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Die Geschichte der Politischen Korrektheit - WikiMANNia

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amerikanischen Hochschulen dient. Alle diese Hochschulen sind Zweigstellen und<br />

Nachkommen <strong>der</strong> Kritischen Theorie, die in den 1930er Jahren von <strong>der</strong> Frankfurter Schule<br />

entwickelt wurde. Der Terminus „Kritische Theorie“ selbst ist ein Wortspiel: man ist verleitet<br />

zu fragen, was die Theorie sei. <strong>Die</strong> Antwort auf diese Frage ist, daß die Theorie besagt, daß zu<br />

kritisieren ist. Jay schreibt: „<strong>Die</strong> kritische Theorie wurde, wie ihr Name schon impliziert,<br />

durch eine Reihe von Kritiken an<strong>der</strong>er Denker und philosophischer Traditionen<br />

ausgedrückt…Nur wenn man sie mit ihren eigenen Maßstäben mißt, als Mitläufer an<strong>der</strong>er<br />

Systeme, kann sie komplett verstanden werden.“ 98 Das Ziel <strong>der</strong> Kritischen Theorie ist nicht<br />

die Wahrheit, son<strong>der</strong>n die Umsetzung, also revolutionäres Handeln: das Nie<strong>der</strong>ringen <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong>zeitigen Gesellschaft durch unablässige destruktive Kritik. Jay schreibt: „Das wahre Ziel<br />

des Marxismus, so argumentiert Horkheimer (Max Horkheimer folgte Carl Grünberg als<br />

Direktor des Instituts im Juli 1930), ist nicht die Aufdeckung unverän<strong>der</strong>licher Wahrheiten,<br />

son<strong>der</strong>n die Unterstützung gesellschaftlichen Umbruchs.“ 99<br />

<strong>Die</strong> zentrale Frage, <strong>der</strong> sich das Institut in den frühen 1930er Jahren gegenüber sah, war, wie<br />

<strong>der</strong> Marxismus auf die Kultur angewandt werden konnte. Der Titel von Jays drittem Kapitel<br />

gibt darauf die Antwort: „<strong>Die</strong> Integration <strong>der</strong> Psychoanalyse“. Hier verliert sich die<br />

Argumentation in Jays Buch insofern, als daß sie kein klares Verständnis zu schaffen vermag,<br />

wie am Institut Marx und Freud kombiniert wurden. <strong>Die</strong> Antwort auf diese Frage scheint zu<br />

sein, daß Freuds spätere Kritiken in Abhängigkeit einer kapitalistischen, bürgerlichen<br />

Ordnung gemacht wurden: eine revolutionäre, postkapitalistische Gesellschaft könnte den<br />

Menschen von seiner Freudschen Unterdrückung befreien. Hier kann man abermals die<br />

Schlüsselgedanken <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> <strong>Korrektheit</strong> erkennen, einschließlich des Rufs nach<br />

sexueller „Befreiung“ und dem Angriff auf die „patriarchische“ westliche Kultur.<br />

Während die präzise Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Verbindung von Marx und Freud durch Jay<br />

nicht thematisiert wird, klärt das nächste Kapitel „<strong>Die</strong> ersten Autoritätsstudien des Instituts“<br />

über den verfolgten Ansatz auf. Das Institut verließ Deutschland 1933 und ging nach New<br />

York, weil die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Nicht überraschend ist, daß eine <strong>der</strong><br />

ersten Aufgaben des Instituts in New York <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand gegen den Nationalsozialismus<br />

wurde. <strong>Die</strong>s erfolgte weitgehend durch die Durchführung psychologischer „Tests“ über<br />

„autoritäre Persönlichkeiten“. Vorgeblich sollten Menschen mit „autoritärer Persönlichkeit“<br />

eher Unterstützer des Nationalsozialismus sein. Sowohl das Konzept, als auch die Methodik<br />

98 AdÜ.: Übersetzung aus dem Englischen, aaO., Seite 41<br />

99 AdÜ.: Übersetzung aus dem Englischen, aaO., Seite 46<br />

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