Magazin #22 - Der Club zu Bremen
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Wirtschaft<br />
Das Geschäft mit der Nachhaltigkeit<br />
kaos stammt aus Asien (Indonesien) sowie aus Mittel- und Südamerika.<br />
Gleichgültig, wo in der Welt Kakao angebaut wird, die<br />
Bedingungen für die Produzenten sind, wenige Ausnahmen ausgenommen,<br />
schwierig, nicht selten menschenunwürdig. Selbst<br />
Sklaverei und Kinderarbeit sind in vielen Ländern immer noch an<br />
der Tagesordnung. Die Arbeit auf den Plantagen ist Knochenarbeit.<br />
Mit Macheten müssen die reifen Kakaofrüchte, gut ein Kilo<br />
schwer, von den Bäumen geschlagen werden. Direkt vor Ort werden<br />
die Früchte mit der Machete geteilt, um die Kakaobohnen<br />
heraus<strong>zu</strong>schälen. In großen Körben, die in der Regel auf dem<br />
Kopf getragen werden, transportieren die Arbeiter die rohen<br />
Bohnen <strong>zu</strong> den Fermentierplätzen, wo das weiße, <strong>zu</strong>ckerhaltige<br />
Fruchtfleisch, die so genannte Fruchtpulpe, <strong>zu</strong> gären beginnt.<br />
Ein höchst willkommener Vorgang, wird doch die beginnende<br />
Keimung der Bohnen durch den Gäralkohol gestoppt und die<br />
Bohnen verlieren so ein Gutteil der unerwünschten Bitterstoffe<br />
und entwickeln dabei ihre typischen Geschmacks- und Aromastoffe,<br />
sowie ihre Farbe.<br />
Die Trocknung besorgt dann in der Regel die Sonne. Jetzt erfolgt<br />
die Verpackung in Säcke und der Transport <strong>zu</strong> einem Seehafen.<br />
Den prall gefüllten Säcken in den westafrikanischen Häfen sieht<br />
man nicht an, wie viel Elend an der Produktion des kostbaren<br />
Inhalts bis hier hin nicht selten beteiligt war.<br />
Das Beispiel Elfenbeinküste, weltweit größte Kakao-Nation, soll<br />
Anschauungsunterricht liefern: Fast ausschließlich Kleinbauern<br />
und Kooperativen von Kleinbauern produzieren Kakao auf Farmen,<br />
die lediglich 1 – 3 Hektar groß sind. 2/3 der Dörfer haben<br />
keinerlei Zugang <strong>zu</strong> einer Gesundheitsversorgung. Die Hälfte lebt<br />
ohne Strom und ohne Zugang <strong>zu</strong> sauberem Trinkwasser. Keines<br />
der 3700 Kakaodörfer hat eine weiterführende Schule. Kinderarbeit<br />
ist an der Tagesordnung. Mehr als 200 000 Kinder arbeiten<br />
in den Kakaoplantagen, nur die Hälfte besucht eine Schule. Jedes<br />
zweite Kind hat sich innerhalb eines Jahres schon einmal<br />
verletzt. 80 Prozent klagen über das Tragen schwerer Lasten und<br />
die Arbeit mit den schweren, scharfen Macheten und <strong>zu</strong> allererst<br />
natürlich über die geringe Entlohnung. Die Menschen in den Kakaodörfern<br />
verfügen pro Tag und Kopf gerade einmal über 0,63<br />
US Dollar, davon 0,43 US Dollar aus dem Kakaoanbau (Stand<br />
2010, Quelle: Südwind). Und so investieren viele nicht mehr, die<br />
Bäume in den Plantagen werden immer älter und ertragsärmer,