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.RUWLNDOH /LQJXLVWLN - cortical linguistics

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2.4 Semantik 85<br />

könnte man das Rechteck Ausdruck“ als Repräsentation eines Vorgangs<br />

”<br />

sehen, der in der Identifikation des Ausdrucks besteht. Identifikation muss<br />

wohl dann heißen: Auswahl aus einer Menge möglicher Ausdrücke. Damit<br />

kann Ausdruck“ auch als Repräsentation eines möglichen Schallereignisses<br />

”<br />

gesehen werden, nicht nur eines Prozesses, denn die Verarbeitungsprinzipien<br />

des Kortex lassen eine Trennung von Daten und Prozessen nicht zu. Der<br />

Pfeil, der auf die Repräsentation des Ausdrucks zuführt, ist dann nicht mehr<br />

nur Andeutung einer prozesshaften Abfolge, sondern erhält eine materielle<br />

Interpretation als eine aktivierte Verbindung oder ein Bündel aktivierter<br />

Verbindungen zwischen Sinnesorganen und interner Repräsentation. Das<br />

kann natürlich nicht heißen, dass auf dieser Verbindung/diesen Verbindungen<br />

die dem Schallereignis entsprechende Information in irgend einer Weise<br />

kodiert entlangläuft, sondern es ist die Auswahl der Verbindung, die diese<br />

Information repräsentiert.<br />

Analoges gilt dann auch für die Rechtecke Bedeutung“ und innere Realität“<br />

und die darauf zuführenden bzw. von dort ausgehenden Pfeile. Der<br />

” ”<br />

gestrichelte Pfeil entspricht im Beispiel von Karl Bühler der Wahrnehmung<br />

der referenzierten Tatsache durch den Hörer. Die Realisierung der Äußerungsbedeutung<br />

ist nicht auf diesen Sinnesinput angewiesen. Die Fortsetzung<br />

einer Ereignissequenz kann aber selbstverständlich davon abhängig<br />

sein, ob ein entsprechender Sinnesinput erfolgt (durch Kopfbewegung usw.<br />

hergestellt werden kann) oder nicht.<br />

Wenn man den Aspekt der Auswahl in die Darstellung mit einbezieht, ergibt<br />

sich das Schema der Abbildung 2.4.1–2. In diesem Schema ist auch<br />

schon angedeutet, was im Folgenden als Teilbereich dessen, was unter der<br />

Überschrift Semantik“ behandelt werden könnte, Gegenstand der Diskussion<br />

sein soll. Negativ formuliert: Nicht die Menge von Verbindungen von<br />

”<br />

den Sinnesorganen zu den Ausdrücken und nicht die Verbindungen von den<br />

Ausdrücken zu den Inhalten, sondern der verbleibende Rest, wie immer er<br />

auchzubestimmenseinmag.WennmanandasBeispielderWörterbücher<br />

denkt: Es soll gerade nicht die für die Wörterbücher so wichtige Beziehung<br />

von Ausdrücken zu Inhalten thematisiert werden. Dieser Gegenstand<br />

wird in Kapitel 4 ( Lexikon“) eingehender behandelt. Sondern es soll die<br />

”<br />

Struktur und Funktion dessen abgeklärt werden, was die Inhalte selbst ausmacht.<br />

Jeder Linguist wird die Vorstellung akzeptieren, dass Inhalte nicht<br />

unabhängig voneinander spezifiziert zu denken sind, so dass man die Darstellung<br />

durch Bündel separater Rechtecke in Abbildung 2.4.1–2 sicherlich<br />

nicht wörtlich“ nehmen kann. Das ausführlich zu diskutierende Hauptproblem<br />

ist aber das Verhältnis von Bedeutung und innerer Realität oder, ”<br />

mit

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