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Die Geschichte der Politischen Korrektheit - WikiMANNia

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waren bestenfalls zweifelhaft. Aber die Arbeit des Instituts schuf einen wichtigen Grundstein<br />

für die politische Linke, nämlich das je<strong>der</strong> Nichtlinke, also je<strong>der</strong> Rechte psychologisch<br />

unausgeglichen sei. Daß diese Untersuchungen bei Amerikanern durchgeführt wurden,<br />

bestätigt die Schlüsselrolle des Instituts bei <strong>der</strong> Erschaffung <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> <strong>Korrektheit</strong> in<br />

Amerika. Schlußendlich war das Resultat dieser Untersuchung ein Buch des Institutsmitglieds<br />

Theodor Adorno, welches 1950 veröffentlicht wurde und weitläufigen Einfluß haben sollte:<br />

<strong>Die</strong> autoritäre Persönlichkeit.<br />

Jays fünftes Kapitel, „<strong>Die</strong> Analyse des Nazismus durch das Institut“ 100 , widmet sich ebenfalls<br />

dem Themenkomplex „autoritäre Persönlichkeit“. Aber das sechste, „Ästhetische Theorie und<br />

die Kritik <strong>der</strong> Massenkultur“, liefert eine Antwort darauf, warum die Mehrzahl „seriöser“<br />

mo<strong>der</strong>ner Kunst und Musik so schrecklich ist. Sie soll so sein. Theodor Adorno war die<br />

Leitfigur des Instituts für höhere Kultur, d.h. Kunst – er begann sein Leben als Musikkritiker<br />

und För<strong>der</strong>er von Schönberg 101 – und seine Ansicht war, daß angesichts <strong>der</strong> „Repressivität“<br />

<strong>der</strong> bürgerlichen Gesellschaft Kunst nur „wahrhaftig“ sein konnte, wenn sie abschreckend sei<br />

und die abschreckende Gesellschaft um sich reflektierte. Jay zitiert Adorno: „Ein<br />

erfolgreiches werk […] ist nicht eines, das objektive Wi<strong>der</strong>sprüche in falscher Harmonie<br />

auflöst, son<strong>der</strong>n welches die Idee <strong>der</strong> Harmonie durch Negation ausdrückt, indem es die<br />

reinen und ursprünglichen Wi<strong>der</strong>sprüche in seiner innersten Struktur verkörpert.“ 102<br />

Adorno verachtete die neue Massenkultur – Film, Radio und Jazz – und das scheint ein Fall<br />

verpaßter Gelegenheit gewesen zu sein: heute ist die Unterhaltungsindustrie <strong>der</strong> mächtigste<br />

Verfechter <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> <strong>Korrektheit</strong>. Eine an<strong>der</strong>e Schlüsselfigur <strong>der</strong> Frankfurter Schule,<br />

Walter Benjamin, erkannte das Potential: „paradoxerweise wartete er hoffnungsvoll auf das<br />

progressive Potential politischer, kollektivistischer Kunst.“ 103 An irgendeinem Punkt brachte<br />

jemand – die Frage, wer das war, wird in Jays Buch nicht beantwortet – Benjamins<br />

Wahrnehmung zusammen mit den generellen Ansichten <strong>der</strong> Frankfurter Schule, die Jay wie<br />

folgt zusammenfaßt: „das Institut kam zu <strong>der</strong> Einschätzung, daß die Kulturindustrie<br />

Menschen auf deutlich subtilere und effektivere Art versklavte, als die rohen Methoden zur<br />

Dominierung, die in früheren Zeiten praktiziert wurden.“ 104<br />

100<br />

AdÜ.: Übersetzung aus dem Englischen<br />

101<br />

AdÜ.: Arnold Schönberg<br />

102<br />

aaO., Seite 179<br />

103<br />

aaO., Seite 211<br />

104<br />

AdÜ.: Übersetzung aus dem Englischen, aaO., Seite 216<br />

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