Europa liest - Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit
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<strong>Europa</strong> <strong>liest</strong><br />
delle gibt, in einer digitalen und fragmentierten<br />
Welt der unterschiedlichsten Bücher<br />
Zugang und Überblick, ordnung und Verbreitung<br />
zu organisieren. Mit angstappellen<br />
wird hier nur ein verrückter popanz aufgebaut,<br />
der weder <strong>für</strong> autoren noch <strong>für</strong> deren<br />
Verlage eine perspektive eröffnet.<br />
Zugleich wird auch zunehmend klar,<br />
dass eine bestehende und universelle regulierung,<br />
die allein die autorenschaft zur<br />
Grundlage nimmt, zu kurz greift. Nicht die<br />
aushöhlung des urheberrechts, nicht piraterie,<br />
Monopolbildungen oder umgekehrt<br />
eine räuberische Freibier-Mentalität erweisen<br />
sich bei den aktuellen entwicklungen<br />
als die treibenden Kräfte, sondern ein komplizierter<br />
Mix aus neuen produktions- und<br />
Vertriebsmöglichkeiten, veränderten kulturellen<br />
Gewohnheiten und ungleichgewichten<br />
zwischen kommerziell überaus erfolgreichen<br />
autoren und Werken gegenüber<br />
solchen, die erfolg im umweg über andere<br />
anreize und anerkennungen suchen.<br />
aus dem einen geschlossenen raum der<br />
Bibliothek ist ein nach vielen seiten offenes,<br />
oft auch unübersichtliches Gelände entstanden,<br />
in dem die alten geschlossenen Gebäude<br />
wichtige, jedoch bald nicht mehr die allein<br />
bestimmenden orientierungsmarken sein<br />
werden. Die Vielfalt des Buchs spiegelt sich<br />
in einer Vielfalt der lesenden und ihren<br />
unterschiedlichen Nutzungsweisen. Geht<br />
man darüber zurück auf die schlanken Definitionen<br />
des Buchs, befreit es vom Ballast<br />
der Überhöhung und symbolischen Überladenheit,<br />
dann kommt rasch wieder seine erprobte<br />
Zweckmäßigkeit zum Vorschein, und<br />
damit die Kontur <strong>für</strong> eine gute Zukunft.<br />
32<br />
Rüdiger Wischenbart, geboren 1956 in Graz, arbeitet<br />
als Berater und Inhaber von Content and Consulting<br />
in Wien mit den Tätigkeitsschwerpunkten<br />
internationale Kultur, Medien und Buch. Er erstellt<br />
das jährlich aktualisierte „Global Ranking of the Publishing<br />
Industry“, untersucht internationale Bestseller<br />
<strong>für</strong> ein Netzwerk aus Fachmagazinen und berät<br />
internationale Buchmessen. Zuletzt veröffentlichte<br />
er den „Diversity Report 2008“ über Trends und<br />
Entwicklungen bei Übersetzungen in <strong>Europa</strong>. Mehr<br />
unter www.wischenbart.com sowie auf seinem Blog<br />
www.booklab.info