Einladung nach BozEn
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SCHLOSS<br />
SIGMUNDS-<br />
KRON<br />
RECHTS:<br />
MÜNZE DES<br />
GRAFEN VON<br />
TIROL<br />
SCHLOSS TIROL<br />
BEI MERAN<br />
Hochmittelalter<br />
20<br />
aus die eigentliche Besiedlung des<br />
Bozner Beckens <strong>nach</strong> seiner Urbarmachung<br />
im Mittelalter ihren Ausgang.<br />
Die Bezeichnung “Bozen” (in den<br />
Schriften des Paolo Diacono aus dem<br />
8. Jhdt. als “Bauzanum” erwähnt)<br />
könnte von dem Namen der damals<br />
mächtigsten Familie abgeleitet worden<br />
sein.<br />
Nach den Zerstörungen der Vandalen-, Alanen-,<br />
Schwaben- und Burgundereinfälle durchlebte die<br />
Region unter der Herrschaft des Gotenkönigs Theoderich<br />
endlich eine Periode der Sicherheit. Nach<br />
einer darauffolgenden, kurzen Zwischenherrschaft<br />
der Franken gelangte Bozen unter den Einfluß der<br />
von Süden heraufziehenden Langobarden.<br />
Unter Karl dem Großen wurde das Herzogtum Trient<br />
in Grafschaften neu geordnet. Jene von Bozen<br />
lag zwischen dem Herzogtum Bayern und demjenigen<br />
Trients, dem einflußreichsten, das sogar in eine<br />
Mark mit größerer Machtbefugnis umgewandelt<br />
wurde. Schloß Sigmundskron (Castrum Formigarium)<br />
war Hauptburg und Verwaltungssitz.<br />
Nach dem raschen Zerfall des karolingischen Reiches<br />
fand sich die immer wieder von ungarischen<br />
Einfällen heimgesuchte Mark zunehmend an das<br />
bayrische Reich gebunden, bis zu Beginn des 11.<br />
Jahrhunderts der Frankenkaiser Heinrich II, vor allem<br />
aber dessen Sohn Konrad II die Bischöfe von<br />
Trient und Brixen mit Verwaltungsaufgaben, Rechtsprechung<br />
und steuerlichen Rechten und Pflichten<br />
belehnten. Auf diese Weise entstand<br />
auch hierorts das Amt des Fürstbischofs.<br />
Der Bischof von Trient, in<br />
dessen Gerichtsbarkeit die Grafschaft<br />
Bozen, das Etschtal und Teile des<br />
Vintschgaus und des Eisacktales fielen,<br />
bediente sich zur Ausübung seiner<br />
Verwaltungsaufgaben sogenannter<br />
“Advokaten”, besser gesagt der<br />
mächtigsten Familien, Großgrundbe-<br />
114<br />
Bozen<br />
im Laufe der Jahrhunderte<br />
sitzer, Eigentümer von<br />
Burgen und Festungen,<br />
die in der Lage<br />
waren, Truppen<br />
auszurüsten.<br />
Dies war die Blütezeit<br />
vieler Familien,<br />
deren Namen<br />
uns heute in den Bezeichnungen<br />
der Burgen<br />
und Schlösser wiederbegegnen.<br />
Zu Macht und Ansehen<br />
gelangten unter anderem damals auch die<br />
Appian, die von Bozen in ihr gleichnamiges Schloß<br />
am rechten Ufer der Etsch übersiedelt waren. Ein<br />
Zweig dieser Familie erhielt die Grafschaft Bozen.<br />
Der Aufstieg des Hauses Tirol<br />
Jahrelange Auseinandersetzungen mit ihren Rivalen,<br />
der von Schloß Tirol oberhalb Merans stammenden<br />
Familie gleichen Namens besiegelte den Untergang<br />
der Appian. Durch ständige Unterhöhlung der<br />
bischöflichen Einflußnahme und Macht gelang den<br />
Tiroler Grafen - insbesondere unter Meinhard II<br />
von Tirol-Görz - die Errichtung des ausgedehnten,<br />
unabhängigen “de facto”-Komitats, das von ihnen<br />
den Namen erhielt. Diesem gaben sie vernünftige,<br />
nahezu “modern” anmutende Verordnungen (eine<br />
nicht vom Adel gelenkte Bürokratie, Privilegien für<br />
den Bauernstand, Förderung des Handels und Anreize<br />
zum Aufblühen städtischen Lebens), scheuten<br />
aber auch nicht davor zurück, gegebenenfalls<br />
mit eiserner Faust durchzugreifen. So bestrafte<br />
beispielsweise 1277 Meinhard die Stadt Bozen für<br />
ihre Treue zu den Trienter Bischöfen durch die Zerstörung<br />
der Dämme von Eisack und Talfer, auf daß<br />
die Stadt überschwemmt werde.<br />
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts zählt Bozen<br />
3.000 Einwohner und zeigt bereits deutlich seine<br />
Bestimmung als Handelsplatz. Zentraler Kern sind<br />
die Lauben, die inmitten des Rechtecks aus Silbergasse,<br />
Obstmarkt, Streitergasse und Rathausplatz<br />
verlaufen. Die dort entstehenden Gebäude sind ih-<br />
<strong>BozEn</strong><br />
im laufE dEr JahrhundErtE<br />
ren Aufgaben<br />
als Wohnstatt<br />
und gleichzeitigerWirkungsraum<br />
für Handel<br />
und Handwerk<br />
angepaßt<br />
und bezeugen<br />
durch ihre Ausgestaltung<br />
und<br />
ihr Erscheinungsbild<br />
die<br />
bedeutende<br />
Stellung, welche<br />
Bozen als<br />
Angelpunkt im<br />
Warenaustausch zwischen Nordeuropa und Italien,<br />
insbesondere auch dank der wachsenden Transitmengen<br />
über den Brenner, einzunehmen beginnt.<br />
Der Aufstieg der Stadt ließ sich auch nicht durch<br />
den verheerenden Brand aufhalten, der 1222 annähernd<br />
1500 Opfer forderte. In der schrittweise<br />
urbar gemachten Ebene entstanden zahlreiche Gehöfte<br />
außerhalb der Stadtmauern, sowie viele Klöster<br />
und befestigte Wohnburgen (St. Vigil, Gries,<br />
Burg Runkelstein).<br />
Unter der Herrschaft der Habsburger<br />
Im Jahre 1363 dankt die letzte Landesfürstin aus<br />
dem Grafengeschlecht der Tirol-Görz, Margarethe<br />
Maultasch, zugunsten Rudolfs von Habsburg ab. In<br />
Erkenntnis der wirtschaftlichen Bedeutung Bozens<br />
setzen die neuen Herren die Politik der städtischen<br />
Privilegien fort. 1450 erhält die Stadt das Recht<br />
auf einen eigenen Bürgermeister.<br />
Zu Beginn des 15.Jahrhunderts kommt es zu Auseinandersetzungen<br />
zwischen dem vom Reich arg<br />
bedrängten Friedrich von Habsburg mit dem Beinamen<br />
“der mit der leeren Tasche” und dem Tiroler<br />
Adel. Daß er den Aufstand siegreich zu beenden<br />
vermag, verdankt er der Unterstützung durch<br />
den Bauernstand und die Bürger der Stadt, was er<br />
mit weiteren Privilegien belohnt: im Tiroler Land-<br />
20<br />
tag (Parlament) sitzen zwei vom Stadtrat ernannte<br />
Vertreter der Stadt Bozen.<br />
Die Handwerkszünfte entwickeln sich, ihre zunehmende<br />
Bedeutung schlägt sich in den Namen einiger<br />
Straßen des Stadtzentrums nieder. Bozen wird<br />
zum Treffpunkt deutscher und italienischer Kaufleute.<br />
Mitte des 16. Jahrhunderts stehen den an<br />
Markttagen herbeiströmenden Fremden<br />
bereits mehr als fünfzig Herbergen<br />
zur Verfügung.<br />
Im Jahre 1635 erteilt die Tiroler<br />
Regentin Erzherzogin Claudia<br />
de’ Medici den Bozner Märkten eine<br />
ganze Reihe von Privilegien, die<br />
eine durchgreifende Regelung der<br />
Wechselgeschäfte mit sich bringen,<br />
während aufflammende Zwistigkeiten<br />
und Rechtshändel durch die<br />
Schaffung eines Merkantilmagistrats<br />
beigelegt werden sollen, in welchem<br />
italienische und deutsche Kaufleute<br />
gleichwertig vertreten sind.<br />
Die Privilegien des Bozner Marktes<br />
werden 1718 von Kaiser Karl VI noch erweitert.<br />
Der durch den Handel erwirtschaftete Reichtum<br />
spiegelt sich in dem prächtigen barocken Stadtbild<br />
mit seinen pompösen Gebäudefassaden.<br />
19. Jahrhundert<br />
Die Kriege und Unruhen der Neuzeit<br />
berührten die Stadt nur am<br />
Rande. Einschneidender war da<br />
schon 1797 die Besetzung durch<br />
napoleonische Truppen. Als Folge<br />
des Preßburger Abkommens fällt<br />
Tirol 1805 an das mit Frankreich<br />
verbündete Bayern. Die auf eine<br />
administrative, politische und<br />
gerichtliche Zentralisierung sowie<br />
eine Reglementierung der<br />
religiösen Feste und Glaubensausübung<br />
ausgerichteten<br />
Reformen führen schließlich<br />
115<br />
LINKS: MARGA-<br />
RETHE MAUL-<br />
TASCH, LETZTE<br />
GRÄFIN VON<br />
TIROL UND<br />
GÖRZ<br />
UNTERHALB: AN-<br />
DREAS HOFER<br />
DAS WAPPEN<br />
DER STADT<br />
BOZEN