Die Karin und Uwe Hollweg-Stiftung und der Künstler Wols
Seit rund 40 Jahren sammeln Karin und Uwe Hollweg moderne Kunst. 1996 gründeten sie ihre gleichnamige Stiftung. Im Jahr 2011, als den beiden die renommierte Maecenas Ehrung verliehen wurde, übergaben sie ihre gesamte private Sammlung mit Kunst des 20. Jahrhunderts (fast 600 Gemälden, Zeichnungen, Druckgrafiken und Skulpturen) ihrer Stiftung, der sie am Alten Wall, vis à vis der Kunsthalle, ein standesgemäßes und öffentlich <strong>zu</strong>gängliches Domizil gespendet haben. Neben Künstlern aus Deutschland, dabei immer wieder Künstler aus <strong>Bremen</strong> und dem norddeutschen Raum, glänzt die Sammlung mit großen Namen der internationalen Kunstszene. Günther Uecker, John Cage, Salvador Dali, Richard Hamilton, <strong>zu</strong> dem das Bremer Ehepaar eine freundschaftliche Beziehung pflegt, David Hockney und Mark Tobey, dessen Werke in allen großen Museen der Welt hängen. Allein von ihm hat das Ehepaar Hollweg im Laufe der Jahre gut 30 Bilder und Druckgrafiken erworben. Mit mehr als 40 Bildern ist der deutsch-französische Künstler Wols, alias Alfred Otto Wolfgang Schulze, der heimliche Favorit von Karin und Uwe Hollweg, auch wenn die beiden immer wieder betonen, dass ihre Sammelleidenschaft weniger von den großen Namen, vielmehr von der Faszination ganz bestimmter Werke, Motive oder Malweisen angeregt wurde. In dem Vorwort <strong>zu</strong> dem im DUMONT Verlag erschienenen großen Bildband „Karin und Uwe Hollweg Sammlung“ erzählt Karin Hollweg, die selbst erfolgreich als Malerin und Illustratorin arbeitet, wie sich ihre Sammelleidenschaft entwickelt hat. „Unser gezieltes Sammeln setzte nicht plötzlich ein, sondern wir tas te ten uns langsam an unsere Vorlieben heran. Nie haben wir wirklich aktiv nach etwas gesucht. Uns interessiert nicht so sehr der Name des Künstlers, sondern seine Arbeit, was er macht oder gemacht hat. Die Bilder liefen uns über den Weg, wurden angeboten von Galerien, von Kunsthändlern oder auf Auktionen. Schwerpunkte haben sich erst im Nachhinein entwickelt und wurden dann ausgebaut. Unsere Sammlung umfasst Werke, die während unseres Lebens entstanden sind, die wir also im wahrsten Sinne miterlebt haben.“ Zu Wols hat Karin Hollweg eine ganz besondere Beziehung. Bereits <strong>zu</strong>r Konfirmation in den fünfziger Jahren bekam sie ein Buch mit Wols Bildern geschenkt. Seitdem lässt sie die Faszination seiner Bilder nicht los. „Le fantôme bleu“, das Bild, an das sie sich heute noch aus ihrer Zeit als Konfirmandin erinnert, hängt jetzt im Museum Ludwig in Köln. In <strong>Bremen</strong> hat „Le fantôme bleu“ jetzt Karriere als Plakatmotiv für die Ausstellung in der Kunsthalle gemacht. Auch mit dem Werk von Mark Tobey, dem US amerikanischen Maler, Wegbereiter des amerikanischen „Abstrakten Expressionismus“, kamen die Hollwegs eher <strong>zu</strong>fällig 39 39 <strong>zu</strong>sammen. Aufmerksam wurden sie auf Mark Tobey in einer Galerie in St. Gallen. „Eigentlich“, erzählt Karin Hollweg, „waren wir dort nur <strong>zu</strong>m Zigarrenkaufen hingefahren – im Laden hing ein Plakat der Erker-Galerie. Spontan entschieden wir, hin<strong>zu</strong>gehen, lernten Franz Larese und Jörg Janett kennen, die dann gute Freunde von uns wurden. Bei der Eröffnung ihrer Frank Tobey Ausstellung haben wir unser erstes Bild von ihm gekauft.“ Und so fügen sich von Namen <strong>zu</strong> Namen Geschichten, die Karin und Uwe Hollweg von „ihren“ Künstlern erzählen können. Und dann fragt man sich schnell, was imponiert mehr? Die gelassene Bestimmtheit bei der Auswahl ihrer Bilder und ihren Bekenntnissen <strong>zu</strong> „ihren“ Künstlern oder die Bescheidenheit dieses Ehepaars, die gleich Philemon und Baucis in der Antike, mit sich genug <strong>zu</strong> haben scheinen und der Freude, anderen Freude <strong>zu</strong> schenken. Große Mäzene sind die Beiden und wenn nicht ab und <strong>zu</strong> eine große Ehrung die Öffentlichkeit schaffen würde, die bei der Verleihung der Ehrenbürgerschaft <strong>Bremen</strong>s o. ä. wohl kaum vermeidbar ist, nur wenige würden von dem vielen Guten, was dieses Ehepaar nicht nur mit ihrer Stiftung dem Gemeinwesen, aber auch Einzelnen Jahr für Jahr angedeihen lässt, überhaupt etwas erfahren. Öffentliche Aufmerksamkeit ist ihre Sache nicht. Da mag das Temperament des erfolgreichen hanseatischen Kaufmanns Uwe Hollweg mit der Gelassenheit der Künstlerin Karin Hollweg eine äußerst seltene Liaison eingegangen sein. Und genau so verhält es sich am Ende auch mit der Wols-Ausstellung in der Kunsthalle. Ohne die großzügige Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Hollwegs hätte diese umfangreiche Präsentation von über 200 Wols Werken mit Leihgaben aus aller Welt schon allein aus finanziellen Gründen in der Bremer Kunsthalle nicht realisiert werden können.