Lineare algebraische Gruppen - GWDG
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100 7 Wurzelsysteme und Dynkin-Diagramme<br />
Um eine Übersicht über die möglichen Wurzelsysteme zu bekommen, ist<br />
der folgende Satz nützlich. Man beachte dabei, dass R nach 7.2 endlich ist.<br />
Satz<br />
Seien α, β zwei nicht-proportionale Wurzeln in R . Dann gelten:<br />
a) Die Menge I := {j ∈ Z | β + jα ∈ R} ist ein Intervall [−q, p] in Z , das<br />
0 enthält.<br />
b) Die Menge S := {β + jα | j ∈ I} erfüllt σα(S) = S , und es gelten<br />
σα(β + pα) = β − qα und p − q = −n(β, α) .<br />
c) Für den Ursprung γ := β − qα von S gilt −n(γ, α) = p + q , und es ist<br />
S = {γ + jα | 0 j −n(γ, α) } mit −n(γ, α) = 0, 1, 2 oder 3 .<br />
Beweis. Es ist 0 ∈ I . Sei p das größte und −q das kleinste Element in I .<br />
Angenommen, es gibt eine ganze Zahl in [−q, p], die nicht in I liegt. Dann<br />
gibt es Elemente r, s ∈ [−q, p] mit r + 1 < s , die beide in I liegen und für<br />
die r+1 /∈ I und s−1 /∈ I gelten. Es ist also α+(β+rα) = β+(r+1)α /∈ R ,<br />
woraus nach dem Lemma n(α, β + rα) 0 folgt. Da s − 1 /∈ I gilt, folgt<br />
(β+sα)−α = β+(s−1)α /∈ R und also nach dem Lemma n(β+sα, α) 0 .<br />
Da n(β, α) 0 genau dann gilt, wenn 〈β, α〉 0 ist, folgt 〈α, β + rα〉 0<br />
und 〈α, β + sα〉 0 . Dies ist ein Widerspruch, da r < s und 〈α, α〉 > 0 gilt<br />
und also 〈α, β + rα〉 < 〈α, β + sα〉 ist. Es folgt a).<br />
Nach 7.1 ist σα(β +jα) = β −n(β, α)α−jα = β +j ′ α mit j ′ = −n(β, α)−j.<br />
Es folgt σα(S) ⊂ S und S ⊂ σα(S) , da σ2 α = id . Also ist σα(S) = S . Die<br />
Abbildung I → I , j ↦→ j ′ ist bijektiv. Es gilt i ′ < j ′ für i > j . Es folgt<br />
p ′ = −q und σα(β + pα) = β − qα sowie p − q = −n(β, α), also gilt b).<br />
Es gilt n(γ, α) = n(β − qα, α) = 2 〈β−qα,α〉<br />
〈α,α〉 = n(β, α) − 2q = −p + q − 2q =<br />
−p − q . Da α und γ nicht proportional sind, ergibt die Tabelle oben, dass<br />
|n(γ, α)| 3 gilt. Die Menge S hat p+q+1 Elemente nach a). Es folgt c).<br />
Folgerung<br />
Wir wenden nun Satz c) für β = γ an und erhalten dabei genau folgende<br />
vier Möglichkeiten (vgl. auch die obige Tabelle):<br />
1. S = {β} : Dann ist n(β, α) = 0 = n(α, β) und ∡(α, β) = π<br />
2 .<br />
2. S = {β, β + α} : Dann ist n(β, α) = −1 , und es gibt drei Fälle:<br />
1. Fall: Es ist n(α, β) = −1 , also β = α und ∡(α, β) = 2π<br />
3 sowie<br />
∡(α, β + α) = π<br />
3 = ∡(β + α, β) .<br />
2. Fall: Es ist n(α, β) = −2 , also α = √ 2 β und ∡(α, β) = 3π<br />
4<br />
sowie ∡(α, β + α) = π<br />
2π<br />
4 und ∡(β + α, β) = 4 . (Hier ist α länger als β ,<br />
<strong>Lineare</strong> Algebraische <strong>Gruppen</strong>, Universität Göttingen 2007