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Europa liest - Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit

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For tschritt <strong>Europa</strong> ?<br />

dernität anerkennt, in der wir uns bewegen.<br />

Bei diesem curriculum kann es nicht um<br />

eine globale anwendung gehen. es könnte<br />

sich jedoch zu einem Modell entwickeln, das<br />

die rahmenbedingungen <strong>für</strong> einen breiten<br />

Dialog innerhalb der regionalen Vielfalt der<br />

an diesem curriculum Beteiligten schafft.<br />

provinzial und gleichzeitig kosmopolitisch<br />

im sinne der anerkennung der Narration<br />

der anderen und mit dem Wunsch, sie zu<br />

teilen, wäre dies das projekt <strong>für</strong> das Verständnis<br />

einer europäischen Kultur jenseits<br />

alter verdinglichter Narrationen zur identität.<br />

Der neu gedachte Kosmopolitismus aller<br />

studierenden der Kulturwissenschaft in europa<br />

könnte sich auf die lehre der alten provinzialen<br />

tradition einer essenziellen humanität<br />

aus dem 18. Jahrhunderts stützen<br />

und die privilegierten globalen strömungen<br />

um ein Bewusstsein und die Gemeinsamkeit<br />

des seins erweitern. und die literatur<br />

ist in der tat der schlüssel zu dieser erneuerung<br />

des Kosmopolitismus als einer ebene<br />

zur ausübung des rechts auf Narration der<br />

europäischen Vielfalt. literatur ist ein Weg,<br />

um die Narration des ichs und des anderen<br />

in europas provinzialer Geschichte zu interpretieren,<br />

sich damit auseinanderzusetzen<br />

und zu erfassen.<br />

in der hybriden ambivalenz der „fremden<br />

Nationen“ der Moderne nach dem indisch-amerikanischenKulturwissenschaftler<br />

homi Bhabha gelingt es durch Narration,<br />

dass Modelle der Zugehörigkeit und einer<br />

neuen dialogischen einzigartigkeit getestet<br />

und umgesetzt werden. Das narrative recht<br />

ermöglicht unterrepräsentierten Gruppen,<br />

sich dem symbolhaften zu stellen. Diese<br />

Narration von Vertreibung und Zugehörigkeit<br />

fügt sich zu homi Bhabhas „einheimischem<br />

Kosmopolitismus“ zusammen, mit<br />

dem auf die Globalisierung von unten durch<br />

202<br />

interessenvertretung und Bildung einfluss<br />

genommen wird.<br />

ich bin der ansicht, dass uns kulturelle<br />

studien im sinne von hannah arendt ermöglichen<br />

zu erkennen, dass der andere<br />

ebenfalls recht haben könnte, da wir so gefordert<br />

sind, identität zu überdenken und<br />

uns mit der dialogischen einzigartigkeit<br />

auseinanderzusetzen, die Forscher/lehrende<br />

und studierende über die nationale<br />

kulturelle Kluft hinweg zusammenbringt.<br />

andererseits stärken Kultur und der literarische<br />

text als narratives Gegenstück einen<br />

Kosmopolitismus der hoffnung mit den<br />

Werkzeugen einer demokratischen humanistischen<br />

Kritik.<br />

europas belastete Vergangenheit, aber<br />

auch die wunderbare Fähigkeit zur Versöhnung,<br />

versetzen die europäischen Bildungsinstitutionen<br />

in eine beispiellose position.<br />

eine sachkundige und kritische untersuchung<br />

europas, die den einzigartigen Kosmopolitismus<br />

des Kontinents einbezieht,<br />

schafft eine neue Wissenschaft, die nationale<br />

Grenzen überwunden hat und wahrhaft<br />

auf das Verständnis von europas transkultureller<br />

Ökologie des Wissens hinarbeiten<br />

wird – auf dass es der Kontinent werden<br />

möge, wo land und Meer sich unterhalten<br />

statt zu kollidieren.<br />

Aus dem Englischen von Angelika Welt<br />

Isabel Capeloa Gil ist Professorin <strong>für</strong> Literatur- und<br />

Kulturwissenschaft an der Katholischen Universität<br />

in Lissabon. Zahlreiche Publikationen zu Kulturtheorie,<br />

Geschlechterdifferenz, Tanz und Literatur. Gastprofessuren<br />

an Universitäten in <strong>Europa</strong>, den USA<br />

und Brasilien. Sie ist Honorary Fellow der University<br />

of London‘s School of Advanced Study.

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