vermeintlich ungefährlich sein könnten, da sie<br />
nicht <strong>als</strong> Lebensmittel sondern für die industrielle Verwertung eingesetzt<br />
werden, gilt: die Risiken bleiben. Das Max-Planck-Institut für Molekulare<br />
Pflanzenphysiologie will mit einer genetisch veränderten Kartoffelpflanze die<br />
Stärkeproduktion erhöhen und so eine »neue attraktive Industriepflanze« für<br />
die Papierherstellung entwerfen. Ob sich neben dem Stärkegehalt auch der<br />
Giftgehalt der grünen Pflanzenteile erhöht, wird jedoch vorerst nicht<br />
untersucht. Beim großflächigen Einsatz der Gentech-Kartoffel könnte der Giftgehalt<br />
Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben. 31 Man zäumt wieder einmal<br />
das Pferd von hinten auf.<br />
Eines der größten Risiken stellen der Gentransfer und die Auskreuzung<br />
transgener Pflanzen in Wildarten und verwandte Populationen dar. 32 Gerade<br />
in den übergreifenden Artgrenzen liegt ein Risiko, dass zu ökologischen<br />
Verschiebungen führen kann. Transgene Pflanzen und ihre Resistenzen<br />
bedrohen massiv die Artenvielfalt – nicht nur durch die Ausweitung von<br />
Monokulturen. Beispielsweise verfügt(e) das Ursprungsland des Wildmaises<br />
Mexiko über 3000 verschiedene regionale Wild- und Kultursorten. Die<br />
Umweltbehörde der Nordamerikanischen Freihandelszone (NAFTA) hat jetzt<br />
Alarm geschlagen. Sie geht davon aus, dass sich exportierter Gen-Mais nach<br />
Mexiko unkontrolliert und nicht rückholbar unter den einheimischen<br />
mexikanischen Sorten ausbreiten wird. Die Behörde fordert nicht nur eine<br />
Kennzeichnung von amerikanischem Gen-Mais, sondern auch ein Export in<br />
31 Junge Welt vom 26.05.2004<br />
32 Eine umfangreiche Recherche ist in den Gentechnik-Nachichten Spezial Nr. 11/12 (2002) beschrieben,<br />
www.oeko.de/gennews.htm.