Europa liest - Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit
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<strong>Europa</strong> <strong>liest</strong><br />
unter dem titel „Neues europa – alte identitäten“.<br />
ausgangspunkt waren das einigungsprojekt<br />
der eu, die Veränderung des<br />
selbstverständnisses europäischer identität<br />
und die damit zusammenhängenden regionalen<br />
Ängste, tradierte individuelle und kollektive<br />
identitäten zu verlieren.<br />
thematisiert wurden damals Konflikte<br />
in den ländern ost- und südosteuropas, wie<br />
etwa dem zwischen tradition einerseits und<br />
Moderne mit individuellen lebensentwürfen<br />
andererseits. oder dem zwischen verschiedenen<br />
nationalen interpretationen der europäischen<br />
Geschichte. auch Verunsicherungen,<br />
die durch Veränderungen politischer, sozialer<br />
und ökonomischer strukturen vor und nach<br />
dem Zusammenbruch des Kommunismus<br />
auftraten, wurden behandelt. Dazu fanden<br />
sich die Kulturvertretungen Griechenlands sowie<br />
der eu-Beitrittsländer polen, tschechien,<br />
ungarn und Zypern zusammen und luden autorinnen<br />
und autoren aus ihren ländern ein.<br />
in den folgenden Jahren kamen weitere<br />
partner dazu, sodass 2008 an diesem transnationalen<br />
literaturprogramm schriftsteller<br />
aus Bulgarien, estland, Griechenland,<br />
irland (Keltisch), Kroatien, lettland, litauen,<br />
luxemburg, Malta, polen, rumänien,<br />
serbien, der slowakei, slowenien, spanien<br />
(andalusisch, Katalanisch oder Baskisch),<br />
tschechien, ungarn und Zypern teilgenommen<br />
haben.<br />
Die schriftsteller werden von den verschiedenen<br />
landesinstitutionen ausgewählt<br />
und von den projektleitern nach Gattungs-<br />
und inhaltlichen Kriterien paarweise gruppiert.<br />
Das programm besteht dann aus<br />
moderierten tandem-lesungen mit anschließenden<br />
podiumsdiskussionen im Forum sowie<br />
aus Gruppenlesungen an anderen orten<br />
leipzigs, wie etwa im haus des Buches, aber<br />
auch in kleineren szeneorten. anliegen dieser<br />
mittlerweile institutionalisierten Veranstal-<br />
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tungsreihe ist es, das interesse von Verlagen,<br />
presse und publikum zu wecken und die aufmerksamkeit<br />
vom Zentrum des <strong>deutsch</strong>en,<br />
angelsächsischen und romanischen literaturkanons<br />
auf die peripherie zu lenken, um<br />
Fragen nach der aktuellen Kulturidentität<br />
europas vollständiger und gerechter beantworten<br />
zu können.<br />
ein weiteres, mittelfristiges Ziel ist es, ein<br />
Netz aus Kontakten zwischen den autoren<br />
kleiner sprachräume sowie einen pool an<br />
Übersetzungen unter den literaturen dieser<br />
kleineren sprachräume entstehen zu lassen.<br />
ohne Zweifel wirkt es sich positiv auf die<br />
Wahrnehmung europas als dem Kontinent<br />
der Vielfalt und Mehrsprachigkeit aus, wenn<br />
die kleineren sprachräume zusätzlich miteinander<br />
vernetzt sind und in den dortigen<br />
ländern literatur gelesen wird, die nicht nur<br />
von den dominanten Kulturräumen kommt.<br />
Geplant ist auch, das programm um internationale<br />
Übersetzerseminare zu erweitern,<br />
etwa in <strong>Zusammenarbeit</strong> mit dem „literarischen<br />
colloquium Berlin“, das die nötige<br />
erfahrung mitbringt und eine eindrucksvolle<br />
Übersetzerdatenbank errichtet hat – allerdings<br />
nur <strong>für</strong> Übersetzerinnen und Übersetzer<br />
<strong>deutsch</strong>er literatur in die Weltsprachen.<br />
Übersetzungsförderung ist ein erster wichtiger<br />
ansatzpunkt; Vertrieb und Marketing<br />
literarischer Werke sind weitere zentrale<br />
Grundpfeiler. Zu prüfen wäre die etablierung<br />
eines eu-weiten Förderungssystems, das in<br />
einer konzertierten aktion sozusagen im<br />
sinne einer „europäischer literatur“ die <strong>für</strong><br />
die Verbreitung von literatur genauso wichtigen<br />
elemente wenigstens teilweise fördert.<br />
Eleftherios Ikonomou ist Leiter der<br />
Griechischen Kulturstiftung in Berlin.