Herstellung luftgetrockneter Rohschinken
Herstellung luftgetrockneter Rohschinken
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6.1.2.<br />
Personalhygiene<br />
Auf was ist zu achten? Neben dem selbstverständlichen Wechsel Straßen- zu<br />
Arbeitskleidung ist hier die Händereinigung vordringlich. Die ständig vorhandene (resistente)<br />
Hautflora, z. B. auch Staphylokokken enthaltend, können nur reduziert, nicht aber vollständig<br />
beseitigt werden. Daraus folgt, dass bei Arbeiten mit direktem Kontakt zu verzehrsfertigen<br />
Lebensmitteln Einweghandschuhe zu tragen sind. Die Keimflora, die über Arbeiten auf die<br />
Haut gelangt (transiente „Anflugflora“), kann durch gründliche Seifenwaschung beseitigt<br />
werden. Diese ist unverzichtbar vor Verlassen der Sanitärräume, um eventuell anhaftende<br />
Keime der Darmflora zu entfernen. Händedesinfektionsmittel sind nur selten notwendig und<br />
sollten Hautschutzkomponenten beinhalten. Alle Reinigungs- und Desinfektionsmittel sollen<br />
chlor- und phosphatfrei sein, um schädliche Rückstände und Folgeprodukte (NO) am Ort der<br />
Behandlung und auch als Emission dort und in Kläranlagen zu vermeiden.<br />
6.1.3.<br />
Beispielhaft schonende Desinfektion<br />
Reinigung: Alkalische Mittel auf Natron- oder Kalilaugebasis in lang anhaftenden Schäumen,<br />
sodass auch niedrigere Konzentrationen über eine längere und damit wirksame<br />
Einwirkungszeit verfügen. Räucherkammern können ebenfalls vorteilhaft mit alkalischen<br />
Mitteln gereinigt werden. Desinfektion: Organische Säuren wie Ameisen-, Essig-, Zitronen-<br />
und/oder Weinsäuren entsprechend den Zulassungen der Deutschen Gesellschaft für<br />
Hygiene und Mikrobiologie bzw. entsprechend einer Empfehlung der Deutschen<br />
Veterinärmedizinischen Gesellschaft. Grundsätzlich sollte ein Hygieneplan erstellt werden,<br />
wobei ein Hygienefachberater eines seriösen, möglichst ISO-zertifizierten<br />
Reinigungsmittelherstellers beteiligt werden kann. Der Erfolg von Reinigung und Desinfektion<br />
ist in regelmäßigen Abständen mittels Abklatschplatten oder Tupferuntersuchungen zu<br />
überprüfen.<br />
6.1.4.<br />
Zusammenfassung<br />
Wenn wir den Betrieb als Ganzes betrachten, so sehen wir das kontinuierliche Fortschreiten<br />
der Verkeimung des Rohstoffes bis zu seiner Verwendung in der Produktion. Durch die<br />
Kühlung des Fleisches gewinnen wir Zeit, aber nicht mehr! Wir verlangsamen nur den<br />
Vormarsch unseres Feindes. Wenn der Rohstoff eine gewisse Keimzahl erreicht, verliert er<br />
an Qualität oder verdirbt. Diese Keimzahl kann vor der Verwendung des Rohstoffes zur<br />
Produktion erreicht werden, einmal durch hohe Anfangskeimgehalte und zweitens durch den<br />
Faktor „Zeit“, wenn der Rohstoff nicht rechtzeitig verarbeitet wird. Durch das Vorsalzen von<br />
Fleisch - zur Hauptsache eine Manipulation aus technologischen Gesichtspunkten - können<br />
wir den raschen Verderb des dabei zerkleinerten Fleisches noch einmal blockieren, nach<br />
einiger Zeit wird aber auch diese Hürde von den Bakterien überwunden. Im Zuge der<br />
Erhitzung kommt es dann zur ersten Unterbrechung der Keimvermehrung im Rohstoff, bei<br />
Kochwurst oder in Erzeugnissen wie Brühwurst, Kochwurst, Schinken, Konserven. Im Zuge<br />
der Reinigung und Desinfektion kommt es zur Beseitigung der Kontamination im Raum und<br />
an den Geräten. Die Keime, die Erhitzung überleben, sind mit den von den Infektionsquellen<br />
in der Verpackung aufgenommenen Bakterien der neue Anfangskeimgehalt im<br />
Fertigerzeugnis. Von hier an findet ein neuer Anstieg der Keimzahl statt. Das Erreichen der<br />
Verderbnisgrenze ist wie beim Rohstoff abhängig vom Anfangskeimgehalt, von Temperatur<br />
und Verhältnissen im Erzeugnis selbst (Salz usw.). Dann kommt noch der Faktor „Zeit“ dazu.<br />
Die Kontamination der Räume und Gerätschaften geschieht mit dem Arbeitstag neu und wird<br />
täglich unterbrochen. Im Gegensatz dazu stehen unsere Bemühungen bei der<br />
Rohwurstherstellung, hier unterbrechen wir wohl die Kontamination von Raum und Geräten,<br />
doch nicht die Keimentwicklung im Produkt. Im Betrieb gibt es zwei große Infektionsherde:<br />
die Schlachtung und im Zusammenhang die Kuttelei einerseits, sowie das zugelieferte<br />
Fleisch andererseits. Es gibt auch zwei bedeutende Verteilerstellen für Keime: Das sind die