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24<br />
Es gab Wissenschaftler wie Teller und Co., die absolute Befürworter von<br />
Atomwaffen waren. Und es gab Wissenschaftler der „Pugwash-Bewegung“,<br />
die den Friedensnobelpreis bekamen, weil sie dagegen waren. Heute sind<br />
solche Wissenschaftlerkreise wie die UCS (Union of Concerned Scientists –<br />
Vereinigung der besorgten Wissenschaftler), die Alliance for Biointegrity und<br />
die ISIS 19 (Offener Brief von 463 renommierten Wissenschaftlern aus 56<br />
Ländern) zu nennen, die sich schon im Jahr 2000 weltweit gegen transgene<br />
Pflanzen und gegen Patentierung von lebenden Organismen ausgesprochen<br />
haben.<br />
Das auch deutsche Wissenschaftler wegen ihrer Funktionen in öffentlichen<br />
oder privaten Ämtern gerne <strong>als</strong> Fürsprecher gewonnen werden, mag da nicht<br />
überraschen: Einen Gewissenskonflikt scheinen sie nicht zu erkennen, wenn<br />
sie sich in starkem Maße für die Gen-Projekte einsetzen: Bei einer PR 20 -<br />
Veranstaltung am 18. Juli 1996 zum Auftakt der Monsanto-Kampagne zur<br />
Einführung von Gen-Soja in Deutschland plädierte Prof. Jany 21 entschieden<br />
für Monsantos Anliegen. Auch der 'deutsche Markt' könne sich solch<br />
neuartigen Lebensmitteln 'nicht verschließen'. Er wandte sich gegen eine<br />
übertriebene Kennzeichnungspflicht, etwa, wenn Gensojaerzeugnisse in<br />
anderen Lebensmitteln verarbeitet werden. Er fühle sich dabei aber, sagt<br />
Jany, 'relativ neutral'. 22 Warum aber soll der Verbraucher nicht wissen, was er<br />
kauft? Die Antwort ist denkbar einfach: Die Industrie fürchtet die<br />
Einkaufskorb-Politik!<br />
Vor solch gefährlichen Interessenverflechtungen von staatlichen<br />
Aufsichtsbehörden, wissenschaftlichen Institutionen und der Industrie, warnte<br />
sogar die Financial Times im Januar 1999: "Manche werden die Erklärungen<br />
von Monsanto, dass deren Soja sicher zu essen sei, für bare Münze nehmen.<br />
Und sie werden sich durch zahlreiche amtliche Äußerungen der zuständigen<br />
Kontrollbehörden ermutigt fühlen. Wir Zyniker aber vermuten, dass die<br />
großen Unternehmen Experten in der Lobbyarbeit und beim Bestechen der<br />
Behörden sind."<br />
Die Forschungs- und Entwicklungsbereiche der Industrie müssen <strong>als</strong><br />
integraler Bestandteil eines auf Profit ausgerichteten Unternehmens gesehen<br />
werden. Als Folge dessen sind die Forscher viel stärker am<br />
Unternehmenserfolg orientiert <strong>als</strong> ein „unabhängiger“ Wissenschaftler. Es<br />
graust einem vor Wissenschaftlern, die die Wissenschaft in einem<br />
19<br />
International Security Information Service – Internationaler Sicherheits-Informationsdienst<br />
20<br />
Public Relation - Öffentlichkeitsarbeit<br />
21<br />
Prof. Dr. Klaus-Peter Jany: Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik, Leiter des Molekularbiologischen Zentrums an der<br />
Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel in Karlsruhe<br />
22<br />
Hans-Ulrich Grimm (1999) Aus Teufels Topf: die neuen Risiken beim Essen; Stuttgart: Klett-Cotta, S.272