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Einladung nach BozEn

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PROJEKT<br />

STADTMUSEUM<br />

erst jüngst sein hundertjähriges<br />

Bestehen gefeiert. Der an unterschiedlichstenGeschmacksrichtungen<br />

orientierte Bau schöpft<br />

aus dem Architekturreichtum des<br />

Überetsch: ein hoher Turm mit<br />

zinnenbewehrtem Giebel in tiroler<br />

Neogotik und zwei dreibogige<br />

Fenster sind seine hervorstechendsten<br />

Merkmale. Dank dem<br />

Wirken von Nicolò Rasmo hat sich<br />

das Museum zu einem modernen<br />

und vitalen Kulturzentrum gewandelt.<br />

Seine historisch-künst-<br />

21<br />

lerischen Exponate zählen zu den<br />

reichhaltigsten, die in dieser Art<br />

in ganz Südtirol zu finden sind.<br />

Die Sammlung enthält Kunstwerke<br />

vom Mittelalter bis zum 20.<br />

Jahrhundert, romanische Madonnen<br />

und Kruzifixe ebenso wie gotische<br />

Flügelaltare und die berühmten<br />

volkskundlichen Schaustücke<br />

mit gotischen Stuben, originalen<br />

Trachten und Masken.<br />

Anläßlich des hundertjährigen<br />

Bestehens des Museums entschloß<br />

sich die Gemeinde Bozen<br />

sowohl zu einer Neugestaltung<br />

des Museumsinneren als auch zu<br />

einem Anbau in Form eines weiteren<br />

Gebäudeflügels. Der Plan<br />

der Ausschreibungsgewinner,<br />

der Architekten Mitthaler aus<br />

Bruneck und Schwienbacher aus<br />

Brixen, sieht hinter dem derzeitigen,<br />

unverändert beizubehaltenden<br />

Bau die Schaffung eines<br />

Platzes vor, auf dem ein neues<br />

fünfstöckiges Gebäude zur Gänze<br />

aus Porphyrgestein entstehen<br />

soll. Der Eingang wird dann<br />

130<br />

vier Stadtrundgänge viEr stadtrundgängE<br />

auf diesen neuen Platz verlagert<br />

werden, der als Verbindung zwischen<br />

den verschiedenen urbanen<br />

Bereichen und Sprachformen<br />

zu verstehen ist. Dadurch wird<br />

nicht nur mehr Raum geschaffen,<br />

sondern auch das kulturelle<br />

Angebot erheblich erweitert und<br />

reichhaltiger gestaltet. Das Museum<br />

soll bis 2010 wieder eröffnet<br />

werden.<br />

Ein Besuch des Museums ist<br />

nicht nur allen jenen anzuraten,<br />

die an der Geschichte, der Kunst<br />

und der Kultur Südtirols Interesse<br />

haben, sondern einfach jedem<br />

Genießer von Kunstwerken,<br />

die einer Tradition entspringen,<br />

welche Elemente des nördlichen<br />

Kulturkreises mit jenen der Klassik<br />

und Renaissance zu vermengen<br />

versteht und daher ob ihrer<br />

Besonderheiten auf den Besucher<br />

einen eher außergewöhnlichen<br />

und umso faszinierenderen<br />

Reiz ausüben.<br />

Vom Museum wandern wir weiter<br />

die Sparkassenstraße hinunter,<br />

um dann links in die Leonardo<br />

da Vinci-Straße einzubiegen.<br />

Ihr folgen wir bis zur Goethestraße,<br />

die den Obstmarkt mit<br />

dem Dominikanerplatz verbindet,<br />

und schwenken von dieser in die<br />

Mustergasse ein, eine der bedeutendsten<br />

Straßen Bozens aus<br />

dem 18. Jahrhundert, denn hier<br />

liegen einige der repräsentativsten<br />

Gebäude der Stadt: gleich<br />

rechts, auf dem Musterplatz, das<br />

Palais Pock; dieses wurde 1759<br />

als Hotelpalais für durchreisende<br />

Persönlichkeiten von Rang<br />

errichtet. In der Tat beherbergte<br />

es auch Gäste wie Papst Pi-<br />

us VI (1782) und Kaiser Franz I<br />

(1822), welch letzterer Besuch<br />

dem Gebäude auch die neue Bezeichnung<br />

“Kaiserkrone” eintrug,<br />

ein Name, der dem ebenerdig<br />

gelegenen Restaurant erhalten<br />

geblieben ist.<br />

Gleich dahinter liegt das aus der<br />

gleichen Zeit stammende Palais<br />

Campofranco, das um 1860 herum<br />

Erzherzog Rainer von Österreich<br />

und seinen kleinen Hofstaat<br />

beherbergte: das dreigeschossige<br />

Gebäude weist drei großzügige<br />

Portale, einen anmutigen Balkon<br />

im 1. Stock und zwei elegante<br />

Fensterreihen auf.<br />

Das gegenüberliegende Palais<br />

Menz wurde in der zweiten<br />

Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtet<br />

und zum Teil im 18. und<br />

19. Jahrhundert erneuert; heute<br />

ist es Sitz der Banca Intesa<br />

San Paolo. Bei der Bankdirektion<br />

kann die Erlaubnis eingeholt<br />

werden, den in der zweiten Hälfte<br />

des 18. Jahrhunderts von Carl<br />

Henrici mit Wand- und Deckengemälden<br />

ausgestatteten Salon<br />

besichtigen zu dürfen: an der<br />

Decke Triumph Amors zwischen<br />

olympischen Gottheiten; an den<br />

Wänden sind in Ballszenen und<br />

Darstellungen von Maskenfesten<br />

das galante Leben und der Zeitvertreib<br />

der führenden Gesellschaftsschichte<br />

damaliger Zeiten<br />

lebensnah wiedergegeben.<br />

“Die Verzierungen des Saales<br />

scheint der Künstler einem Tiepolo<br />

<strong>nach</strong>empfunden zu haben, dessen<br />

künstlerisches Temperament<br />

dem seinen wohl nahestand ...<br />

er arbeitet mit lebhaften Tönen,<br />

21<br />

setzt klug perlfarbene Akzente,<br />

dosiert meisterhaft das Licht, verteilt<br />

eindrucksvoll figurale Elemente,<br />

in denen sich ebenfalls<br />

der venezianische Einfluß spürbar<br />

macht” (G. Conta)<br />

Vom Musterplatz führt uns ein<br />

Gässchen in die parallel gelegene<br />

Silbergasse. Hier befindet<br />

sich auch das <strong>nach</strong> den Plänen<br />

des Veronesers Francesco Perotti<br />

1727 errichtete Merkantilgebäude;<br />

mit gutem Fingerspitzengefühl<br />

verstand es der große<br />

Architekt, die Überladenheit<br />

des Barock durch die Hinzufügung<br />

klassischer Elemente<br />

voll schlichter, maßvoller Eleganz<br />

zu mildern. Das Gebäude<br />

war mehr als zwei Jahrhunderte<br />

lang Amtssitz des Merkantilmagistrates,<br />

der jeweils von den<br />

bedeutendsten der an den vier<br />

berühmten jährlichen Märkten in<br />

131<br />

Bozen teilnehmenden deutschen<br />

und italienischen Händlern gewählt<br />

wurde. Das prunkvolle Innere<br />

beeindruckt vor allem durch<br />

den Sitzungssaal mit Portraits<br />

von Mitgliedern des österreichischen<br />

Herrscherhauses, sämtlich<br />

in prächtigen Rahmen.<br />

Geht man rechts die Silbergasse<br />

weiter, gelangt man bis zum<br />

Kornplatz, dem antiken Mittelpunkt<br />

der Stadt: hier erhoben<br />

sich seinerzeit der 1277 von<br />

Meinhard II zerstörte Palast der<br />

Fürstbischöfe von Trient und die<br />

St. Andreas geweihte Hofkapelle.<br />

Hier befindet sich aber auch<br />

heute noch das Waaghaus, eines<br />

der ältesten Gebäude der Stadt.<br />

Links führt die ängstlich schmale<br />

Waaggasse wieder zurück in<br />

die Laubengasse. Wenden wir uns<br />

<strong>nach</strong> rechts, so gelangen wir wieder<br />

zurück auf den Waltherplatz.<br />

AMONNHÄUSER AM<br />

RATHAUSPLATZ

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