.RUWLNDOH /LQJXLVWLN - cortical linguistics
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164 Kochendörfer, Kortikale Linguistik, Teil2<br />
ist die These, dass ein Bereich durch einen besonderen Grad der Aktivierung<br />
herausgehoben wird, problematisch wird es, wenn von Beobachtungen<br />
ausgehend doch wieder Bereiche im Kortex ausgewiesen werden, die mit<br />
” CENTRAL EXECUTIVE“, FOCUS OF ATTENTION“ usw. bezeichnet<br />
”<br />
werden (man vgl. dazu Chein, Ravizza & Fiez, 2003).<br />
Wenn es schwierig wird, die Übertragung von Daten in einen – vielleicht<br />
auch nur für eine bestimmte Aufgabenstellung zuständigen – zentralen Arbeitsbereich<br />
und ein von dort ausgehendes Abspeichern von Ergebnissen<br />
anzunehmen, hat das weitreichende Konsequenzen für die Sprachtheorie.<br />
Man kann eine direkte Verbindung herstellen zwischen der Annahme einer<br />
zentralen Verarbeitungsinstanz einerseits und der Idee der größtmöglichen<br />
Regelhaftigkeit und Redundanzfreiheit der Kompetenz andererseits: Zentrale<br />
Regeln und Prinzipien sollen auf möglichst viele Daten anwendbar sein,<br />
sowohl die Datenseite als auch die Verarbeitungsseite sind entsprechend<br />
strukturiert zu denken. Die methodische Konsequenz für die Arbeitsweise<br />
des Linguisten, die im Rahmen der generativen Sprachtheorie eine in allen<br />
Entwicklungsphasen gültige grundlegende Rolle gespielt hat, ist die Suche<br />
nach immer neuen, noch leistungsfähigeren Generalisierungen.<br />
Wenn Daten aber nicht auf einen Verarbeitungs-Punkt zusammengeführt<br />
werden, sondern entsprechend verstreut und an ihren jeweiligen Positionen<br />
ortsfest gedacht werden müssen, ist es auch nicht erforderlich und wahrscheinlich<br />
nicht einmal möglich, dass Regeln oder Konstruktionsprinzipien<br />
nur jeweils in einem Exemplar vorhanden sind. Wenn es aber mehrere bzw.<br />
viele Exemplare gibt oder geben muss, ist es auch wahrscheinlicher, dass<br />
es zu Abweichungen kommt, und eine Generalisierung – beinahe um jeden<br />
Preis – an den Realitäten vorbeigeht. Dass eine gewisse Redundanz der<br />
Repräsentationen (nicht nur der von Lernprozessen vorausgesetzten Ausgangsstruktur!)<br />
unvermeidlich ist, ist schon oben in Kapitel 2.3 festgestellt<br />
worden.<br />
Es gilt in der Tat, was Chomsky in einer 1982 publizierten Diskussion (die<br />
eher ein Interview ist) so formuliert hat:<br />
”<br />
... it might be a fundamental error to search for too much elegance<br />
in the theory of language, because maybe those parts of the brain<br />
developed the way they did in part accidentally. For example, what<br />
has been so far a very productive leading idea, trying to eliminate<br />
redundancy, could be argued to be the wrong move, because in fact<br />
we know that biological systems tend to be highly redundant for<br />
good reasons. Suppose it does turn out that biological systems are<br />
messy, either because of historical accident or maybe because they