Einladung nach BozEn
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PALAZZO MERCANTILE<br />
LAUBEN<br />
19<br />
hard II <strong>nach</strong> Einnahme der Stadt im Kampf gegen<br />
den Bischof von Trient geschleift und zugeschüttet<br />
wurden). Der Hauptzugang lag im Süden; von hier<br />
gelangten die Händler in die Stadt, <strong>nach</strong>dem sie<br />
die Eisack überquert und auf dem heutigen Kornplatz<br />
zur Verwiegung, Besteuerung und Verzollung<br />
der Ware Halt gemacht hatten. Auf dem Platz, der<br />
laut alten Chroniken in unterschiedliche Sektoren<br />
für Getreide, Fleisch und Eisenwaren und Werkzeuge<br />
unterteilt war, erhebt sich das alte Waaghaus.<br />
In diesem Gebäude befand sich bis 1633 die Fronwaage.<br />
Schlußpunkt und Krönung des alten Marktkerns<br />
ist das im 18. Jahrhundert <strong>nach</strong> den Plänen<br />
des Veroneser Architekten Francesco Perotti entstandene<br />
Merkantilgebäude, Sitz des Merkantilmagistrats<br />
, ein bewundernswertes Beispiel der Architektur<br />
aus der Zeit der ausklingenden Renaissance<br />
im Übergang zum Barock.<br />
Rund um dieses Handelszentrum entstanden<br />
108<br />
Architektonische und<br />
städtebAuliche Aspekte<br />
schrittweise Wohnbauten und anderen Zwecken<br />
gewidmete Gebäude, die langsam die früheren bäuerlichen<br />
Gehöfte umzingelten und vereinnahmten,<br />
bis die Stadt mit den davor liegenden Ortschaften<br />
Rentsch, Zwölfmalgrein, Gries, ... zusammengewachsen<br />
war und sich ihr heutiger Umfang abzuzeichnen<br />
begann. Zu den Anfängen dieser Entwicklung<br />
zählt auch die bereits 1180 erstmals erwähnte<br />
Kirche St. Johann im Dorfe, einer der ältesten<br />
Sakralbauten Bozens. Es ist dies eine kleine<br />
intime Kapelle, deren Glockenturm sich zentral<br />
über dem Altar erhebt. Spätere Detailausführungen<br />
in der Anordnung der Fenster und die beachtlichen<br />
Fresken aus dem 14. Jahrhundert haben den Mauerformen<br />
nichts von ihrer Ausdruckskraft genommen,<br />
die bis in unsere Tage ungebrochen Zeugnis<br />
von der zartfühlend-feinen Darstellung von Demut<br />
MERKANTILGEBÄUDE<br />
architEK tonischE und<br />
städtEBauli chE asPEKtE<br />
PFARRKIRCHE<br />
und Bescheidenheit der Romanik ablegen.<br />
Mit dem Bau der Stadtpfarrkirche, also des Domes,<br />
einer dreischiffigen gotischen Kirche, wurde<br />
im 14. Jahrhundert begonnen. Die Bautätigkeit<br />
hielt auch noch in den <strong>nach</strong>folgenden Jahrhunderten<br />
bis in die Barockzeit und mit Restaurierungen<br />
bis heute an. Die Bombardierungen während des<br />
letzten Weltkriegs brachten sämtliche Dächer, das<br />
Chor- und teilweise das Langhausgewölbe zum Einsturz.<br />
Diesem an sich traurigen Ereignis verdanken<br />
wir jedoch eine interessante Entdeckung: während<br />
des Wiederaufbaus wurden unterhalb des Kirchenbodens<br />
die Reste einer früheren Kirche oder Kapelle<br />
entdeckt, ein Gotteshaus an der Zufahrtstraße<br />
zum Markt- und Handelsplatz, doch noch vor den<br />
Toren, außerhalb der Mauern gelegen.<br />
Besonders zahlreich sind in Bozen die im Mittelalter<br />
entstandenen Klöster und Abteien: die Dominikanerkirche<br />
ist für ihre Wandmalereien (an<br />
den Stil Giottos angelehnte Fresken) berühmt; die<br />
Franziskanerkirche besticht durch ihren bezaubernden<br />
Kreuzgang aus dem 14. und ihren reichhaltigen<br />
Altar aus dem 16. Jahrhundert. Die barokke<br />
Kirche der Benediktinerabtei schließlich rundet<br />
das beeindruckende Bild des Griesplatzes ab.<br />
Interessanter Ausdruck der durch Klosterleben<br />
und -gepflogenheiten bedingten baulichen Erfor-<br />
19<br />
dernisse ist die Anlage<br />
von Neustift. Sie<br />
liegt in der Nähe des<br />
heutigen Messepalastes<br />
auf den Restbeständenausgedehnter<br />
Weingärten, welche<br />
bereits im 10. Jahrhundert<br />
Eigentum der<br />
Abtei von Brixen waren.<br />
Im 17. Jahrhundert<br />
entstand hier das,<br />
was als “Landsitz” der<br />
Äbte bezeichnet werden<br />
kann: anfänglich<br />
war das Gut auch mit<br />
sämtlichen erforderlichen<br />
Räumlichkeiten<br />
für den Weinbau, wie<br />
Presse und Keller, und<br />
für die Speisenaufbewahrung<br />
und Lagerung<br />
ausgestattet. Versehen<br />
mit zwei Kapellen<br />
entstand hier die Residenz<br />
des Abtes, der,<br />
wie es scheint, aus<br />
der Verkostung seines<br />
Weines vom Bozner<br />
Boden, dem immerhin<br />
von alten Chroniken<br />
geschmacklich der<br />
Vorrang vor demjenigen<br />
des Eisacktales<br />
eingeräumt wird, noch<br />
109<br />
OBEN:<br />
NEUSTIFT<br />
LINKS:<br />
WAAGHAUS<br />
UNTEN:<br />
BENEDIKTINER-<br />
ABTEI