Einladung nach BozEn
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KREUZGANG IM<br />
FRANZISKANER-<br />
KLOSTER: KREU-<br />
ZIGUNG (1340)<br />
KRÖNUNG MA-<br />
RIENS VON MI-<br />
CHAEL PACHER<br />
(1475)<br />
Jahrhundert zurück und ist noch<br />
immer erstaunlich einheitlich erhalten.<br />
Ein Blick <strong>nach</strong> oben gewährt<br />
interessante Ansichten der<br />
reich mit Blumenornamenten aus<br />
Stuck versehenen Häuserfronten<br />
mit ihren unterschiedlich verzierten<br />
Dachvorsprüngen.<br />
Verschiedene Gässchen und<br />
Durchgänge verbinden die Lauben<br />
mit den parallel verlaufenden<br />
Straßen, der Dr. Streiterund<br />
der Silbergasse. Man soll-<br />
21<br />
te es nicht verabsäumen, einige<br />
dieser Durchgänge zu begehen,<br />
denn sie liefern ein eindrucksvolles<br />
Bild von der Innenstruktur<br />
dieser alten Wohnbauten;<br />
beispielsweise ermöglicht<br />
ein bereits auf das Jahr 1549<br />
zurückreichendes altes Durchgangsrecht<br />
einen Einblick in<br />
den Ansitz Troilo (Lauben 51)<br />
mit Korridoren, kleinen Höfen<br />
mit Balkonen und Stiegenaufgängen<br />
mit den charakteristischen,<br />
gußeisernen Geländern.<br />
Die Nr. 66 enthält einen Durchgang<br />
mit Kreuzgewölbe, einen<br />
Lichthof mit Glaskuppel und Innenbalkonen,<br />
die einen reizvollen<br />
Kontrast zu den festgefügten,<br />
soliden Mauern des Hauses<br />
bilden. Nr. 30 ist das erst jüngst<br />
wieder instand gesetzte und für<br />
die Öffentlichkeit zugänglich gemachte<br />
Alte Rathaus mit Konferenzräumen,<br />
einem Café und ei-<br />
128<br />
vier Stadtrundgänge viEr stadtrundgängE<br />
ner kleinen Kunstgalerie. Lauben<br />
Nr. 39 ist das Merkantilgebäude,<br />
Sitz des Südtiroler Merkantilmagistrats.<br />
Von den Lauben gelangt man<br />
auf den mit seinen Obst- und Gemüseständen<br />
und bunten Schirmen<br />
malerisch anmutenden<br />
Obstmarkt. Vom Obstmarkt aus<br />
wenden wir uns <strong>nach</strong> rechts und<br />
erreichen <strong>nach</strong> wenigen Schritten<br />
die Franziskaner- und die<br />
Streitergasse; besonders letztere,<br />
deren Namen <strong>nach</strong> dem regen<br />
Zulieferungsverkehr für die<br />
Lager der in den Lauben gelegenen<br />
Geschäfte ehemals Karrengasse<br />
lautete, hat ihren mittelalterlichen<br />
Charakter fast unverändert<br />
beibehalten: heute noch<br />
wird sie von Stützbogen überspannt,<br />
die uralten Häuser weisen<br />
Gesimse, Giebel, Erker, Torbögen<br />
und schmale Fenster mit<br />
Gitterwerk auf.<br />
Linker Hand gelangen wir mit<br />
wenigen Schritten durch die<br />
Franziskanergasse bis zur Franziskanerkirche<br />
mit Kloster. Die<br />
vor der Kirche angebaute Säulenhalle<br />
wurde im Zuge des Wiederaufbaus<br />
<strong>nach</strong> den schweren Zerstörungen<br />
des letzten Krieges<br />
hinzugefügt. Das wunderschöne<br />
gotische Kircheninnere stammt<br />
aus dem Beginn des 14.Jahrhunderts.<br />
Der Chor ist ein vollendetes<br />
Beispiel tiroler Hochgotik.<br />
Der Hauptaltar enthält eines<br />
der hervorragendsten in Bozen<br />
erhalten gebliebenen Kunstwerke:<br />
den hölzernen Flügelaltar<br />
von Hans Klocker aus Brixen aus<br />
dem 16. Jahrhundert.<br />
In der Mitte ist im Vordergrund<br />
Christi Geburt dargestellt, dahinter<br />
auf hohem Sockel hinter dünnen,<br />
gedrehten Säulchen, die einen<br />
vergoldeten Doppelbaldachin<br />
tragen, der ganze Hofstaat<br />
der Heiligen Drei Könige. Dies<br />
alles wird umspannt von einem<br />
reich verzierten Rundbogenrahmen,<br />
auf dem Rebenstöcke und<br />
entzückende Figürchen von Winzern<br />
ineinander verschlungen<br />
sind. An den Flügeln vier Szenen<br />
aus dem Leben Mariens: Verkündigung,<br />
Aufopferung im Tempel,<br />
Beschneidung Jesu, Tod Mariens.<br />
Dieses Werk zeigt in bewundernswerter<br />
Weise die Fertigkeit des<br />
Meisters, einer Szene durch die<br />
Anordnung der Figuren das nötige<br />
Gleichmaß und die erforderliche<br />
Ausgewogenheit zu verleihen.<br />
Die Vergoldung unterstreicht<br />
durch die warmen Töne die Differenziertheit<br />
der Physiognomien<br />
und der Anteilnahme der einzelnen<br />
Figuren am Geschehen; in der<br />
Gestik der Hände, der Zuwendung<br />
eines geneigten Antlitzes, im Ausdruck<br />
der Augen scheint sich die<br />
tiefe Religiosität des Meisters widerzuspiegeln<br />
und wird der ganzen<br />
Szene wahrhafte Andacht verliehen.<br />
Die Außenseiten der Türen wurden<br />
<strong>nach</strong> 1499 von Konrad Waider<br />
aus Straubing bemalt. In vier<br />
Szenen ist der Abschied der Apostel<br />
dargestellt: die effektvolle<br />
Farbgebung unterstreicht nicht<br />
nur die Feierlichkeit der Darstellung,<br />
die Vornehmheit der Figuren<br />
und den reichen Faltenwurf<br />
der Kleidung, sondern vor allem<br />
beachtenswert ist die Land-<br />
21<br />
schaftsdarstellung: in kristallentransparentem<br />
Licht liegt eine<br />
unendlich weite Szenerie vor uns<br />
ausgebreitet, in die der Künstler<br />
jedes kleinste Detail liebevoll<br />
eingetragen hat.<br />
Der Besuch der Klosteranlage<br />
der Franziskaner schließt mit der<br />
Erhardskapelle, deren noch erhalten<br />
gebliebene, 1972 restaurierten<br />
Gemälde aus dem beginnenden<br />
14. Jahrhundert von der<br />
Hand eines deutschen Meisters<br />
uns einen Eindruck von der Gemäldekultur<br />
verschaffen, wie sie<br />
hierorts gepflogen wurde, bevor<br />
der neue von Giotto inspirierte<br />
Stil seinen Einzug hielt.<br />
Nun kehren wir zum Obstmarkt<br />
zurück und biegen dort <strong>nach</strong><br />
rechts in die Museumstraße ein:<br />
an der Ecke das Torgglhaus in<br />
neugotischem Stil ausgeführt,<br />
wie das gegenüberliegende Palais<br />
mit Giebeldach von Joseph<br />
Irschara, Ende des 19. Jahrhunderts.<br />
Am Ende der Museumstraße<br />
angelangt, lassen wir den Blick<br />
129<br />
<strong>nach</strong> rechts, gegen den oberen<br />
Teil der Sparkassenstraße<br />
schweifen: die hier befindlichen<br />
Bauten entstanden gegen<br />
Ende des vorigen Jahrhunderts<br />
in einem faszinierenden Mischstil,<br />
der neugotische Elemente<br />
mit den typisch langgestreckten,<br />
linearen Verzierungen des<br />
Jugendstils verwob. Gleich mehrere<br />
Gebäude ergeben mit ihren<br />
Türmchen, Vorsprüngen, Zinnen,<br />
Fialen und Balkonen einen einheitlichen,<br />
sehr eindrucksvollen<br />
Komplex.<br />
Linker Hand liegt das Stadtmuseum.<br />
In den Jahren von<br />
1902 bis 1904 erbaut, hat es<br />
ARCHÄOLOGISCHES<br />
MUSEUM<br />
VERKAUFSSTÄNDE<br />
AM ALTEN<br />
FISCHMARKT