Europa liest - Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit
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angstfreude am untergang Bedruckte seiten weichen<br />
zunehmend digitalen Medienformaten. Kleinere Verlage<br />
haben es schwer, sich gegen die großen Konzernverlage<br />
zu behaupten. Doch aus diesen entwicklungen<br />
den baldigen untergang des geschriebenen Kulturguts<br />
herauszulesen, ist voreilig. Der autor hat hoffnung.<br />
Von Rüdiger Wischenbart<br />
Welche stellung nimmt das Kulturgut<br />
„Buch“ in unserer Gesellschaft<br />
heute noch ein? Wie<br />
bedeutend ist das urheberrecht? Welche<br />
rolle haben Verlage und handel in der momentanen<br />
entwicklung inne?<br />
Fragen wie diese werden in der aktuellen<br />
Debatte um trends und entwicklungen der<br />
Buchkultur immer wieder ausgangspunkt<br />
pessimistischer thesen.<br />
es ist etwa die rede von der Bedrohung<br />
der Kultur insgesamt durch Digitalisierung<br />
und aushöhlung des urheberrechts,<br />
von homogenisierung und Verflachung<br />
des angebots durch den übermächtigen<br />
Konkurrenzdruck von Bestsellern aus dem<br />
englischsprachigen raum und von der Vormacht<br />
weniger angelsächsischer Konzerne.<br />
in einer wahrhaften „angstlust“, zu den<br />
26<br />
letzten überlebenden Zeugen einer untergehenden<br />
Buch- und lesekultur zu zählen,<br />
wird nun seit gut einem Jahrzehnt das<br />
ende einer Ära beklagt. Doch diese szenarien<br />
werden meist ohne empirische evidenz<br />
vorgetragen.<br />
Gewiss, dass Buch- und lesekultur inmitten<br />
gravierender Veränderungen stehen,<br />
ist nicht zu übersehen. Doch muss Veränderung<br />
nicht „ende“ oder „untergang“ bedeuten.<br />
an einigen Kennlinien soll deshalb im<br />
Folgenden versucht werden, den status quo<br />
sowie sich abzeichnende trends der Buchkultur<br />
auf der Basis von empirischen evidenzen<br />
zu beschreiben.<br />
„a book is a non-periodical printed publication<br />
of at least 49 pages, exclusive of<br />
the cover pages, published in the country<br />
and made available to the public” lautet die<br />
standarddefinition der uNesco vom 19.<br />
November 1964. Nicht viel anders sieht es<br />
Meyers Großes universallexikon in 15 Bänden:<br />
„Mehrere zu einem Ganzen zusammengeheftete<br />
bedruckte, beschriebene oder leere<br />
Blätter, die in einem einband eingebunden<br />
sind.“ Diese Betrachtungsweise gilt weitgehend<br />
seit dem 19. Jahrhundert, ohne große<br />
Veränderungen. im Wörterbuch der Brüder<br />
Grimm heißt es erst einmal „mehrere Blätter<br />
machen ein buch; ich habe mir ein buch<br />
geheftet, in das ich alle ausgaben eintrage;<br />
schreibe das zum gedechtnis in ein buch.“<br />
Das Dictionnaire de la langue Française