Europa liest - Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit
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von littré von 1869 definiert das Buch als<br />
eine „assemblage d’un assez grand nombre<br />
de feuilles portant des signes destinés à être<br />
lus“, während ein Jahrhundert später der populäre<br />
petit robert in der ausgabe von 1968<br />
über das Buch sagt: „reunion de plusieurs<br />
cahiers de pages manuscrites ou imprimées.“<br />
Was die Definitionen hervorheben am<br />
Buch ist stets die abgeschlossenheit des<br />
Werks wie auch, dass es einen bestimmten<br />
Mindestumfang haben müsse und dass es<br />
eine öffentliche Dimension habe („made<br />
available to the public“). auch die autorenschaft<br />
schimmert mitunter, wenn auch<br />
nicht immer, durch.<br />
Keine erwähnung finden jedoch die<br />
besondere kulturelle Bedeutung des Buchs<br />
etwa als Medienformat, oder jene vielfältigen<br />
instrumente, die in vielen europäischen<br />
ländern zu seinem besonderen<br />
schutz eingeführt wurden – ob dies nun<br />
rechtliche wie das urheberrecht oder materielle<br />
wie der gebundene ladenpreis sind. Dies<br />
ist umso bemerkenswerter, als die autoren<br />
dieser Definitionen – ob bei der uNesco<br />
oder in den redaktionen der lexika – wohl<br />
durchweg personen waren, denen die argumentation<br />
über die Besonderheiten des<br />
Medienformates Buch geläufig war.<br />
Wichtiger Wissenscontainer<br />
Zudem könnten alle diese Definitionen<br />
ohne große probleme auch als Beschreibungen<br />
digitaler Bücher (e-Books) taugen,<br />
weil sie eben nicht die Details des bisherigen<br />
Buchformats auf papier als wesentliche<br />
Grundlage <strong>für</strong> ihre Definitionen benötigen.<br />
sie sind, im Gegenteil, weitgehend medienneutral<br />
und <strong>für</strong> innovationen offen.<br />
Für Bücher, den vielleicht immer noch<br />
wichtigsten Wissenscontainer selbst in einer<br />
zunehmend digitalen Gegenwart, begann<br />
<strong>Europa</strong> <strong>liest</strong><br />
die Globalisierung im heutigen sinn vor gerade<br />
einmal einem Jahrzehnt. im Frühjahr<br />
1998 kündigte der <strong>deutsch</strong>e Bertelsmann<br />
Konzern die Übernahme des größten usamerikanischen<br />
publikumsverlags, random<br />
house, an. Die Vision des damaligen, heute<br />
längst geschassten Vorstandsvorsitzenden<br />
thomas Middelhoff war es, die aufführung<br />
der oper turandot in Weltklassebesetzung<br />
in peking zu organisieren. Die Musik- wie<br />
auch die tV-aufnahmen sollten über die<br />
konzerneigenen Musik- und Fernsehsparten<br />
global vermarktet und ein begleitender<br />
prachtband sollte über die Konzernverlage<br />
in zahlreichen sprachen vertrieben werden,<br />
während die hochglanzmagazine des imperiums<br />
darüber berichten. Der plan ging<br />
jedoch nicht auf.<br />
Die Verlagslandschaft ist in Deutschland,<br />
aber auch, mit einigen abstrichen, in<br />
Frankreich immer noch durch und durch<br />
von mittelständigen unternehmen getragen.<br />
und selbst wenn man einen globalen<br />
Blick riskiert, wird rasch deutlich, dass weltweit<br />
die Buchindustrie europäisch dominiert<br />
wird. in den usa rivalisieren das in<br />
den vergangenen zehn Jahren nun tief in<br />
den Bertelsmann Konzern integrierte random<br />
house und die zum französischen<br />
lagardère Konzern gehörende hachette<br />
Gruppe um die spitzenposition. Beides sind<br />
übrigens von eigentümerfamilien geführte<br />
unternehmensgruppen. Ähnliches gilt <strong>für</strong><br />
Mondadori, Bonnier und neuerdings planeta,<br />
das sich anschickt, die französische<br />
Nummer zwei, editis zu schlucken, so dass<br />
eine neue europäische Gruppe heranwächst,<br />
die schon jetzt ganz klar den internationalen<br />
spanischsprachigen Markt dominiert.<br />
ein Jahr vor dem Griff von Bertelsmann<br />
über den atlantik gab es den vielleicht viel<br />
bemerkenswerteren globalen siegeszug eines<br />
an sich unscheinbaren romans, „the God<br />
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