08.10.2013 Aufrufe

Die Geschichte der Politischen Korrektheit - WikiMANNia

Die Geschichte der Politischen Korrektheit - WikiMANNia

Die Geschichte der Politischen Korrektheit - WikiMANNia

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Denkens ist. 46 <strong>Die</strong>se „transzendente Bedeutung“, von <strong>der</strong> Derrida sowohl sich selbst, als<br />

auch die westliche Welt befreien will, ist in <strong>der</strong> Tat Gott. Derrida bezeichnete den<br />

Gottglauben als Produkt unzureichenden westlichen Verstandes, und im Gefolge Nitzsches<br />

behauptet er, daß Gott eher ein Konstrukt <strong>der</strong> Sprache sei, als an<strong>der</strong>s herum.<br />

Natürlich wurde Derrida schnell zum Liebling des Establishments des amerikanischen<br />

Bildungswesens. Er hielt an den Universitäten <strong>der</strong> Ostküste Vorlesungen und begann diese<br />

Region Amerikas zu lieben. Bald schon erwi<strong>der</strong>te Amerika diese Zuneigung, indem man ihm<br />

eine Stelle im Fachbereich Englisch an <strong>der</strong> Yale Universität gewährte. Yale zog dann immer<br />

mehr Dekonstruktionisten und Postmo<strong>der</strong>nisten an; J. Hillis Miller, Geoffrey Hartman und<br />

an<strong>der</strong>e. Ein weiterer Europäer, Paul DeMan, kam ebenfalls nach Amerika und begann<br />

Dekonstruktivismus zu unterrichten. In DeMans <strong>Geschichte</strong> liegt ein weiterer Grund,<br />

weshalb Dekonstruktionisten so gierig versuchten, Sprache von ihrer Bedeutung zu befreien.<br />

DeMan hatte vor dem zweiten Weltkrieg für eine explizit nazifreundliche Zeitung gearbeitet.<br />

<strong>Die</strong> Gegner DeMans stellen immer wie<strong>der</strong> fest, daß das Entfernen <strong>der</strong> Bedeutung von <strong>der</strong><br />

Sprache ein exzellenter Weg ist, die nazifreundlichen Inhalte seiner Schriften<br />

wegzudiskutieren.<br />

Mit dem Dekonstruktivismus haben die Kulturkritiker sich ein Werkzeug angeeignet, mit<br />

dem sie Literatur, Philosophie und Kultur in Unsinn umdeuten können. So meidet z.B.<br />

Derrida in seinen Schriften alle Formen des Verbs „sein“, um seiner eigenen Philosophie treu<br />

zu bleiben. Im dekonstruktivistischen Sinn impliziert das Verb „sein“ eine Bedeutung, und<br />

kann folglich nicht existieren. 47 Derrida ist deshalb dazu übergegangen, alle Formen des<br />

Verbs „sein“ durchzustreichen, was <strong>der</strong> Verständlichkeit seiner Werke nicht gerade<br />

zuträglich ist. Am Anfang seines Angriffs auf das Referenz-Bedeutung-Paar schreibt Derrida:<br />

46 Ein einfacher Weg, dieses Konzept zu verstehen, ist <strong>der</strong> folgende: Wenn man eine Frage stellt und auf die<br />

Antwort wie<strong>der</strong>um fragt „Warum?“, auf die Antwort darauf wie<strong>der</strong>um usw., dann wird man schlußendlich bei<br />

<strong>der</strong> Antwort „Gott“ ankommen. <strong>Die</strong> Antwort auf „Warum Gott?“ ist wie<strong>der</strong>um „Gott“. AdÜ.: dies ist ein<br />

zentrales Element christlicher Betrachtungsweise, eben das schlußendliche Zurückführen <strong>der</strong> Umstände auf<br />

Gott. <strong>Die</strong>ses Prinzip wohnt einer jeden Schöpfungsdogmatik inne. Für Atheisten steht an Stelle Gottes das<br />

Nichtwissen. Hier wäre noch anzumerken, daß sowohl Juden- als auch Christentum nach Nähe zu Gott streben<br />

und daher in <strong>der</strong> Neuzeit auch maßgeblich begannen, die transzendente Bedeutung aufklären zu wollen – die<br />

Grundlage einer jeden wissenschaftlichen Forschung. <strong>Die</strong>se Abgrenzung, d.h. <strong>der</strong> Gottbegriff einer Gesellschaft<br />

und die Dogmatik <strong>der</strong> Gesellschaft, ob man Gott ergründen dürfe o<strong>der</strong> nicht, zieht sich wie ein roter Faden<br />

durch die Menschheitsgeschichte: jene Gesellschaften, die ihren o<strong>der</strong> ihre Götter verstehen, ergründen wollten<br />

und durften, waren in <strong>der</strong> Regel weiter entwickelt, als jene, die ihren Gott o<strong>der</strong> ihre Götter für unnahbar<br />

hielten o<strong>der</strong> denen es verboten war, diese zu ergründen. <strong>Die</strong> Frage nach dem Antrieb zur Ergründung des<br />

transzendenten Hintergrundes des Seins ist die Frage nach <strong>der</strong> Triebfe<strong>der</strong> zur Forschung.<br />

47 AdÜ.: da eben die Sprache keine Bedeutung hätte<br />

~ 42 ~

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!