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— 15 —<br />

wirklich, daß die Lyrik zwischen Linz und Innsbruck<br />

eine Erscheinung aufweist, die man mit Fug dem<br />

Czechen Machaf an die Seite stellen könnte? Warum<br />

verstopfen wir uns denn die Ohren, wenn uns erzählt<br />

wird, daß die Nationen, mit denen wir nun einmal in<br />

einem Staats- oder Reichsverband leben, Künstler<br />

hervorbringen? Bin gelegentliches Interesse für die<br />

czechische, polnische und ungarische Literatur könnte<br />

uns gar nicht schaden. Was gehen uns denn die<br />

Zwistigkeiten der Herren Franko Stein und Fresl an,<br />

wenn wir einen böhmischen Lyriker lesen wollen?<br />

Was hat ein Schriftsteller von der Bedeutung Franz<br />

Herczeg's mit der »judäo-magyarischenc Clique, die<br />

wir ja weiter verachten können, zu schafiTen?<br />

Nationale Kunst besteht nicht in der fortwährenden<br />

Versicherung, daß man national sei. Eine<br />

kleine ungarische Skizze, wie die hier zum erstenmal<br />

in deutscher Sprache veröffentlichte, ist nationaler,<br />

echter zugleich und künstlerischer als alles, was bis<br />

heute auf dem ostdeutschen Flachland gewachsen ist.<br />

Die ergiebigere Puszta ist, wie mir der Übersetzer<br />

mitteilt, Tömörk^ny's einziges Thema. »Er schildert<br />

mit vollendeter Beobachtung, scheinbar ohne jede<br />

künstlerische Absicht Leben und Sterben dort unten.<br />

In seinen kleinen Skizzen gibt es — abweichend von<br />

der vorliegenden — nur selten irgend einen Konflikt<br />

oder irgend eine Pointe. Ruhig, großzügig malt er<br />

den gleichförmigen Alltag — aber in diesen anspruchslosen<br />

Lebenssegmenten athmet mehr wurzelhaftes<br />

Ungartum, als in den meisten jener Werke, die alljährlich<br />

als neueste ungarische Literatur den Budapester<br />

Büchermarkt überschwemmen und bei denen<br />

sich oft — die wenigen Ausnahmen in Ehren —<br />

auf der ersten Seite das französische oder skandina-»<br />

vische Vorbild erkennen läßt.c Als bezeichnend für<br />

die literarischen Cliquenverhältnisse ist noch zu erwähnen,<br />

daß Tömörkäny in Ungarn selbst nur wenig<br />

bekannt ist, weil er, der Stadtbibliothekar von Szeged,

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