.RUWLNDOH /LQJXLVWLN - cortical linguistics
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116 Kochendörfer, Kortikale Linguistik, Teil 2<br />
auch für diese Zelle ein entsprechender Kontext gegeben sein muss. Wenn ein<br />
entsprechender Kontext vorhanden ist, kann der Input ein einzelnes Aktionspotenzial<br />
auslösen. Das ist ausreichend in dem Fall, dass z. B eine Wahrnehmung<br />
nur sehr kurze Zeit dauert, vielleicht gerade eine Zehntelsekunde.<br />
Ein längeres Andauern hat aber zur Folge, dass mehrere Inputimpulse erscheinen<br />
und damit auch der Kontext jeweils erneuert werden müßte. Es<br />
ist klar, dass die Erneuerung des Kontexteffekts für die Zelle A von einer<br />
Aktivität dieser Zelle ausgehen muss und nicht von einem vorangegangenen<br />
Ereignis. Das heißt, das der Zelle A entsprechende Ereignis muss sich selbst<br />
erwarten, oder technisch: Die Zelle A muss ein Erwartungspotenzial auf sich<br />
selbst erzeugen. Das setzt voraus, dass diese Zelle eine Verbindung auf sich<br />
selbst zurück hat. Analoges gilt für die Zellen D und E. Diese Konstruktion<br />
bringt an sich keine grundsätzliche Schwierigkeit mit sich, es ist aber anzunehmen,<br />
dass eine solche Verbindung von Zellen mit sich selbst nicht über<br />
Lernvorgänge aufgebaut werden kann und damit angeboren sein muss (solche<br />
Verbindungen könnten erst geschaltet werden, nachdem die betroffenen<br />
Zellen gefeuert haben, was den für diese Zellen gültigen Lernprinzipien widerspricht;<br />
eine genauere Diskussion findet sich in Kochendörfer, 2002: 100).<br />
2.4.7 Szenen<br />
Die in der Überschrift dieses Abschnitts verwendete Bezeichnung Szenen“ ”<br />
soll sich hier auf Strukturen von Folgen von Erwartungen beziehen. Auf die<br />
Erwartung ZIMMERTÜR kann die Erwartung FLUR folgen, auf die Erwartung<br />
FLUR die Erwartungen ZIMMERTÜR oder HAUSTÜR (mehrere<br />
gleichrangig vorgesehene Möglichkeiten), vielleicht auch LÄNGLICH usw.,<br />
das heißt, Erwartungen können sich zu Strukturen zusammenschließen. Interessant<br />
wird es, wenn solche Erwartungsstrukturen als Ganzes Einheiten<br />
bilden, feststellbar z. B. daran, dass es eine sprachliche Bezeichnung für den<br />
Gesamtkomplex gibt. Vermutlich bilden Komplexe, die man in der Linguistik<br />
mit Skripts“ beschrieben hat, solche Szenen. Das Standardbeispiel dafür<br />
”<br />
ist das sog. Restaurantskript“ von Schank & Abelson (1977). Man muss<br />
”<br />
allerdings feststellen, dass Skripts einige Eigenschaften haben, die zu den<br />
folgenden Überlegungen nicht gut passen. Wir verzichten auf eine genauere<br />
Auseinandersetzung.<br />
Ein Restaurantbesuch besteht aus einer Abfolge von Ereignissen, z. B. Restaurant<br />
betreten“, Bestellen“, Essen“, Bezahlen“ und Restaurant ver-<br />
” ” ” ”<br />
”<br />
lassen“. Diese Abfolge von Ereignissen kann nun nicht in derselben Weise<br />
wie eine Menge von semantischen Merkmalen zur Bildung einer Kategorie<br />
RESTAURANTBESUCH dienen, wenigstens dann nicht, wenn man sie als