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Warum werden Patente abgelehnt?<br />

52<br />

Ein Blick nach Kanada zeigt die Symptome der krankhaften<br />

Genehmigungspraxis von Patentämtern und deren Rückendeckung durch die<br />

Justiz: Der Landwirt Percy Schmeiser bewirtschaftet den ererbten Boden in<br />

der dritten Generation und züchtete erfolgreich Raps. Bis der Pollen von<br />

Genraps seine Pflanzen bestäubten. Der Zuchterfolg von mehreren<br />

Jahrzehnten war mit einem Mal dahin. Doch damit nicht genug, verklagte ihn<br />

der Patentinhaber Monsanto bereits 1998 wegen angeblicher Patentrechts-<br />

Verletzungen, weil er die entsprechende Lizenzgebühr von 37 kanadischen<br />

Dollar pro Hektar für die patentgeschützte Pflanze nicht gezahlt hatte. Und<br />

das, obwohl der Farmer glaubhaft machen konnte, dass er seit über 40<br />

Jahren mit eigenem Saatgut Raps anbaut, und der Gen-Raps sehr leicht von<br />

Nachbars Feldern oder vorbeifahrenden Lastwagen stammen könnte. Das<br />

Gericht sah es für unerheblich an, wie der Gen-Raps auf Schmeiser Felder<br />

kam - Patentschutz habe immer Vorrang. Der Farmer wurde im letzten Jahr<br />

rechtskräftig zur Zahlung von 20.000 Dollar Strafe an Monsanto verurteilt. 66<br />

Kürzlich erhielt er den Mahatma-Gandhi-Award für seinen friedvollen Widerstand.<br />

67 Ausdauer und Hartnäckigkeit sind gefragt, wenn man mit Klagen<br />

gegen die Gentech-Unternehmen vorgehen will.<br />

Der Fall zeigt exemplarisch die Folgen von Bio-Patenten: Sie bedeuten,<br />

dass Bauern, die in der Nachbarschaft von transgenen Pflanzen<br />

produzieren, den Firmen Tantieme für Produkte zahlen müssen, die sie<br />

nie gekauft haben und von denen sie keinen Nutzen haben.<br />

Verfolgt man die Patentierungen an pflanzlichen, tierischen und<br />

menschlichen Genomen so wird klar: Das Leben erfolgt im Griff der<br />

Wirtschaft. Patentierung bedeutet Privatisierung von Leben und Sicherung<br />

exklusiver Nutzungsrechte an Pflanzen, Tieren und deren Erbgut zur<br />

nachhaltigen Abschöpfung von Profiten und zur Steigerung von<br />

Börsenkursen. Patente blockieren die freie Nutzung der geschützten Gene<br />

und behindern so die weitere Forschung und Entwicklung durch andere<br />

Wissenschaftler <strong>als</strong> durch die Patentinhaber. Verbal gut <strong>als</strong><br />

„Technologieabgaben“ oder „Lizenzgebühren“ verpackt, treiben Patente die<br />

Kosten in die Höhe, bei gewollter Anwendung oder ungewollter Kontamination.<br />

Man muss sich im Klaren sein, dass Patente wie das Ei im Kuchen<br />

daherkommen. Es wird keine gentechnisch veränderten Kultursorten geben,<br />

für die nicht auch mit einem entsprechenden Aufpreis zu zahlen ist.<br />

Besonders betroffen sind auch Entwicklungsländer. Die Bauern in der dritten<br />

66 Dokumentiert in dem Video „Tote Ernte. Der Kampf ums Saatgut“, www.gen-ethisches-netzwerk.de<br />

67 www.percyschmeiser.com

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