Magazin #22 - Der Club zu Bremen

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Reisen
Auf den Spuren Napoleons
Wozu etwas bewerben, was es sowieso nur gibt, wenn das Schiff
pünktlich eintrifft.
Wir sind in Harris’s Guesthouse abgestiegen, bei Irene und Don,
in einem Haus im georgianischen Stil, das so viktorianisch wirkt,
dass man nachts, wenn die Dielen knarren und der Passatwind
sein Inneres kühlt, jederzeit damit rechnet, dass Queen Victoria
dort draußen mit rauschenden Röcken ihren Staatsgeschäften
nachgeht. Don und Irene haben auf Ascension Island, der Himmelfahrtsinsel,
wo sich eine britische, eine US-amerikanische
Luftwaffenbasis und eine Dependance der NASA befinden, genug
Geld für ihr weiteres Leben gemacht. Auf den Insel gelingt das
nur wenigen, von denen im öffentlichen Dienst abgesehen. Seit
zehn Jahren betreiben sie ihre Pension.
Paul Hickling kam von einer anderen der Inseln, die den siebten,
südatlantischen Kontinent ausmachen. Er wurde in Wales geboren,
folgte einem Ruf auf die Falklands, wo er nach dem Krieg im Jahr
1982 Spielautomaten wartete und reparierte. Er begegnete dort
seiner heutigen Frau. Die arbeitete im Servicegeschäft, stammte,
wie sie ihm erzählte, von einer Insel nicht weit von hier, also
nicht mehr als ein paar tausend Meilen. Paul hatte von St. Hele-
na zuvor nie etwas gehört. Ob er es nicht dort versuchen wolle
mit ihr. Paul stimmte zu, schaute sich die Insel an und gelangte
zu dem Schluss, dass er in dieser überproportional von Zuwendungen
aus dem Königreich abhängigen Kolonialökonomie nie
Fuß fassen würde. Am Ende gründete er eine Schnapsbren nerei.
Die Ironie, die in dieser Entscheidung steckt, ist ihm entgangen.
St. Helena war, bevor im Jahr 1869 der Suezkanal die Seefahrtrouten
der Ostindienfahrer entscheidend verkürzte, eine der
Schaltstationen im globalen Warenaustausch. Übernahmeort für
Wasser, Obst und Gemüse, größtes Bordell im südlichen Atlantik,
seit Napoleons Ankunft bis an die Zähne bewaffnete Garnison
und ein Eldorado der Alkoholdestillation. Dem Ehrgeiz der Brenner
fiel das meiste der Wälder in den höheren Lagen zum Opfer,
den Rest verarbeiteten die Schiffszimmerleute. Paul Hickling
kennt keine dieser Geschichten. Er war nur auf der Suche nach
einem Produkt, das herzustellen sich lohnte.
Irgendwann fiel ihm eine der Kaktusfeigen in die Hände, die man
an jedem Straßenrand findet. Außer Bananen und Fisch nutzen
die Saints bis heute keine der eigenen Ressourcen. Das Mutterland
sorgte in allen Zeiten für sie. Margret Thatcher hatte das