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Einladung nach BozEn

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schenkt. Das Gebiet wurde aber leider immer wieder<br />

von Überschwemmungen heimgesucht, deren<br />

verheerendste im Jahre 1406 zur völligen Vernichtung<br />

des landwirtschaftlichen Anwesens und zur<br />

Aufgabe des Klosters führte. Den auf diese Weise<br />

heimatlos gewordenen Mönchen schenkte Graf<br />

Leopold von Tirol 1407 Burg Gries zusammen mit<br />

dem umliegenden Gelände, auf dem seit urdenklichen<br />

Zeiten bereits Weinanbau betrieben wurde.<br />

In der Folgezeit wurde der Komplex erweitert und<br />

für den Klosterbetrieb umfunktioniert, bis gegen<br />

Ende des 18. Jahrhunderts die heutige Form erreicht<br />

wurde.<br />

Nach der Konfiszierung der Kirchengüter und der<br />

Vertreibung der Augustinermönche wurde die Abtei<br />

1845 von Metternich den Benediktinern des Klosters<br />

Muri in der Schweiz überlassen, die sich da-<br />

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Kleines GetränKebrevier KlEinEs gEtränKEBrEviEr<br />

mals auf der Suche <strong>nach</strong> einer neuen Bleibe befanden.<br />

Es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die auf<br />

diese Weise angesiedelten Schweizer der Weinproduktion<br />

neuen Aufschwung verliehen. Bemüht um<br />

die qualitative Verbesserung und die Erweiterung<br />

des Sortenangebots, wurde schließlich das heutige<br />

hohe Qualitätsniveau erreicht.<br />

Absoluter König unter den in der Klosterkellerei<br />

produzierten Weinen ist der Lagrein Dunkel (obwohl<br />

dieses Adjektiv jüngst gestrichen wurde). Als<br />

erstklassige Weißweine verweisen wir auf Weißburgunder,<br />

Ruländer und Sylvaner. Ein Besuch in der<br />

Klosterkellerei lohnt sich mit Sicherheit: beeindruckend<br />

allein schon die perfekte Harmonie zwischen<br />

dem trutzigen Gebäudekomplex der Abtei<br />

und den hohen unterirdischen Kellergewölben, wo<br />

in alten Eichenfässern die edelsten Tropfen reifen.<br />

Für private Besucher befindet sich der Eingang auf<br />

dem Griesplatz, an der rechten Seite der Basilika.<br />

Eine Besonderheit Bozens sind die zahlreichen,<br />

innerhalb des Stadtgebietes gelegenen Kellereien,<br />

die jede ihren Eigenbau produziert; so kommt<br />

es auch, daß zur Zeit der Lese Kolonnen von mit<br />

Weintrauben beladenen Karren durch die Straßen<br />

der Stadt ziehen, in der sich dann der unverkennbare,<br />

süßliche Duft des ersten Mostes verbreitet.<br />

Oktober und November sind die beiden Monate<br />

des Törggelen, einer bei Bevölkerung und Touristen<br />

gleichsam sehr beliebten Gepflogenheit: man<br />

zieht hinaus vor die Tore der Stadt und genießt eine<br />

köstliche Mahlzeit, bestehend aus gerösteten<br />

Kastanien und frisch gepreßtem Most.<br />

Die beiden historischen Weinkellereien, die 1908<br />

gegründete Kellereigenossenschaft Gries und die<br />

1930 gegründete Kellereigenossenschaft St. Magdalena<br />

wurden 2001 zusammengelegt und erhielten<br />

den Namen “Kellerei Bozen”; zusammen verarbeiten<br />

sie die von ca. 200 Weinbauern abgelieferten<br />

Trauben aus den Weingärten der Randgebiete<br />

rund um die Stadt. Von den beiden Kellereien ist<br />

die eine am Griesplatz, die andere in der Brennerstrasse<br />

15 tätig. Der von ihnen produzierte Wein<br />

im Ausmaß von mehr als 300 Hektar Weinanbaufläche<br />

wird fast zur Gänze in Flaschen abgefüllt. An<br />

erster Stelle stehen selbstverständlich die Rotweine<br />

Lagreiner und St. Magdalener. Hinzu kommen<br />

Blauburgunder und Cabernet. Unter den Weißweinen<br />

seien der Chardonnay, der Weißburgunder und<br />

der Müller-Thurgau erwähnt.<br />

Es gibt auch noch mehrere kleine Kellereien von<br />

selbständigen Kleinunternehmern, die ihren jeweiligen<br />

Kapazitäten entsprechend die Produktion<br />

ausgewählter Qualitätsweine - sogenannter DOC-<br />

Weine - aufgebaut haben. Ein Besuch dieser unmittelbar<br />

an der Peripherie der Stadt gelegenen Kellereien<br />

trägt uns einige Jahre zurück in jene Zeiten,<br />

als sich rund um die Stadt noch ausgedehnte<br />

Gärten und Felder erstreckten. Das Überleben dieser<br />

Gehöfte ist von unschätzbarem Wert: hier findet<br />

sich in noch gut erhaltenem Zustand und nahtlos<br />

eingegliedert in die Natur manch schönes Beispiel<br />

bäuerlicher Architektur. Der Vorbeikommende<br />

findet freundliche Aufnahme bei den Weinbauern<br />

und rasch bildet sich ein familiärer, herzlicher<br />

Kontakt.<br />

Der für das Bozner Becken wohl berühmteste Qualitätswein<br />

ist der Lagrein; ihn hat die Fachwelt in<br />

den letzten 15 Jahren neu entdeckt, <strong>nach</strong>dem ihm<br />

in der führenden Fachliteratur die ihm gebührende<br />

Anerkennung gezollt worden war. Bis dahin war<br />

er unter der Bezeichnung Lagreiner Kretzer (rosé)<br />

als Verschnittwein bekannt und vertrieben worden.<br />

Dies führte zur Produktion des Rotweins und brachte<br />

ihm den Beinamen “Dunkel”, der erst jüngst aus<br />

der offiziellen Bezeichnung gestrichen wurde.<br />

Schon von Karl IV wird in der “Weinordnung” von<br />

1370 der Lagrein unter die besten Weine von Bozen<br />

gereiht. Andere Quellen berichten, daß der Lagrein<br />

bereits seit vielen Jahrhunderten angebaut wird:<br />

die seit 700 Jahren bestehende Sorte Lagrein ist<br />

die älteste bodenständige Rebsorte von Südtirol.<br />

Die Weinproduktion des Lagrein ist somit eine<br />

Tradition dieser Gegend und die Feststellung, daß<br />

der Lagrein jahrhundertelang nur hier und sonst in<br />

keinem anderen Anbaugebiet gewachsen ist, unterstreicht<br />

die enge Bindung zwischen dieser Rebe<br />

und der Stadt Bozen.<br />

Über köstliche Weine allein zu verfügen, genügt an<br />

16<br />

sich nicht - es bedarf schon der nötigen Kenntnisse,<br />

wie, wann und zu welchem Anlaß sie besonders<br />

munden. Dies hängt nun vielfach von Geschmack<br />

und persönlicher Beurteilung ab. Als Aperitiv sind<br />

der aromatische Traminer und der Sylvaner anzuraten;<br />

zu den Vorspeisen eignen sich ein Riesling<br />

und der Weißburgunder; zum Fisch und zu Meeresfrüchten<br />

greift man am besten zu einem Chardonnay,<br />

Müller Thurgau oder Sauvignon; Wurst, Speck,<br />

gekochtes oder weißes Fleisch, ebenso wie Weichkäse<br />

vertragen sich bestens mit einem Grauvernatsch;<br />

zu Gegrilltem, Wild, Geflügel und würzigem<br />

Käse hingegen passen hervorragend der St.<br />

Magdalena, ein Blauburgunder und der Lagrein; zu<br />

den Süßigkeiten folgen ein Goldmuskateller, ein<br />

Rosenmuskateller und schließlich als Dessertwein<br />

der Südtiroler Malvasier.<br />

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