Die Geschichte der Politischen Korrektheit - WikiMANNia
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die marxistischen Revolutionäre in ein Dilemma. Nach <strong>der</strong> marxschen ökonomischen Theorie<br />
wurden die unterdrückten Arbeiter als die Nutznießer einer gesellschaftlichen Revolution<br />
angesehen, die sie an die Spitze <strong>der</strong> Machtstruktur setzte. Als sich nun Gelegenheiten zur<br />
Revolution geboten hatten, reagierten die Arbeiter nicht darauf. <strong>Die</strong> Marxisten sahen die<br />
Schuld für diese Fehlschläge nicht in ihrer Theorie. Sie beschuldigten die Arbeiter.<br />
Eine Gruppe marxistischer Intellektueller löste nun dieses, ihr Dilemma, indem sie, an<strong>der</strong>s als<br />
Marx, nicht die ökonomische Ordnung <strong>der</strong> Gesellschaft untersuchten, son<strong>der</strong>n ihren<br />
kulturellen Überbau. Der italienische Marxist Antonio Gramsci und <strong>der</strong> ungarische Marxist<br />
Georg Lukacs 4 trugen am meisten zu diesem neuen kulturellen Marxismus bei.<br />
Antonio Gramsci arbeitete 1923-24 in Moskau und Wien für die Kommunistische<br />
Internationale. Später wurde er in einem von Mussolinis Gefängnissen inhaftiert, er schrieb<br />
dort seine berühmten Gefängnishefte. Unter Marxisten ist Gramsci für seine Theorie <strong>der</strong><br />
kulturellen Herrschaft als Mittel <strong>der</strong> Klassendominanz bekannt. Aus seiner Sicht mußte ein<br />
neuer „Kommunistischer Mensch“ erschaffen werden, bevor eine politische Revolution<br />
möglich wäre. <strong>Die</strong>s führte nun dazu, daß sich diese Intellektuellen verstärkt den Bereichen<br />
<strong>der</strong> Bildung und <strong>der</strong> Kultur widmeten. Gramsci stellte sich einen langen Weg durch die<br />
gesellschaftlichen Institutionen vor, d.h. durch Regierung, Justiz, Militär, Schulen und<br />
Medien. Er hat ebenfalls geschlußfolgert, daß, solange die Arbeiter Christen seien, sie nicht<br />
auf revolutionäre Aufrufe reagieren würden.<br />
Georg Lukacs war <strong>der</strong> Sohn eines wohlhabenden ungarischen Bankiers. Lukacs‘ politische<br />
Karriere begann als Mitarbeiter <strong>der</strong> Kommunistischen Internationale. Sein Buch <strong>Geschichte</strong><br />
und Klassenbewußtsein brachte ihm den Ruf des bedeutendsten marxistischen Theoretikers<br />
seit Marx selbst ein. Lukacs glaubte, daß für das Aufkommen einer neuen marxistischen<br />
Kultur die vorherrschende Kultur zerstört werden müsse. Er sagte unter an<strong>der</strong>em: „Ich sehe<br />
die revolutionäre Zerstörung <strong>der</strong> Gesellschaft als die eine und einzige Lösung für die<br />
kulturellen Wi<strong>der</strong>sprüche unserer Epoche an“ und „Solch ein weltweiter Umsturz von<br />
gesellschaftlichen Werten kann nicht geschehen, ohne daß die alten Werte vernichtet und<br />
neue von den Revolutionären geschaffen werden.“<br />
4 AdÜ.: genaugenommen war Lukacs Deutscher, sein Vater än<strong>der</strong>te 1890 dem Familiennamen von Löwinger zu<br />
Lukacs.<br />
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