Magazin #22 - Der Club zu Bremen

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Reisen
Auf den Spuren Napoleons
Eigentlich geht es bei ihm nicht darum, dass er Norweger ist.
Michelle, die Barfrau im Standard, bedeutet jedem, dem er sich
nähert, dass man sich von ihm fernhalten sollte. Nicht, dass irgendetwas
gefährlich wäre an ihm. Er ist nur ein Angeber und
Schnorrer, der vom Englischen einigermaßen virtuos ins Norwegische
wechselt, wobei jeder, der sich auch nur ein paar Tage in
der Kapprovinz aufgehalten hat, schnell begreift, dass es sich
dabei nur um ein verschludertes Afrikaans handelt, ein Idiom,
das er auch nicht wirklich beherrscht und das einzig zu dem
Zweck von ihm eingesetzt wird, sich ein Bier zu erschleichen.
Meistens gelingt das sogar.
Die Schweden allerdings gehen ihm nicht auf den Leim. Sie fragen,
in ihrer Sprache, ein paar norwegische Ortsnamen ab, und
schon ist das nachbarliche Verhältnis zwischen ihnen und dem
im Südatlantik gestrandeten Skandinavier getrübt. Kristian sieht
allerdings auch nicht wie einer aus ihrer Nachbarschaft aus. In
jedem der kapmalaiischen Bezirke von Capetown könnte er spurlos
verschwinden. Hier eigentlich auch. In Trondheim, Oslo oder
Stavanger dagegen würde er auffallen wie ein Bär, den es zum
Försterball zieht.
Kristian gibt, nach dem Debakel mit den Schweden, so schnell
nicht auf. Schließlich liegt ja, schräg gegenüber vom Standard,
auf der anderen Seite von The Market noch das White Horse. Er
wankt schon ein wenig und verfehlt ums Haar den Bordstein am
Clock Tower, schafft es dann aber doch bis hinter die Tür. Sie
steht ohnehin offen. Die Schweden schauen ihm amüsiert nach.
Jamestown hat an dem Abend noch eine Geschichte, die ein
paar Tage im Umlauf bleiben wird, bevor sie sich wieder in der
ganzen Insel eigenen Gleichklang verliert. Eine österreichische
Flagge, aus der eine Katze fällt, und drei Schweden, die einem
Norweger bedeuten, dass es sich bei ihm um keinen handelt, das
ist schon mal was im erst zweiten Monat in einem Jahr.
Kleine Insel, große Fahrt
Man kann St. Helena bis heute nur auf einem einzigen Weg erreichen.
RMS St. Helena, das einzige noch im Liniendienst verkehrende
Royal Mail Ship unter britischer Flagge, fährt mehr oder
weniger einmal im Monat von Kapstadt zur Insel, liegt dort drei
oder vier Tage auf Reede, setzt die Reise fort nach Ascension
Island und absolviert sie in umgekehrter Richtung, mit noch ein-