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Europa liest - Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit

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es größere sortimente preiswerter taschenbücher.<br />

einige staaten wie Deutschland und<br />

Frankreich halten an der Buchpreisbindung<br />

fest, während andere, insbesondere Großbritannien,<br />

einen erbitterten Discount-preiskampf<br />

zulassen. Dort sind verbilligte Bücher<br />

nicht nur in Buchhandlungen, sondern auch<br />

in supermärkten und im internet erhältlich.<br />

ein hoher anteil an lesern von Büchern<br />

ist indes in skandinavien festzustellen. in<br />

Finnland werden pro Kopf ausgesprochen<br />

viele Neuerscheinungen veröffentlicht und<br />

Bücher verkauft. Die schulkinder in Finnland<br />

sind <strong>für</strong> ihre leseleistung bekannt.<br />

Beim pisa-lesetest im Jahr 2000 belegte<br />

Finnland den ersten platz. (oecD, 2002).<br />

auch die entleihzahlen der finnischen Bibliotheken<br />

sind hoch: „Die Finnen sind die<br />

eifrigsten Bibliotheksnutzer europas. 2004<br />

wurden 109,8 Millionen Medien ausgeliehen,<br />

davon 79,5 Millionen Bücher. Dies ergibt<br />

30 Bücher pro entleiher bzw. 15 Bücher<br />

<strong>für</strong> jede einzelne person in Finnland.“<br />

(stockmann et al., 2005, s. 35)<br />

Finnische Bücherwürmer<br />

Dem finnischen Zentralamt <strong>für</strong> unterrichtswesen<br />

zufolge sind <strong>für</strong> die ausgeprägten<br />

lesegewohnheiten im land verschiedene<br />

Faktoren verantwortlich. Dazu gehören die<br />

hohe Wertschätzung, die das lesen in der<br />

finnischen Kultur genießt (man abonniert<br />

Zeitungen, eltern lesen ihren Kindern vor),<br />

das dichte Netz öffentlicher Bibliotheken,<br />

der gesellschaftliche status der Mütter als<br />

Vorbilder <strong>für</strong> Mädchen (Frauen lesen mehr<br />

als Männer), die zahlreichen ausländischen<br />

Filme im Fernsehen, die nicht synchronisiert,<br />

sondern mit finnischen untertiteln gesendet<br />

werden (die Kinder lesen also, wenn<br />

sie fernsehen), sowie das internetsurfen und<br />

der austausch per sMs, durch die lesen und<br />

<strong>Europa</strong> <strong>liest</strong><br />

schreiben verstärkt zur Freizeitgewohnheit<br />

junger Menschen avancieren (auch wenn<br />

dadurch weniger Bücher gelesen werden)<br />

(FNBe, 2009). Für den gegenwärtigen auflagenschwund<br />

der Zeitungen in vielen ländern<br />

wird oftmals die zunehmende Nutzung<br />

des internets verantwortlich gemacht. Bei<br />

einer eu-weiten umfrage im Jahr 2007 gaben<br />

35 prozent aller Befragten an, dass sie<br />

online auf Nachrichten und Zeitschriftenartikel<br />

zugreifen – 49 prozent hatten einen<br />

internetzugang zu hause (eurostat pocket<br />

Book, 2007, s. 142 und 144).<br />

Zahlen aus Großbritannien deuten darauf<br />

hin, dass die Nutzung des internets sich<br />

auch auf andere Medien, darunter Bücher,<br />

auswirkt. eine untersuchung aus dem Jahr<br />

2007 hat gezeigt, dass rund 26 prozent der<br />

internetnutzer nach eigener aussage weniger<br />

fernsehen und 17 prozent weniger Zeit mit<br />

dem lesen von Büchern verbringen (Dutton<br />

and helsper, 2007, s. 65). auch wenn<br />

das Bücherlesen abnimmt, muss man dennoch<br />

vorsichtig sein mit der aussage, das<br />

lesen ginge zurück. Die Zeit, die wir online<br />

verbringen, wird zum teil auf das lesen<br />

von Zeitungen, Blogs und anderen texten<br />

verwendet. Mit der Frage, wie sich dies auf<br />

unser Gehirn auswirkt, beschäftigt sich der<br />

bekannte amerikanische autor und technologiekritiker<br />

Nicholas carr in seinem artikel<br />

„is Google making us stupid?“ carr zitiert<br />

darin einen internetnutzer:<br />

„sein Denken … wird zu einem<br />

‚staccato´-Denken, das genau die art und<br />

Weise widerspiegelt, wie er aus vielen online-Quellen<br />

kurze textpassagen abscannt.<br />

‚Krieg und Frieden kann ich nicht mehr lesen’,<br />

gab er zu. ‚ich bin dazu nicht mehr in<br />

der lage. schon ein Blog-eintrag mit mehr<br />

als drei oder vier absätzen übersteigt mein<br />

aufnahmevermögen. so etwas überfliege<br />

ich nur.’“ (carr, 2008)<br />

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