Magazin #22 - Der Club zu Bremen

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66 Kultur Focke-Museum Archäologie unterm Hakenkreuz
„Graben für Germanien. Archäologie unterm Hakenkreuz“, damit wird eine Ausstellung im Bremer Focke-Museum beschrieben, in der zum ersten Mal das Verhältnis von Politik und Archäologie im Nationalsozialismus beleuchtet wird. Schirmherr der Ausstellung ist Kulturstaatsminister Bernd Neumann, der anerkennend feststellt: „Diese Ausstellung leistet einen Beitrag zur Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels unserer Geschichte und verdeutlicht darüber hinaus den hohen Stellenwert der Freiheit der Wissenschaft und Forschung.“ Während des Nationalsozialismus waren Politik und Archäologie besonders eng miteinander verflochten. Beide haben sich gegenseitig stark beeinflusst und die Idee eines germanischen Volkes, das Griechen und Römern überlegen sei, massiv verbreitet. Damit hat die Archäologie wesentlich zu den ideologischen Grund lagen des Nationalsozialismus beigetragen. Der daraus erwachsene Glaube an eine überlegene arisch-germanische Rasse war eine der zentralen Rechtfertigungen für die Verbrechen des Holocaust. Dem Kuratorenteam des Focke-Museums ist es ein Anliegen, diese besondere Rolle der Archäologie umfassend zu beleuchten und dabei auch die Entwicklung in Bremen wahrend der Zeit des Nationalsozialismus überregional einzuordnen“, meint Dr. Frauke von der Haar, die Direktorin des Focke- Museums. Dabei spielte die personelle Kontinuität der Handelnden eine ganz besondere Rolle. Fast alle deutschen Archäologen haben sich zwischen 1933 und 1945 an der Verbreitung nationalsozialistischer Ideen und Plünderung von fremden Kulturgütern beteiligt. Kaum eine Branche hat sich so nahtlos in die ideologischen Dienste des Nationalsozialismus stellen lassen wie die der Archäologen. Nach dem zweiten Weltkrieg konnten die meisten Archäologen ähnlich den Juristen ihre Karrieren weiterverfolgen, eine kritische Auseinandersetzung mit ihrem Einsatz für „Germanien“ blieb aus. Auch waren die in der NS-Zeit von den Archäologen verfestigten Germanenbilder noch lange in Schulbüchern und Ausstellungen der 67 67 Nachkriegszeit zu finden. Bis heute noch werden aufgeladene Vorstellungen, Zeichen und Symbole in der rechten Szene propagiert, Versatzstücke des nationalsozialistischen Germanenbildes finden sich immer wieder in den Massenmedien, in der rechtsextremen Jugendkultur und in speziellen Musikszenen. Das Internet erleichtert die weltweite Verbreitung und Vermarktung solcher nationalen und rassistischen Ideologien. Die Ausstellung „Graben für Germanien. Archäologie unterm Hakenkreuz“ gliedert sich in fünf große Abschnitte, die das Konstrukt Germanien und seine Wirkungsweise chronologisch beleuchten. „Mit Germanien verbinden sich bis heute verschiedenste Vorstellungen und Assoziationen. Dabei gab es kein Volk, das sich selbst Germanen nannte oder seine Heimat als Germanien bezeichnete“, berichtet Dr. Karin Walter, Kuratorin und Leiterin des Ausstellungsprojekts, „die Römer hatten diese Bezeichnung für die auf der rechten Rheinseite lebenden Bevölkerungsgruppen erfunden.“ Über die Jahrhunderte hinweg erlebte der Begriff „Germanien“ verschiedene ideologische Aufladungen. Während der Zeit des Nationalsozialismus arbeiteten Archäologen der Po-
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